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2070 - In der Sternenkammer

Titel: 2070 - In der Sternenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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transparente Hülle der Kapsel auf und bemerkte erst jetzt, dass er vor dem Eingang des Doms gelandet war. Er verließ die Transportkugel, und sie erhob sich augenblicklich wieder und schwebte davon, zu einem großen Landefeld in der Nähe des Doms. Früher einmal sollte diese Kosmokratentechnik nur den Rittern der Tiefe zur Verfügung gestanden haben, aber sie hatte sich anscheinend als so effizient erwiesen, dass nun der gesamte Besucherverkehr darüber abgewickelt wurde. „Willkommen", sagte das Wesen mit der sanften Stimme. Es war nur anderthalb Meter groß, ein Geschöpf mit einem borkigen Hautpanzer und einem vogelhaften Gesicht, das von einem luftigen, völlig durchsichtigen Seidengewand umhüllt wurde. Der linke Unterarm des Wesens war mit zahlreichen Instrumenten bestückt, die direkt in die Haut eingelassen zu sein schienen. „Ich bin Domwart Hydjodka. Dein Platz ist dir zuge..."
    Das Geschöpf hielt inne und blinzelte irritiert.
    Ein Domwart! dachte der Ritter von Dommrath. Die Aura dieses Ortes hatte ihn so fest in ihren Bann geschlagen, dass er noch nicht einmal die Annäherung der größten Gefahr bemerkt hatte, die es für ihn gab. Würde das Antiortungsfeld sich als zu verlässig erweisen? Hydjodka atmete zischend ein. „Du bist ..." Ja-Ron Kaschas Herz drohte zu zerspringen, aber er schwieg. „Verzeih, ehrenwerter Gast", sagte der Domwart schließlich. „Ich werde dich zu deinem Platz geleiten. Bitte ..." Hydjodka stutzte erneut und musterte die sechs Tagebuchroboter, die Ja-Ron umschwärmten. „Es ist nicht gestattet ..."
    „Das wurde im Vorfeld abgeklärt", unterbrach Ja-Ron Kascha den Domwart. „Meine psychische Stabilität hängt von der Anwesenheit meiner Helfer ab", log er. „Eine Eigenart meines Volkes. Ich habe eine Sondererlaubnis bekommen, sie zu den Feierlichkeiten mitzunehmen. Das müsste in deinen Unterlagen verzeichnet sein." Hydjodka aktivierte mit der rechten Hand ein Instrument in seinem linken Unterarm. Ein Hologramm baute sich vor ihm auf. Wortsequenzen rollten so schnell darauf ab, dass der Ritter von Dommrath ihnen nicht folgen konnte.
    Das Vogelwesen desaktivierte das Hologramm wieder. „Es ist alles in Ordnung", sagte es. „Bitte folge mir nun." Der Ritter von Dommrath wagte nicht einmal, erleichtert aufzuatmen. Seine Mittelsmänner in Norgan-Tur hatten sehr gute Arbeit geleistet. Nun ja, er hatte sie auch sehr gut bezahlt.
    Er tat wie geheißen und betrat hinter dem Domwart den Innenraum des Doms, der völlig schmucklos eingerichtet war. Unvermittelt stellte sich das Gefühl ein, sich im Inneren von etwas Lebendigem zu befinden. Die hoch aufragende Kuppel schien zu atmen und Wärme abzugeben. Ja-Ron Kascha gestand es sich nicht gern ein, aber er empfand ein Gefühl absoluter Geborgenheit.
    Und dann vereinnahmte ihn diese Geborgenheit. Er spürte, wie er der Wirklichkeit entrückte, dass er aufhörte, ein Individuum zu sein. Sein Bewusstsein löste sich vom Körper und floss in einen übergeordneten Zustand ein. Ich will das nicht, dachte Ja-Ron Kascha. Ich bin ein Ritter von Dommrath und schon lange kein Handlanger der Kosmokraten mehr. Aber er konnte sich nicht dagegen wehren. Dann schlug die leuchtende Hülle des Domes. Nicht zum erstenmal, aber diesmal endgültig. Ja-Ron wusste, dass er nicht allein im Dom war, aber er hatte keinen einzigen der anderen Anwesenden bewusst wahrgenommen. Doch nun verschmolz er mit ihnen in dem Wissen, einen Augenblick von kosmischer Bedeutung mitzuerleben. In dem hellen Leuchten, das sein Bewusstsein ausfüllte, strahlten mehrere Lichter besonders stark. Ja-Ron wusste, dass dies die Zeremonienmeister waren, die als direkte Kontaktpersonen zu den Kosmokraten galten und mit diesen auf eine geheimnisvolle Weise verbunden waren.
    Und dann dröhnte der Dom. Das Geräusch berührte Ja-Ron bis ins Innerste. Die Schwingung war eine gewaltige Woge, die ihn umfasste, in ihn eindrang und sein Bewusstsein vom Körper spaltete. Die Zeremonienmeister betraten die Empore und stellten sich um den steinernen Tisch auf, der dort stand. Ja-Ron nahm sie nur als reine Lichtimpulse wahr. Die Schwingungen der Domhülle verklangen, und es wurde dunkel. Nur die Empore lag noch unter einer trüben Helligkeit. Unwillkürlich ergriff Ja-Ron Kascha Ehrfurcht, als aus einem Nebeneingang ein Wesen auf die von einer nebelähnlich leuchtenden Aura eingehüllte Empore glitt. Es war ein tintenfischähnliches Geschöpf mit mindestens zwölf Tentakeln, aber einem

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