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2053 - Der neue Tato

Titel: 2053 - Der neue Tato Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Das Multifunktionsgerät am Handgelenk verriet ihm, dass die soeben freigesetzte Energie auf einen biologischen Organismus wohl keine schadhafte Wirkung hatte, positronische Systeme aber keineswegs unbehelligt ließ. In Quinto-Center arbeiteten hochqualifizierte ehemalige Camelot-Wissenschaftler. Ihre Ergebnisse blieben der LFT verborgen. Rhodai1 stellte mit einer gewissen Bitternis fest, dass er selbst daran keineswegs unschuldig war. Trotzdem würde er auch heute nicht anders handeln, als er es damals getan hatte. Hektisch blinkend federte der Scout-Roboter vor ihm auf und ab. „Schongut", murmelte der Terraner, „bring mich zu Monkey!"
    Wir haben wohl einiges zu besprechen, fügte er in Gedanken hinzu.
    Irgendwo hinter ihm tobte der Saurier. Falls auch er aus Formenergie bestand, drängte sich die Frage auf, was seine Bewegungsfähigkeit ermöglichte.
    Reine Formenergie, wie sie im Gebäude- und Raumschiffbau eingesetzt wurde, blieb in aller Regel statisch. Zweihundert Meter, schätzte Rhodan, hatte er schon hinter sich gebracht. Er fragte sich, weshalb der Roboter ihn ausgerechnet durch diese Halle führte. Immerhin war Quinto-Center ein Konglomerat von Schächten und Korridoren, Röhrenbahnen, Antigravliften und rein mechanischen Aufzügen, dazu Rolltreppen und ungezählten Lauf- und Förderbändern. Allein fünfhundert Hauptdecks mit jeweils einhundert Metern Höhe galt es miteinander zu verbinden. Zu seiner Rechten splitterten erneut massige Stämme. Rhodan hielt inne, um den Saurier an sich vorbeiziehen zu lassen. Sein Armbandgerät registrierte heftige energetische Entladungen, ohne sie zu klassifizieren. Im nächsten Moment trat er instinktiv einen Schritt zurück... ... und starrte auf den metallenen Koloss, der sich mit urwüchsiger Gewalt einen Weg durch die Kulisse bahnte. Grelles Flackern hüllte die knapp über drei Meter hohe und nur unwesentlich schmälere Gestalt ein, doch es stammte nicht von einem aktivierten Schirmfeld, sondern entzündete sich unmittelbar auf der Panzerung. Ein arkonidischer Katsugo-Roboter! Im Zentrum der Neuen USO. Rhodans Gedanken überschlugen sich. Massige Kampfmaschinen dieses Typs waren erstmals beim Überfall auf Ertrus eingesetzt worden, und die demoralisierende Wirkung ihres Äußeren war kaum weniger hoch einzuschätzen als ihre Feuerkraft. Ihr Design glich den Ertrusern, sogar der typische Sichelhaarkamm war umgesetzt worden.
    Der Roboter schwebte vorüber. Die kurzen und ungelenkigen Stummelbeine verliehen jedem dieser Acht-Tonnen-Kolosse einen festen Stand, doch für eine gehende Fortbewegung waren sie denkbar ungeeignet. Alles an dem Kampfroboter wirkte echt. Er war keine Projektion. Für Sekundenbruchteile wandte sich der Koloss Rhodan zu. Die stilisierte, aus zwei kantigen Bauteilen stumpf aufeinandergesetzte Schädelfront hatte etwas von einer Reminiszenz an die Frühzeit des Roboterbaus: ein senkrechtes Sensor- und Membranteil, darauf quer liegend das breite, rot glühende Optikband. Darüber der stählerne Sichelkamm.
    Gerade weil er wusste, dass das optische System in allen Spektralbereichen arbeitete, glaubte Rhodan, den Blick schier zu spüren. Registrierte der Katsugo soeben den kleinen Fremdkörper in der Schulter oder sogar die winzige Narbe im Unterarmknochen? Er war vier oder fünf Jahre alt gewesen, als er sich den Arm gebrochen hatte. Obwohl nur schemenhaft vage, war die Erinnerung plötzlich wieder da. Die Begegnung dauerte nur einen hastigen Atemzug lang, der Kampfroboter hatte seine Geschwindigkeit nicht vermindert. Rhodan schluckte schwer, als er dem Koloss hinterher blickte. Er glaubte, den Katsugo mit dem Grün verschmelzen zu sehen, Verwirrt schüttelte er den Kopf, denn das war wohl schwer möglich.
    Diese Begegnung war kein Zufall. Monkey hatte sie inszeniert. Womöglich, um dem Hilferuf von Ertrus besonderes Gewicht zu geben. Aber was versprach sich der Oxtorner davon? Eine eigene Produktion von Katsugo-Robotern, um die arkonidischen Besatzungstruppen zu unterwandern? Das war bestenfalls ein aberwitziger Vorschlag, der ins Kabinett der Kuriositäten gehörte. Rhodan folgte dem erneut um seine Beine wuselnden flachen Scout. Nach weiteren zwanzig Metern wich die erdrückende Kulisse wieder dem Bild der gewohnten Umgebung. Zurückblickend sah der terranische Resident nur eine eintönige, durch nichts unterbrochene Wand. Sie verlor sich im Gewirr von Korridoren und Galerien auf mehreren Etagen. Vor ihm lag der Knotenpunkt einer Röhrenbahn.

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