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2070 - In der Sternenkammer

Titel: 2070 - In der Sternenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ritterorden heranzuführen. Machen wir die Caranesen von Irrismeet zu den Suggestoren der Ritter, zu einem wichtigen Eckbaustein bei unserem Versuch, ein friedliches, stabiles Land Dommrath zu errichten!" Ja-Ron Kascha hatte damit gerechnet, dass sein Vorschlag auf wenig Gegenliebe stoßen würde. Aber nicht damit, dass er geradezu einen Aufruhr auslöste.
     
    *
     
    „Ein großer Nachteil der Völker von Dommrath ist ihre Kurzlebigkeit", sagte Ja-Ron zu Paristez. „Kaum ein Wesen erreicht die zehn- bis zwanzigtausend Jahre Lebensspanne, die für Kimbaner völlig selbstverständlich ist."
    „Und das heißt, den anderen Völkern fehlen der Weitblick und die Geduld, die die Ritter auszeichnen. Wer eine Galaxis zu regieren hat, darf nachhaltige Ergebnisse nicht binnen fünfzig Jahren erwarten, sondern sollte lange genug leben, um angemessen zu agieren, mit einem Zeithorizont von tausend und mehr Jahren, wenn nötig. Soviel habe ich mittlerweile gelernt."
    Ja-Ron bedachte den Caranesen mit einem nachdenklichen Blick. Mein Beharren scheint sich gelohnt zu haben, dachte der Kimbaner. Aber welch andere Wahl hatten wir?
    Die Ritter von Dommrath wussten, dass es nicht mehr sehr viele Generationen von Kimbanern geben würde. Selbst bei einer Lebensdauer von bis zu zwanzigtausend Jahren war das Ende abzusehen. Sollte der Ritterorden Bestand haben, musste er für Wesen anderer Spezies geöffnet werden.
    Dennoch hatten die Beratungen jahrelang gedauert. Mein Konzept mutete einfach zu revolutionär an, dachte Ja-Ron. Der Beschluss, das Kollektiv der Ritter für Fremde zu öffnen, war gleichzeitig das Eingeständnis sich selbst gegenüber, dass die Zeit der Kimbaner allmählich abläuft. Und auch mir fiel dieses Eingeständnis schwer.
    Eine Konzession hatte Ja-Ron machen müssen. Die Ritter stellten sehr hohe Anforderungen an die neuen Mitglieder ihres Ordens, und es hatte über einhundert Jahre gedauert, bis sie unter den Irrismeetern erstmals eine Persönlichkeit ausmachten, die aufgrund ihrer Intelligenz, ihrer Kompromissfähigkeit, ihrer Führungsnatur und ihrer ethischen Einstellung für das lebenslange Amt eines Ritters von Dommrath geeignet schien. Paristez. Damit hatten sie allerdings eine richtungweisende moralische Grundsatzentscheidung getroffen. Der Ritterorden durfte nicht allein Kimbanern vorbehalten sein, sondern musste prinzipiell allen Völkern des Landes offen stehen.
    Die Völker von Dommrath sollten nach den Prinzipien der Ritter geführt werden, aber es musste auch Raum für Vertrauen bleiben. Ja-Ron ließ den Blick über PULCIAS Wächter gleiten, die Obelisken, die keinen Schatten warfen. „Wie fühlst du dich?" fragte er den Irrismeeter. „Gut. Ich spüre, wie die Schläfrigkeit von mir abfällt und meine Tatkraft zurückkehrt." Die Kimbaner hatten überrascht feststellen müssen, dass der neue Ritter auf den Kontakt mit dem Nukleus der HEILERIN ganz anders reagierte als sie. Paristez nahm die Aura der Ritter von Dommrath auf wie jeder andere auch, seine mentalen Qualitäten wurden nicht angetastet. Doch die Initiative, die der Irrismeeter nach der Initiation in den Ritterorden aufgebracht hatte, war rapide gesunken. Die Nähe des Nukleus ließ Paristez träge werden.
    Doch gleichzeitig verlangsamte die im Leichnam der HEILERIN gespeicherte Kraft seinen Alterungsprozess radikal. Die natürliche Lebensspanne des Irrismeeters war um über das Fünffache gewachsen. Diese Erfahrung hatten die ohnehin langlebigen Kimbaner nicht gemacht. Verließ der Ritter den nahen Umkreis des Nukleus wieder, verlief auch sein Alterungsprozess wieder normal, und seine Initiative und Tatkraft kehrten zurück. Doch Ja-Ron und die anderen kimbanischen Ritter sahen dies keineswegs als Katastrophe an. Das Ziel der Ritter war ja ohnehin, eine galaktische Organisation zu schaffen, die weitgehend ohne persönliche Eingriffe des Ordens auskam. „Wie ist es dem Land Dommrath ergangen, während ich geschlafen habe?"fragte der Caranese. Ja-Ron lächelte schwach. Deine Berufung zum Ritter hat sich als gelungener Schachzug erwiesen, dachte er. Aber so offen durfte er das Paristez natürlich nicht sagen. „Auf Irrismeet hat sich die Situation zum Positiven entwickelt", fasste er zusammen. „Den parabegabten Irrismeet-Caranesen ist ihre Sonderstellung sehr wohl bewusst, und sie stellen sich gern in den Dienst der Ritter - zumal nun einer davon aus ihren Reihen stammt ..."
    „Dann sind die Suggestoren der Ritter schon im ganzen Land

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