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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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Grenzüberziehung wird geringer ausfallen. So dürfte der globale Energieverbrauch zurückgehen und 2052 nur etwa 50 Prozent über dem heutigen Wert liegen – trotz weltweiter, jahrzehntelanger, halbherziger Bemühungen um eine verbesserte Energieeffizienz. Auch der Ausstoß an Treibhausgasen wird sehr viel geringer ausfallen, aber ein gemütlicher Spaziergang wird diese Zukunft trotzdem nicht: Die Durchschnittstemperatur wird um 2 °C höher als in vorindustrieller Zeit liegen und weiter ansteigen. Die Biodiversität ist stark vermindert. Manche Regionen sind zu Wüsten geworden, andere dagegen sind überflutet. Trotzdem wird die Welt an den von mir prognostizierten zwei zusätzlichen Weltwirtschaften leichter tragen, als wenn es deren drei wären.
Langsamere Steigerung der Produktivität
    Wenn das BIP des Jahres 2052 geringer als erwartet ausfällt – in ökologischer Hinsicht ein Segen für den Planeten – dann liegt das nicht am mangelnden Wachstumsstreben der Staaten und ihrer Bevölkerung. Durch Überalterung und Bevölkerungsschwund der Gesellschaft werden einfach weniger tätige Hände verfügbar sein. Insbesondere aber wird die Produktivität der reifen Volkswirtschaften durch soziale Spannungen aufgrund der zunehmenden Ungerechtigkeit sehr viel langsamer steigen.
    Immer mehr Volkswirtschaften erreichen den Reifezustand und verlagern die Wertschöpfung in den Dienstleistungs- und Pflegesektor; der Arbeitsmarkt wird zunehmend gesättigt und die leichten Profite, die Schwellenländer durch die Übernahme von Methodik und Technik der führenden Industrienationen erzielen konnten, gehören endgültig der Vergangenheit an.
    Außerdem werden wir sehen, dass der Materialismus in unserer materiell reichen Gesellschaft an Zugkraft verliert. Dies könnte die Dynamik hin zu weiterem Wirtschaftswachstum bremsen, obwohl ich nicht glaube, dass die Auswirkungen deutlich zu spüren sein werden. Die Menschen werden den Traum, sich eines Tages vielleicht aus der grauen Masse herauskaufen zu können, bestimmt nicht so leicht aufgeben. Im Gegenteil – wenn auf der Welt das Gedränge zunimmt, dürfte sich diese Sehnsucht eher noch verstärken. Trotzdem werden sich manche ganz bewusst von der Je-mehr-desto-besser-Einstellung lossagen.
    Im Endeffekt wird die Produktivität immer langsamer steigen, die Wirtschaft in der Folge stagnieren und das BIP der Welt schließlich fallen. Wir dürfen dabei allerdings nicht vergessen, dass es sich hierbei um den globalen Trend handelt: Lokal und kurzfristig kann es zu sehr verschiedenen Anstiegen und Einbrüchen der Produktivität kommen, die alle zu diesem Trend beitragen.
Spannungen durch verminderten Konsum
    Was die begrenzte Kapazität unseres Planeten betrifft, ist die stagnierende und in der Folge schrumpfende Weltwirtschaft positiv zu bewerten. Wenn wir Glück haben, wird sich der während der Grenzüberziehung angerichtete Schaden (Klimawandel, Verlust an Artenvielfalt und die toxische Belastung der Umwelt) während der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts reparieren lassen – unter gewaltigem finanziellem Aufwand. Dies setzt allerdings voraus, dass sich der Klimawandel nicht selbst verstärkt.
    Dieses heilsame Auf und wieder Ab des großen Ganzen hat noch eine weitere Auswirkung: Weltweit wird sich ein völlig anderes Verteilungsmuster herausbilden. Der Mensch des Jahres 2052 wird im Durchschnitt mehr konsumieren. Dieser Durchschnitt basiert allerdings auf einigen Reichen, die ärmer werden und vielen Armen, die während der kommenden 40 Jahre reicher werden. Im Jahr 2052 wird der globale Durchschnittskonsument 70 Prozent mehr ausgeben können als heute. Weil aber beispielsweise die Einkommen in China besonders stark steigen, können andere im Vergleich zu heute nur noch weniger verdienen. Verlierer werden vor allem die OECD-Länder sein, angeführt von den Vereinigten Staaten.
    Ein Grund für den Stillstand beim Pro-Kopf-Verbrauch liegt im Anstieg notwendiger und freiwilliger Staatsausgaben. Angesichts von Umweltverschmutzung und immer knapper werdenden Ressourcen werden die Länder einen immer größeren Anteil ihrer Haushalte zur Bekämpfung dieser Probleme aufwenden müssen. Und in Krisenzeiten, die sich nach 2030 häufen werden, müssen zur Behebung der Schäden immer höhere Summen bereitgestellt werden. In der Folge werden weniger Konsumgüter und Dienstleistungen bereitgestellt werden; die Menschen werden notgedrungen vorrangig Umweltschäden beseitigen und mit der

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