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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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Entscheidungsprozessen die kurzfristige Denkweise die Oberhand behalten wird, dann ist das für die Prognose natürlich entscheidend; in jüngeren Jahren – und weniger erfahren mit der Realität – hätte ich sicherlich nicht so klar entscheiden können.
    In 40 Jahren Kampf für Nachhaltigkeit bin ich allerdings zu der Überzeugung gelangt, dass eine Gesellschaft – und insbesondere ein demokratische Gesellschaft – tatsächlich in der Regel die günstigste Lösung anstrebt. Eine solche verspricht das beste Verhältnis von Kosten zu Nutzen – zumindest in einem der menschlichen Zeitperspektive entsprechenden Rahmen von etwa fünf Jahren. Volkswirte nennen das eine kosteneffiziente Lösung, die mit dem eingesetzten Geld die beste Wirkung erzielt. Will man aber langfristig investieren, um in ferner Zukunft Probleme zu vermeiden, dann ist diese kurzfristige Sichtweise natürlich problematisch, denn sie wirkt klugen Entscheidungen direkt entgegen. Da kurzfristiges Denken die Entscheidungen der Wähler bestimmt, dominiert es auch das Bewusstsein der Politiker.
    Die kurzfristige Sichtweise dominiert natürlich auch die Märkte, die zukünftige Renditen in Verhältnis zu heutigen Kosten mit einem Abschlag von jährlich zehn Prozent (oder mehr) belegen. Dass bedeutet, dass ein Nutzen in 20 Jahren nur zu einem Zehntel seines wahren Werts bemessen wird. In anderen Worten: Die Lösung eines Problems in 20 Jahren lohnt sich nur, wenn dies weniger als ein Zehntel dessen kostet, was diese Lösung auf lange Sicht einspart. Wer sich mit Wirtschaft auskennt, wundert sich daher auch nicht, dass es »kosteneffizient« ist, die Welt am Klimawandel zugrunde gehen zu lassen, solange der Zusammenbruch nur mehr als 40 Jahre in der Zukunft erfolgt. Der Wert verminderter Emissionen von Treibhausgasen und damit der Rettung der Welt heute reicht nicht an den Wert des business as usual heran. Es ist billiger, die Welt in den Abgrund zu stoßen, als ihre Rettung zu versuchen.
    In der Politik sieht es dank der kurzen Amtszeiten auch nicht viel besser aus. Kein Politiker kann es sich leisten, Zeit für Vorhaben zu verschwenden, die sich erst nach der nächsten Wahl auszahlen – also normalerweise nach mehr als vier Jahren.
    Daher agieren sowohl die moderne Demokratie als auch die kapitalistischen Märkte erstaunlich kurzsichtig. Für eine Welt, der langfristig ein Klimawandel droht, ist das ein Problem. Für das Erstellen von Prognosen hingegen ist es ein unbestreitbarer Vorteil. Das kurzfristige Denken macht es sehr unwahrscheinlich, dass wir Abweichungen von der kosteneffizienten (sprich: der billigsten) Lösung sehen werden, die sich häufig vorausberechnen lässt. Diese Kurzsicht hält die Menschheit auf einem relativ schmalen Pfad mit wenigen scharfen Biegungen. Wenn ich vorhersage, dass die Welt die billigste Lösung wählt, stellt sich das normalerweise als richtig heraus.
    Zum Glück (für die Welt) gibt es hier Ausnahmen, wie sie sich beispielsweise aus dem weitsichtigen Handeln kluger Entscheidungsträger ergeben. Andere Lösungen wiederum werden der Bevölkerung angesichts einer unmittelbaren Bedrohung aufgezwungen, weil die Krise bereits ausgebrochen ist oder alle anderen Auswege bereits versperrt sind. Diese Fälle sind aber die Ausnahme; normalerweise setzt sich die billigste Lösung durch – billig natürlich nur auf kurze Sicht, das heißt in einem Zeitrahmen von weniger als fünf Jahren.
    Genau diese vorherrschende, kurzfristige Denkweise ist der Grund, weshalb ich aus voller Überzeugung voraussage, dass die Menschheit das Klimaproblem nur zum Teil lösen wird, obwohl eine komplette Lösung leicht möglich wäre. Und sie ist der Grund, weshalb ich glaube, dass die Menschheit wirkungsvolle Maßnahmen so lange aufschieben wird, bis die Klimaschäden von den Türschwellen und Stufen der Parlamentsgebäude aus nicht mehr zu leugnen sind. Ausnahmen bilden da einzig autoritäre Regime, in denen die Bevölkerung nur selten nach ihrer Meinung gefragt wird.
Mehr Staat
    Viele sind der Ansicht, dass Klimawandel und weltweite Armut die größten Herausforderungen unserer Zeit darstellen. Ihre Bekämpfung sollte Vorrang haben vor alltäglichen Aufgaben wie dem Kampf gegen Inflation, Staatsverschuldung, lokale Luftverschmutzung und nukleare Bedrohung, der Schaffung von Arbeitsplätzen sowie der Bildungs- und Gesundheitspolitik. Ich kann dem nur beipflichten, bin aber nicht davon überzeugt, dass es so kommen wird.
    Die Klima- und

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