2069 - Die Ritter von Dommrath
Heiser vor Wut.
„Du träumst", sagte sie, „Alle diese hundert Zivilisationen sind der hochstehenden Ethik der Ritter der Tiefe verpflichtet", fuhr Zyn fort. „Sie müssen überleben, damit sie ihre Botschaft an die Völker des Universums weitertragen können."
„Du träumst tatsächlich", sagte sie erneut. „Habe ich mich so in dir getäuscht?"
„Wir haben viel geschafft", widersprach er. „Wir haben einhundert Temporalfelder errichtet. Kimb und neunundneunzig andere Planetensysteme sind in Zeitblasen von dem thermodynamischen Chaos isoliert, das in unserer Galaxis herrscht. Und jetzt können wir und alle anderen Überlebenden in aller Ruhe abwarten, bis die Kosmokraten eine Ordnung wiederherstellen, die uns ein Überleben ermöglicht."
Aber seine Worte klangen selbst in seinen eigenen Ohren hohl und hilflos. Eine Ordnung, die ein Überleben ermöglichte ... Am liebsten hätte er Ayre umarmt und festgehalten. Auf ewig. Aber nicht einmal dazu war er imstande. Seine Worte klangen einfach falsch. „Hör dich doch an!" sagte sie. „Du sprichst wie ein Ahnenholo, plapperst nach, was man dir programmiert hat. Ist es wirklich so weit mit dir gekommen? Bist du wirklich der Erfüllungsgehilfe von Mächten geworden, die uns in den Untergang gestürzt haben und nun einfach vergessen? Hast du die Fähigkeit zum eigenständigen Denken restlos verloren?" Wütend sprang sie auf und stürzte aus dem Zimmer. Zyn erhob sich nachdenklich und ging am flüsternden Brunnen vorbei zur Ahnengalerie.
Hier lagerten die Datenspeicher mit allen Ahnenholos, die sich im Besitz der Familie Kascha befanden. Es waren Hunderte, wenn nicht sogar Tausende. Sie reichten zurück bis zu Col Kascha, der als Begründer der Ahnentradition und als Pionier der Holoprogrammierung galt. Darüber hinaus war die Galerie an sich ein Holoprojektor. In ihrer Datenbank waren sämtliche wichtigen historischen Schauplätze aus der Geschichte der Kimbaner gespeichert, von Hyrkoon mit den sieben Monden, dem ersten Planeten, den ihr Volk besiedelt hatte, bis hin zu Bildern der Großen Schlacht, die jedoch zumeist genauso undeutbar waren wie das Ereignis selbst.
N ach kurzem Zögern entschied Zyn sich dafür, eben jenes älteste Ahnenholo zu laden. Er ließ die Galerie die ältesten noch erhaltenen Holos von Kimb hochfahren, wenngleich er vermutete, dass es sich dabei um historisch keineswegs exakte Rekonstruktionen aus späteren Zeiten handelte. Um ihn herum entstand die Oberfläche des Planeten, ein atemberaubender Blick von einem hohen Wohnturm über eine bewaldete, sanft geneigte Anhöhe, dann einen breiten Sandstrand und schließlich das große Meer der Ahnen. Im nächsten Augenblick erschien Col Kascha vor dem Panoramafenster.
Er war klein, wesentlich kleiner, als die Kimbaner heutzutage waren. Er blinzelte und sah sich erstaunt um, eine Programmeigenschaft, die er selbst ersonnen hatte. Damit wirkte das Holo einfach echter. „Ich grüße dich", sagte Col. „Du bist mein Nachkomme in der wievielten Generation?"
„In der letzten", hörte Zyn sich zu seiner Überraschung sagen. „Es ist etwas geschehen, was du nicht verstehen kannst."Er fasste die Ereignisse, die zum Untergang von Kohagen-Pasmereix geführt hatten, kurz zusammen. „Und gerade weil du es nicht verstehst, findest du vielleicht einen Ausweg aus unserer Misere."
Col Kascha schaute aus dem Fenster. Zyn bewunderte, wie realistisch dieses frühe Programm wirkte. In Col Kaschas Blick schien eine Traurigkeit zu liegen, die den fernen Nachkommen zutiefst berührte.
„Das also ist aus unserer Welt, unserer Galaxis, geworden. Was habt ihr nur getan, ihr dummen Kinder?" Zyn suchte nach Worten. „Wir haben uns für das Gute eingesetzt", sagte er schließlich. „Wir haben das getan, was unserer Ethik entspricht, einer Ethik, die du grundlegend geprägt hast, entfernter Vorfahr."
„Ihr habt euch für die richtige Seite entschieden und dann feststellen müssen, dass diese Seite euch einfach vergisst. Damit habt ihr euch für die falsche Seite entschieden." Ein Programmfehler, dachte Zyn. Das Holo ist alt, uralt. Das Hologramm drehte sich vom Panoramafenster um und sah Zyn an. „Erzähl mir von den Temporalfeldern der Chhatt!" sagte es. „Die Temporalfelder der Chhatt übersteigen sogar das Verständnis der Kimbaner, und wir sind nach dem Untergang der Chhatt die technologisch und ethisch höchstentwickelte Spezies in ganz Kohagen-Pasmereix."
„Wie funktioniert es?"
„Die Auswirkungen
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