2053 - Der neue Tato
abgeschlossen", fügte Sercenal Mantorius hinzu.
Lekam schaute zu dem fülligen Zwei-Meter-Mann auf, dessen Schädel unter dem kegelstumpfförmigen Cyberhelm mit dem silbernen Paneel bestenfalls zu ahnen war. Der untere Rand des Helmes ruhte auf breiten Schulterpolstern. In Verbindung mit der weit wallenden schwarzen Robe, die Sercenals üppige Körperfülle kaschierte, entstand ein fast düster gespenstisches Bild. „Du warst Subeat gegenüber zu weich." Lekam schürzte die Lippen. Er begann, die Fingerspitzen beider Hände rhythmisch aneinander zu führen. „Der Tato hat Startverbot verhängt, aber das Schiff verlassen dürfen wir ebensowenig." Dumpf klang Sercenals Stimme unter dem Helm hervor. „Uns läuft die Zeit davon."
„Das aus deinem Mund zu hören klingt seltsam." Sercenal Mantorius wurde einer Antwort enthoben, weil die Funkzentrale einen Richtspruch durchstellte. „Keine Bildverbindung", meldete die Zaliterin. „Ich höre", sagte Lekam. „Arkon hat die Schürfgenehmigung bestätigt." Der Tato redete schnell und mit schwankender Stimme. Es fiel ihm nicht leicht, indirekt seine Niederlage einzugestehen. „Das vermutete Emb-Vorkommen wurde als potentiell interessant bezeichnet."
„Die Mine von Dazgun Mira ist interessant", betonte Lekam. „Vor Jahren haben dort Ertrus-Prospektoren einen Schacht gebohrt, aus dem die Hinweise auf Emb stammen. Heute ist er zwar alt und baufällig, aber ich werde in Fin Calley ertrusische Arbeitskräfte anwerben und mit ihnen die Mine neu einrichten.
Oder verweigert der Tato von Ertrus nach wie vor jede Zusammenarbeit?" Sekundenlang herrschte Stille. „Ich habe dich gewarnt, Arneo Lekam", erklang es dann. „Selbst deine Katsugo-Kampfroboter werden dich und deine Leute nicht vor den Rebellen schützen können."
Das Lachen des Prospektors klang überheblich und spöttisch zugleich. „Kein Ertruser wird uns angreifen, Wir sind keine Soldaten, Tato, will das nicht in deinen Kopf? Wir sind Arkoniden, die einige einheimische Arbeitskräfte für ihre Dienste mehr als fair entlohnen werden. Wer sonst bietet diesen Terranerabkömmlingen Arbeit?"
„Ich kann dich nicht daran hindern, mit deinen Leuten blind in den Untergang zu rennen. Du schätzt die Situation auf Ertrus völlig falsch ein, Arneo Lekam. Aber das ist nicht mehr meine Angelegenheit."
„Ich weiß deine Fürsorge zu schätzen", spottete der Prospektor. „Eine Bitte habe ich dennoch: Wir müssen umfangreiches Bergbaugerät zu der alten Mine schaffen, was auf dem Landweg nur unter größten Mühen möglich ist, Deshalb brauche ich eine außerordentliche Landegenehmigung für die ARNEOLE im Zielgebiet."
„Abgelehnt!" platzte der Tato spontan heraus. „"Außerhalb des Korridors zum Raumhafen gilt striktes Flugverbot für Privatraumer, und ich denke nicht daran, diese Bestimmung aufzuweichen. Die Ertruser dürfen keine Gelegenheit erhalten, ein Raumschiff zu kapern."
„Das ist Schikane", sagte Lekam. „Nenn es, wie du willst! Halte dich an die Regeln, Arneo, dann werde ich nichts gegen dich unternehmen."
„Die Verbindung wurde im Verwaltungsgebäude unterbrochen", meldete Diirda Chalaryn Augenblicke später. „Dass der Tato dich nicht zu seinem Freundeskreis zählt, war deutlich", sagte Mantorius gleichzeitig. „Ich werd's überleben. - Die Expedition kann beginnen."
Die Nacht hing wie ein alles verschlingender Moloch über Baretus. Nur in weiter Ferne geisterten Lichtfinger über den Himmel - sie markierten das Stadtzentrum und die rund um die Uhr voranschreitenden Bauarbeiten. Kurz vor Mitternacht Ortszeit entriss ein Ring gleißender Helligkeit die untere Kugelhälfte der ARNEOLE der Finsternis. Aus der Polschleuse wurden sperrige Gerätschaften entladen. Traktorstrahlen setzten drei tiefschwarze, kantige Antigravschlitten auf der Piste ab. Jedes der kastenförmigen Transportfahrzeuge hatte eine Auflagefläche von 25 mal 15 Metern, die von meterhohen, versenkbaren Rundpfosten begrenzt wurde.
Großformatige Container folgten, danach zwei linsenförmige Boote. Jedes von ihnen war 21 Meter lang, zehn Meter breit und fünf Meter hoch. Sie erweckten den Eindruck von Kleinraumschiffen. Auch ihre Hülle war von schwer zu beschreibender Schwärze, nur hin und wieder schien sich ein Stern oder gar eine Wolkenformation darauf zu spiegeln. Schnell und präzise wurde gearbeitet. Jedes Crewmitglied wusste genau, welcher Handgriff wann und wo von ihm erwartet wurde. „Die Qolfim-Boote auf den Schlitten
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