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2069 - Die Ritter von Dommrath

Titel: 2069 - Die Ritter von Dommrath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sind bizarr. In den Feldern verläuft die Zeit wesentlich langsamer als außerhalb. Es gibt allerdings keinen temporären Stillstand, nur eine Verlangsamung. Während außerhalb jede Struktur zerfällt, Sonnen in Plasmafelder zerstäuben, Sternenhaufen einander durchdringen und ungeheure Gewalten entfesseln, verstreicht im Inneren des Feldes für uns hilflos beobachtenden Kimbaner nur ein Atemzug."
    „Ihr könnt beobachten, was in der Galaxis geschieht?"
    „Beobachten ja, aber nicht eingreifen."
    „Und was machen eure Auftraggeber, die ... Kosmokraten?" Col spuckte das Wort mit nicht weniger Hass aus, als Ayre es getan hatte. „Außerhalb der Zeitblase von Kimb sind Hunderttausende von Jahren vergangen, und wir beobachteten und warteten, doch die erhoffte Rekonstruktion der Schwerkraftlinien blieb bislang aus. Die Kosmokraten lassen durch keinerlei Aktivität erkennen, dass es sie überhaupt gibt."
    „Du hast den Glauben verloren", sagte Col Kascha. Zyn schwieg. Und dachte nach.
    Er hatte auf die Kosmokraten gebaut, und er wurde enttäuscht. Er versuchte, diese Erfahrung mit dem Gedanken an sein noch ungezeugtes Kind zu verdrängen, aber dies gelang ihm nicht. Er schämte sich seines Zorns, seiner Verachtung, doch er war überzeugt, dass. die Kimbaner diese Erfahrung bis in die allerletzte Generation niemals vergessen würden. Hätte Ayre es gesagt, hätte irgendein anderer lebender Kimbaner es gesagt, hätte er es abgestritten. Doch den ehrwürdigen Ahnen konnte, musste er nicht belügen. „Kohagen-Pasmereix wird nicht gerettet werden", sagte er. „Allein der Gedanke ist pure Illusion. Ich glaube nicht mehr daran, dass die Kosmokraten auch nur einen Gedanken an uns verschwenden. Was zählt jenseits der Materiequellen die Völkergemeinschaft einer Galaxis?"
    „Kosmokraten... Chaotarchen... Materiequellen ... Materiesenken ... Nein, ihr müsst euch eingestehen, dass ihr einen falschen Weg eingeschlagen habt. Und es gibt nur eine Rettung." Zyn Kascha wusste, was Col sagen würde. Er hatte diese Erkenntnis vor Jahrhunderten gewonnen, sie sich bislang aber nicht eingestanden. „Wenn ihr euch auf ein Spiel eingelassen habt", sagte Col Kascha, „das über euer Verständnis ging und eure Heimatgalaxis in den Untergang getrieben hat, müsst ihr die Konsequenzen in Kauf nehmen."
    „Nein", widersprach Zyn. „Nein. Holoprogramm beenden!" Col Kascha verblasste, als hätte es ihn nie gegeben. Was wahrscheinlich auch der Wahrheit entsprach. Col war bei allem Wohlwollen nur eine historisch nicht exakte Rekonstruktion aus, viel späteren Zeiten. In diesem Augenblick gestand Zyn Kascha sich zum ersten Mal in seinem Leben ein, dass er die Kosmokraten Hasste. Und dass es nur eine Lösung für ihr Dilemma gab. Drei Tage später entschied er sich, seine gesamte Kraft dafür einzusetzen, die Kimbaner zu überzeugen, das bisher Undenkbare in Angriff zu nehmen. Zu versuchen, ihre Heimat zu verlassen.
    Die Ironie des Schicksals Zyn Kascha schaute aus dem Fenster der Ahnengalerie, wie es vor Jahrzehnten das Holo seines fernen Vorfahren Col getan hatte. Zyn erinnerte sich noch ganz genau an diesen Moment. Damals hatte Erstaunen in den Augen des Holos gestanden. Sicher, eine programmierte Geste, aber sie hatte erstaunlich echt gewirkt. In Zyns Augen stand nur unendliche Traurigkeit. „Die Qual der Kimbaner hat keineswegs ewig angedauert", sagte er. „Die Qual der Kimbaner beginnt jetzt erst richtig", erwiderte Ayre Alona'de. Ihre Stimme klang genauso betroffen, ja fast hoffnungslos wie die seine. „Über Jahrzehnte hinweg habe ich die Kimbaner zu überzeugen versucht, dass sie ihre Heimat verlassen sollen", sagte er. „Und jetzt ... jetzt müssen wir sie verlassen, wenn wir nicht untergehen wollen."Er ließ den Blick ein letztes Mal durch die Ahnengalerie schweifen. Die Regale, die die Datenträger mit den Ahnenholos geborgen hatten, waren nun leer. Wenigstens sie habe ich. mitnehmen können, dachte er. Wenigstens diese Tradition können wir bewahren. Er drehte sich um und verließ mit Ayre den Raum. Hinter ihnen erlosch das Licht.
    Der flüsternde Brunnen war verstummt. Hier sprudelte schon lange kein Wasser mehr. Die leisen Geschichten von Ausgeglichenheit und Harmonie, innerer Ruhe und Verständnis waren verklungen, seit die Kimbaner es wussten und sämtliche Ressourcen umgeleitet hatten. Ein Kabinenfahrstuhl trug sie nach unten. Der Antigrav war schon längst abgeschaltet. Es war viel zu gefährlich, ihn jetzt noch Zu

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