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2070 - In der Sternenkammer

Titel: 2070 - In der Sternenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wachen Blick in den großen Augen.
    Ein Zeremonienmeister sprach die überlieferten Worte: „Sobald er die Weihe erhalten hat, hat er das Recht, alle ihm gut dünkenden und bereitwilligen Wesen als Orbiter zu rekrutieren. Er wird in die Lage versetzt sein, im Sinne einer kosmischen Harmonie zu handeln. Während der Weihe werden die Bewusstseine längst nicht mehr existierender Ritter der Tiefe zu ihm sprechen. Sie alle sind in der stählernen Hülle des Domes verankert. Da du hier stehst: Bist du bereit, die Weihe anzunehmen?"
    „Ja", sagte das fremdartige Wesen. „So soll es denn geschehen." Eine fast überkimbanische Anstrengung war nötig, um noch einen eigenen Gedanken zu fassen und sich nicht völlig von der Zeremonie vereinnahmen zu lassen. Im Sinne einer kosmischen Harmonie... Ja-Ron Kascha lachte leise auf. Der Großteil der Ziele, die von den Rittern der Tiefe im Umgang mit den Völkern des Universums verfolgt wurden, stand durchaus im Einklang mit den ethischen Prinzipien der Dommrather.
    Aber einige erschienen ihm grausam und furchtbar. Im Lauf der letzten Jahrtausende war immer deutlicher geworden, dass die Ritter der Tiefe nicht einer Ethik im dommrathischen Sinn gehorchten, sondern im Zweifelsfall die kosmischen Prinzipien von Ordnung und Chaos als höchste Grundwerte überhaupt einordneten. Etliche der Ritter der Tiefe und ihre assoziierten Kräfte, von denen Ja-Ron gehört hatte, reagierten empfindlich auf eine Beschneidung ihrer Macht. Als hätte diese Macht, die sie zu wohldefinierten Zwecken einsetzen sollten, sie korrumpiert und sie wollten sie um ihrer selbst behalten.
    So gesehen stellten die Ritter von Dommrath in ihrem kleinen Bereich durchaus eine Art Bedrohung für den größeren, mächtigeren und älteren Orden dar. Die Philosophie der kosmischen Ordnungsmächte war deutlich: Man konnte für oder gegen sie sein. Denn letzten Endes war alles entweder Ordnung oder Chaos. Eine dritte Variante kam in diesem Denken nicht vor.
    Wie aus weiter Ferne hörte Ja-Ron, dass der Dom erneut zu schwingen begann. Die Botschaft dieser Vibrationen war eindeutig: Wir sind eins in unserem Bestreben nach Ordnung. Wir werden diese Ordnung durchsetzen, und jeder hat sich ihr zu unterwerfen. Und in diesem Augenblick wurde Ja-Ron Kascha eins klar: Die Kosmokraten würden auch weiterhin ihre Helfer rekrutieren, um ihre Vorstellung von Ordnung durchzusetzen. Je leistungsfähiger eine Gemeinschaft war, desto höher war die Wahrscheinlichkeit, dass sie von den Ordnungsmächten oder vom Chaos in den Krieg hineingezogen wurde. Das aber strebten die Ritter von Dommrath keinesfalls an. Sie wollten den Frieden nicht, um effizienter für die Ordnung oder für die Kosmokraten kämpfen zu können, sondern um der Ethik willen. Um des Friedens selbst willen.
    Das wiederum würden die Ordnungsmächte auf Dauer nicht zulassen. Sofern ... ja, sofern sie überhaupt vom Land Dommrath und der dort im Aufbau befindlichen Friedenskultur wussten. Das ist unsere Chance! erkannte Ja-Ron Kascha. Es war die reinste Ironie, doch während er hier im Dom Kesdschan, einem Zentrum der kosmokratischen Macht, der Weihe einer neuen Ordnungskraft der übergeordneten Wesen beiwohnte, lag die Zukunft des Landes Dommrath plötzlich ganz klar vor seinem geistigen Auge. Er wusste, die Erkenntnisse, die er hier und jetzt gewonnen hatte, würden sich als weichenstellend erweisen.
    Wer sich aus dem umfassenden Krieg um die Vorherrschaft im Universum, wenn nicht sogar im Multiversum, heraushalten will, erreicht dies am besten durch Isolation, dachte Ja-Ron. Und je höher eine Zivilisation technologisch entwickelt ist, desto größer ist die Gefahr, von der einen oder der anderen Seite in ihre Dienste gezwungen zu werden und dann über kurz oder lang automatisch an den Kampfhandlungen teilnehmen zu müssen. Es bedeutet also in einem gewissen Grad Sicherheit, das technologische Niveau zu begrenzen.
    Das Schwingen des Doms nahm ein abruptes Ende, und das gleißende Licht erlosch. Das entspricht nicht dem normalen Verlauf einer Ritterweihe! dachte Ja-Ron Kascha beunruhigt. Er sprang auf, versuchte, sich in der Dunkelheit zu orientieren, doch sie war allumfassend. Es wurde wieder hell, wenn auch nicht so überirdisch gleißend wie zuvor. Die normale Illumination war wieder eingeschaltet worden. Warum hat der Zeremonienmeister die Weihe unterbrochen? Kascha bekam eine Antwort auf die selbstgestellte Frage, als er sah, wie ein Domwart - er konnte nicht sagen, ob

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