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2053 - Der neue Tato

Titel: 2053 - Der neue Tato Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Kontaktstelle, zog eine grelle Lichtspur über zwei parallel liegende Mikroplatten, jede immerhin beachtliche zwei Zentimeter im Quadrat, und entlud die volle Energie, während er die Kante der oberen Platte streifte. Siem Markov sah das Unheil kommen, ohne dass ihm Zeit zur Reaktion blieb. Was sich abspielte, nahm nur zwei oder drei Sekunden in Anspruch.
    Der Laser ionisierte die Kontaktmoleküle, die entlang der Plattenkante aufgereiht waren wie Perlen auf einer Schnur und die nach ihrer nahtlosen Verbindung mit der Sensorleitung die Bewegungsmotorik des linken Waffenarms steuern sollten. In einer Kettenreaktion wurden die Moleküle deformiert, die Atome stießen ihre äußere Schale ab. Die Vielzahl im Nanosekundenbereich aufeinanderfolgender Explosionen - wie ein Film lief die Theorie vor Siem Markovs innerem Auge ab - erzeugte eine heftige Stoßfront. Vergeblich versuchte er, die neben ihm baumelnde Sensorleitung zu greifen. Er berührte die Ummantelung gerade noch mit den Fingerspitzen, dann traf ihn die Druckwelle und fegte ihn von den Füßen.
    Die komplette Frontortung war aufgeklappt. Wie eine gewaltige Plattform kragte sie weit vor. Markov schaffte es jedoch nicht einmal mehr, die Arme hochzureißen, um den Sturz einigermaßen abzufangen. Er schlug schwer auf und wurde herumgewirbelt. Der mit einer antistatischen Beschichtung versehene Untergrund bot keinen Halt - rasend schnell kam die Kante näher. Der Quintech schrie jetzt; das war der Moment, in dem er begriff, dass sein Leichtsinn ihn das Leben kosten konnte. In luftiger Höhe hatte er nicht nur auf Sicherheitsvorkehrungen verzichtet, sondern zudem den Antigravgürtel abgelegt, der ihn bei der Arbeit zwischen den eng stehenden Lamellen behindert hatte. Hinter der Kante lag das Nichts. Alle Sinneswahrnehmungen verwischten zu einem undefinierbaren Chaos.
    Ein schmerzhafter Schlag zwischen die Rippen raubte Markov den Atem. Dennoch packte er instinktiv zu und schlang die Arme um das Hindernis.
    Der harte Ruck, mit dem sein Sturz abgefangen wurde, kugelte ihm fast die Schultern aus. Siem Markov begriff, dass es nur der Verschlussmechanismus sein konnte, der ihm vorerst das Leben gerettet hatte. Lange würde er sich aber nicht halten können. Seine Beine baumelten ins Leere, die Kante der aufgeklappten Frontortung schnitt schmerzhaft in die Unterarme ein. Über sich sah er nichts als fast kugelförmig gewölbten Stahl. Eine gewaltige, erdrückende Masse. Und erst eineinhalb Meter unter ihm lag der Boden. Der Aufprall würde ihm alle Knochen zerschmettern.
    Seine Hände rutschten ab. Jeden Millimeter spürte er. Sein Hilfeschrei verhallte in der erneut losplärrenden Lautsprecherstimme. „... Überlichtflug in zwei Minuten und zwanzig ..."
    Der verzweifelte Versuch, nachzufassen, ließ ihn endgültig abrutschen. Das letzte, was er wahrnehmen würde, war der gewaltige Koloss aus Ynkon-SAC 35fach fester als Terkonit, Schmelzpunkt erst bei 129.000 Grad Celsius -, ein unglaubliches und zugleich faszinierendes Monstrum. Das breite optische Sensorband war matt. Tot. Der Katsugo war tot. Markovs Blickwinkel veränderte sich nicht mehr, die aufgeklappte Frontortung hing scheinbar unverrückbar vierzig bis fünfzig Zentimeter über ihm. Er brauchte einige Augenblicke, um wirklich zu begreifen, dass sein Sturz zum Stillstand gekommen war. „Wenn Sie sich nicht eines Tages den Hals brechen wollen, Quintech Siem, sollten Sie vorsichtiger sein." Gut einen Meter seitlich, auf dem angewinkelten Waffenarm, standen zwei Techniker. Sie hatten seinen Sturz mit dem Richtstrahl eines Antigravprojektors aufgefangen. „Rauf oder runter?"
    „Nach oben!" antwortete Siem. „Ich fürchte, die Kontaktplatten müssen erneuert werden. Ach ja, danke, für die Hilfe."
    „Lebensrettung!" hallte es vom Waffenarm herüber. Siem Markov winkte großzügig. Der Antigrav setzte ihn auf der Frontortung des Katsugo-Roboters ab. „Das kostet Sie auf jeden Fall eine Runde, Quintech Markov!" rief einer der beiden Siganesen auf dem Waffenarm, „Mindestens!" fügte der andere hinzu. Endlich hatte Markov wieder festen Boden unter den Füßen. Allerdings trat er rasch einen Schritt zurück. Der Blick in die Tiefe hatte seinen Magen rebellieren lassen.
    Das Panoramaholo unter der hochgewölbten Decke der Montagehalle ließ den Übertritt Quint-Centers in den Hyperraum erkennen, denn die üppige Sternenfülle verblasste in dem Moment. Daran, dass der ausgehöhlte Mond seinen Standort aus

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