2062 - Portal-Installateure
gebrochene Dimensionszahl von „4,5" erklärte.
In ähnlicher Weise war das vom Kompensationsfeld umschlossene Volumen nicht mehr das einer dreidimensionalen Kugel, sondern erreichte das einer Einsteinschen Hypersphäre, die um den Faktor 4,71 größer war. Ich wandte mich an Ruben: „Mit wel cher Eintauchgeschwindigkeit folgt der Übergang zum Linearflug?"
„Selten mehr als zehn Prozent der Lichtgeschwindigkeit; eher weniger! Ist aber kein Problem. Unsere Reaktoren liefern genügend Energie; pulsierend eingespeiste Protonen werden gezielt einem Gravitationskollaps unterwarfen."
„Oh, oh!" wiederholte Trim. Kein Wunder, dass sie diese überdi mensionierten Kraftwerke brauchen! durchfuhr es mich. Sie verwenden Schwarzschild-Reaktoren und pumpen deren gewaltige Energie ins Halbraumfeld! Dennoch bleibt der Wirkungsgrad gering! In Gedanken „blätterte" ich weiter, nächste Lektion der Hypnoschulung: Professor Peter K. H. Lawrence vom Terrania Institute of Technology hatte seinerzeit die Änderung des Aggregatzustands als Modell verwendet; sein Vortrag PL-82 ging in die Lehrbücher der Technik ein und blieb für Jahrhunderte unverändert bestehen.
Wurde beispielsweise Eis erwärmt, erhöhte sich seine Temperatur in Abhängigkeit seiner spezifischen Wärmekapazität mit jedem Joule zugeführter Energie um einen bestimmten Betrag an Graden. Die Wärmemenge, die bei null Grad zugeführt wurde, ohne dass sich die Temperatur dabei erhöhte, wurde die Schmelzwärme des Eises genannt. Die Temperatur blieb konstant, bis es vollständig zu flüssigem Wasser geworden war. Ähnliches galt für ein Raumschiff: Hier diente die Energie der Triebwerke dazu, die Geschwindigkeit zu erhöhen. Im Standarduniversum stellte die Lichtgeschwindigkeit allerdings die natürliche Barriere dar. Bei der statischen Komponente eines Lineartriebwerks erhöhte die zugeführte Energie deshalb nicht weiter die Geschwindigkeit, sondern veränderte - um im Bild zu bleiben - gewissermaßen den Aggregatzustand.
Natürlich wurde, wie Professor Lawrence in seinem Vortrag ironisch betont hatte, aus dem bisher festen Schiff kein flüssiges wie beim Übergang von Eis zu Wasser. Stattdessen änderte sich der Zustand in der Weise, dass es nicht mehr dem vierdimensionalen Kontinuum, sondern einem übergeordneten angehörte - eben dem Halbraum. Anders sah es bei deutlich geringerer Übergangsgeschwindigkeit aus. Ein Effekt der Relativitätsmechanik, weil ein auf einen hohen Prozentsatz der Lichtgeschwindigkeit beschleunigtes Raumschiff zwangsläufig schon einen hohen Energiegehalt barg. Dieser musste dann nur noch um einen geringen Betrag angehoben werden. Ein Übergang quasi „aus dem Stand her aus" bedurfte dagegen eines bedeutend größeren Aufwands als der nahe der „Lichtmauer". Hierbei musste das Kompensationsfeld nicht nur von einer Sekunde zur anderen vollständig hochgespannt sein, sondern hatte das Äquivalent fast der kompletten Massenträgheit zu überwinden. Terranischer Erfahrung nach barg dieses Verfahren beachtliche Gefahren, die im Extrem die Vernichtung des Raumers bedeuten konnten. Schöne Aussichten! Ich schwieg, und Ruben setzte ungerührt seine Vorstellung der CERRANGY und ihrer Parameter fort. Anschließend führte er Trim und mich durch das Schiff, nachdem wir Keifan zu seiner Kabine begleitet hatten.
Beim Rundgang sahen mein Freund und ich uns an mehr als einer Stelle nur wortlos an; sagen brauchten wir nichts, jeder wusste, was der andere dachte. Je länger wir unterwegs waren, desto mehr solcher Reaktionen bekam Ruben mit. Zunächst ignorierte er 'sie, er klärte, dozierte, nannte Betriebsparameter. Als ich jedoch wiederholt unüberhörbar seufzte, schien es dem Sambarkin zuviel zu werden. „Nun sagt es schon!" knurrte er unvermittelt, während seine Lappfinger die Gestik Hilfloser Verzweiflung zeigten. „Ein klares Wort ist mir lieber als diese vieldeutige Geräuschkulisse." Wir zögerten.
Wir waren in einem Antigravschacht von dem unteren Kraftwerksdeck nach oben geschwebt und hatten die schattenlos beleuchtete Halle des Lineartriebwerks erreicht. Plötzlich war eine körperlich spürbare Spannung zu bemerken. Ich sah, dass Trim ebenso wie ich mit sich rang. Keinesfalls wollten wir auf den Dominant-Forscher hochnäsig oder arrogant wirken, obwohl sich unsere Reaktionen durchaus so deuten ließen. Ich wich Rubens Blick aus, Trim tastete nach der Monofilament-Klinge, von der er sich gar nicht mehr trennen wollte. Für einen
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