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207 - Weg eines Gottes

207 - Weg eines Gottes

Titel: 207 - Weg eines Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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unter der Wasseroberfläche dahinhuschten.
    »Verdammte Krokos«, murmelte er und schüttelte kurz den Kopf.
    »Was haste gesagt, Sorko?«, erkundigte sich der neben ihm gehende Mulay.
    »Ach, nix Wichtiges. Da sin wieder Krokodile im Fluss.«
    Als sie eine Stunde später bei der QUEEN OF MOPTI anlangten, fuhr soeben das Motorrad auf die Eisbrücke. Sie versteckten sich hinter einem Hügel.
    ***
    Malheur schwitzte Blut und Wasser. Er traute dem Eis nicht. Weiß der Geier, was da drunter rumschwimmt, dachte er immer wieder. In seiner Fantasie entstanden Bilder grauenerregender Bestien, die sich am liebsten von Menschenfleisch ernährten. Aber das Eis trug ihn problemlos.
    Malheur hielt sich in der ungefähren Mitte. So kam er ganz nahe am Schiffswrack und an der Treibholzansammlung vorbei. Er erschrak zu Tode, als er zwei fußlange graue Schatten bemerkte, die zwischen den Baumstämmen umher huschten. Ratten! Sie fixierten ihn aus einem Astgewirr heraus. Einige Sekunden nur, dann verschwanden sie und tauchten nicht wieder auf.
    Malheur atmete auf und gab Gas. Als er drüben war, winkte er mit beiden Armen. Zuerst gingen die Menschen los. Zögernd, dann immer entschlossener. Sie mussten gehen, um den Truck zu entlasten. Der Achtzylinder-Dieselmotor, der 730 PS auf den Boden brachte, nagelte. Dann fuhr der Kamas aufs Eis. Tagelmust lenkte ihn mit der nötigen Vorsicht, obwohl er seine Umgebung nur noch verschwommen sah.
    Langsam lenkte Tagelmust den Kamas auf das Schiffswrack zu. Das filigrane Spiel mit Gas und Kupplung ging fast über seine Kräfte.
    Plötzlich knirschte das Eis unter ihm. Der Lastwagen sackte ein Stück weg.
    »O verdammich«, fluchte der Tuareg, dem ein mächtiger Adrenalinschub durch den Körper fuhr. Für einen Moment war er hellwach. Er trat auf die Bremse. Wieder knirschte das Eis. Gefährlich laut. Der Truck kippte mit der Schnauze nach vorne. Wasser spritzte fontänenartig empor, klatschte an die Scheiben.
    Tagelmust schrie. Er riss die Fahrertür auf. Unter sich sah er Wasser, von gezackten Eisschollen begrenzt, die immer weiter weg brachen. Er stellte sich auf den zweiten Tritt und stieß sich ab. Mit einem schrillen Schrei flog er durch die Luft. In diesem Moment sackte der Kamas vollständig weg. Begleitet von einem explosionsartigen Knall verschwand das Führerhaus im Wasser. Die Ladefläche ragte steil in die Luft. Es gluckerte und blubberte, als der Lastwagen langsam absoff.
    Tagelmust war unterdessen mit sich selbst beschäftigt. Sein Sprung brachte ihn an den Rand des wegbrechenden Eises. Die Kante unter ihm gab nach. Er rutschte mit den Füßen ins Wasser. Trotz des Adrenalins in seinem Körper spürte er die furchtbare Kälte. Sie wirkte wie ein Schock.
    Der Tuareg warf sich nach vorne. Er kam mit der Brust auf dem Eis zu liegen. Instinktiv breitete er die Arme aus, um das Gewicht noch besser zu verteilen. Trotz lauten Keuchens hörte er, wie es unter ihm knirschte. Panik stieg in ihm hoch.
    Wie eine Schlange wand er seinen Oberkörper hin und her. So gelang es ihm, sich weiter aufs sichere Eis zu schieben. Dabei zog er die Füße nach. Als sie gerade das aufgewühlte Wasser verließen, das ein Stück weit aufs Eis schwappte, schaute ganz kurz etwas aus dem Eisloch. Durch den absinkenden Truck irritiert, zog es sich wieder zurück.
    Plötzlich gellten schrille Todesschreie über die Landschaft.
    Als der Kamas durchs Eis brach, entstanden zackenförmige Risse, die sich blitzschnell nach allen Seiten fortpflanzten. Ein besonders großer brach auf. Unglücklicherweise standen vier Männer direkt auf seinem Verlauf.
    Sie brüllten, als sie im Wasser versanken. Und brüllten weiter, als sie wieder auftauchten und wild um sich schlugen. Darauf hatten die schwarzen Schatten tief im Wasser nur gewartet. Elegant huschten sie heran.
    Labago hatte mehr Glück. Sie stand mit den anderen Frauen weiter vorne, wo die Risse nicht hinkamen. Voller Entsetzen beobachtete sie das Ende des Kamas und die eingebrochenen Männer. Hassan schlug um sich. Trotz der Spritzer sah sie direkt in sein Gesicht. Es war fast bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Plötzlich hielt Hassan ein. Einen Moment nur. Seine Augen wurden groß. Erstaunen hatte sich in seine Züge geschlichen. Dann schrie er so grell, wie Labago noch niemals einen Menschen hatte schreien hören. Die anderen drei schlossen sich an. Gleich darauf war das Wasser ein einziger brodelnder Höllenkessel. Arme wirbelten, Schuppenhaut wälzte sich,

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