2062 - Portal-Installateure
Frontfläche wurde zum bestimmenden Eindruck.
Als wir nur noch wenige hundert Meter entfernt waren, erschienen helle Linien entlang der mittleren, in der unteren Reihe der neun Versteifungsquadrate gelegenen Fläche. Langsam, von hydraulischen Stempeln bewegt, klappte das Tor auf und gab den Blick in den hundert Meter langen Hangar frei. Wölkchen von Eiskristallen stoben davon, während die RIMBA in die Halle einschwebte und mit einem Ruck aufsetzte, nachdem die Teleskop-Landebeine ausgefahren waren. Zunächst leises, dann lauter werdendes Rauschen drang von draußen herein, zeigte die fortschreitende Flutung des Hangars mit atembarer Atmosphäre an. Kurzfristig entstanden Nebelschwaden; an einer Seitenwand glitten die Schutzflächen vor transparenten Kontrollstandkabinen nach oben. Ruben wies wortlos auf die Ausgangstür.
Wir nahmen unsere wenigen Habseligkeiten, folgten dem engen Korridor und zwängten uns in die Schleuse. Ein Antigravfeld setzte uns im Hangar ab, und Ruben schritt energisch voraus. Luftfeuchtigkeit kondensierte perlend auf der Oberfläche der RIMBA, einem flachen Rotationsellipsoid von rund dreißig Metern Durchmesser. Schleusenschotten öffneten und schlossen sich, Korridore folgten, dann ein Antigravschacht. Schließlich betraten wir durch eine Schleuse die Zentrale, in der mindestens zwei Dutzend Sambarkin an Terminals standen. Trim und ich tauschten einen weiteren skeptischen Blick, sahen uns um und waren uns bewusst, dass Ruben wie auch seine Artgenossen jede unserer Reaktionen genau verfolgten.
Ich lächelte matt. An der Einrichtung der Zentrale gab es eigentlich nichts „auszusetzen": Steuerstände entlang den Seitenwänden, ein Podest in der Mitte, bestückt mit einer Reihe Sitzpolster, vor dem die Terminals geschwenkt werden konnten. Zwischen Podest und Frontwand eine mehrere Meter breite Gambia-Projektion, die einen Ausschnitt von Yezzikan Rimba zeigte. So weit - so gut. „Die Abschlusskontrollen laufen", sagte Ruben, wies mit gestikulierenden Lappfingern auf die Sitzpolster und nahm Platz. In seinem breiten, lippenlosen Mund blitzten zwei Reihen dreieckiger Zähne wie die Schneidflächen einer Säge auf, die Hörner schimmerten perlmuttern. „Sofern nichts Unvorhergesehenes passiert, können wir am zehnten Croz planmäßig starten." Unwillkürlich sah ich auf die klobig wirkende TLD-Plastikuhr an meinem Handgelenk; im Display liefen NGZ und Domm-Normzeit parallel. Es war kurz vor zwölf Uhr; in rund drei Stunden begann in der dommrathischen Zeitrechnung der neunte Croz. Der von Ruben genannte Starttermin war also morgen gegen zwölf Uhr, da die hundert Kilo-Hiddyn eines hiesigen Tages zwanzig Stunden und fünfzig Minuten, entsprachen. „... Gelegenheit, euch mit der CER RANGY vertraut zu machen." Seine Augen bewegten sich unabhängig voneinander. Für Augenblicke erschien etwas Lauerndes in dem Blick. Fast so, als erwarte der Dominant-Forscher Widerspruch, Kritik oder sonst eine Reaktion. Trim hielt sich ebenso zurück wie ich. Keifan interessierte sich ohnehin nicht sonderlich für Technik und zeigte sich ruhig, fast gelangweilt. Ich lächelte und machte eine ausholende Armbewegung. „Wir hören."
Weder Trim noch ich waren ausgebildete Techniker oder Ingenieure. Andererseits durfte die Basis-Wissensvermittlung in den Mutantenschulen keineswegs unterschätzt werden; aufstockende Hypnoschulung hatte immerhin den großen Vorteil, dass die übertragenen Informationen stets bereitstanden und nicht vergessen wurden. Das Wissen existierte quasi parallel zu den normalen Erinnerungen in einem paramechanisch geprägten Reservoir; Gedankenassoziationen riefen die Daten ab und ließen sie ins Wachbewusstsein treten. Es glich einer riesigen Syntron-Bibliothek, aus der unbewusst der richtige Text geladen wurde, sobald das Thema aktuell war. Wir waren also durchaus in der Lage, uns ein Bild zu machen und Vergleiche zu ziehen. „Nachdem uns das Wahre Wissen nicht länger verschlossen war", sagte Ruben zu der Gestik der Dozierenden Eindringlichkeit, „gab es eine Reihe von Versuchen, überlichtschnelle Raumschiffe zu bauen. Sechs Raumer entstanden zunächst, jeder von etwas anderer Form. Wir haben sie ins Land hinausgeschickt. Sie sollen sich verbergen, bis entweder die Bevormundung der Ritter abgeschüttelt oder die Astronautische Revolution endgültig fehlgeschlagen ist. Dann werden diese Schiffe neue Keimzellen des Widerstands sein; ihre Besatzungen entscheiden selbständig, wann und wem
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