2071 - Der siebte Ritter
jemand eine tödliche Wunde zufügt, ist es aus. Der Tod ist für uns nicht so nahe wie für die meisten anderen, aber wir haben ihn nicht ganz ausgeschlossen. Damit bleibt das Leben lebenswert ... Du wirst das auch kennenlernen, wenn sich deine Lebensspanne erheblich verlängert."
„Aber dafür bin ich einfach nicht geschaffen", wehrte sich Ruben. „Wie kommst du darauf?" wollte Atlan wissen. „Begründe mir das!"
„Ich habe einfach nicht ... wie soll ich sagen ... die Fähigkeit dazu."
„Du meinst, man muss dazu geboren sein? Da kann ich dich beruhigen. Niemand ist das. Keiner von uns. Wir sind alle als normale Sterbliche geboren worden und haben teilweise ein seltsames Leben geführt, bis wir entweder unsterblich oder wie deine Gefährten Ritter wurden. Du musst dazu werden."
„Aber kann ich das auch?"
„Ruben, überleg doch einfach, was genau einen Ritter von Dommrath ausmacht. Wie leben sie denn hier? Einsam, die Geschicke einer Galaxis lenkend. Sie müssen sämtliche Verantwortung übernehmen. Es gibt niemanden, der sie ihnen abnehmen kann. Dies ist die Qualität, die sie suchen: Freigeister. Kreative Personen, die in der Lage sind, eigene Konzepte zu entwickeln, die ihre Entscheidungen aus freien Stücken treffen und nicht aufgrund der Unterordnung unter eine Autorität."
„Bei allen Freigeistern", stieß Ruben hervor, „die hätten meinen Vater nehmen sollen!"
„Es hatte vermutlich einen bestimmten Grund, weswegen sie das nicht taten", reagierte Atlan prompt. „Hättest du deinem Vater bedingungslos vertraut?"
„Im Leben nicht, ich habe ihn gehasst!" stieß Ruben hervor. „Das beantwortet deine Frage, oder nicht?" Der Sambarkin schwieg. Dann fiel ihm eine neue Ausrede ein. „Ich bin einfach noch nicht bereit dafür. Das geht alles zu schnell, auch meine Entscheidung." Sogar darauf wusste der weißhaarige Unsterbliche eine Erwiderung: „Du bist hier. Das war es doch, was du wolltest, nicht wahr? Du hast alles darangesetzt, Jahre deines Lebens geopfert, um so weit zu kommen. Alles das hat dich bereits geprägt und vorbereitet. Du bist nicht einfach zufällig hier hereingestolpert. Dies ist das Ergebnis einer langen Vorbereitung. Du bist nur über die Konsequenz überrascht, fürchtest dich nun vor dem Versagen und der Verantwortung. Und das ist nur gut so. Aber wenn du alles sorgfältig abgewägt hast, wirst du wissen, was du zu tun hast. Ob du dir nun zwei Stunden oder zwei Tage Zeit dafür nimmst - du weißt es und musst dazu stehen. Oder du läufst davon und weigerst dich, den letzten Schritt zu gehen. Aber ein Vielleicht gibt es nicht."
„Was wartet dort draußen, Atlan?" Ruben deutete mit einem Finger nach oben. „Jeden Tag ein neues Wunder, Ruben. Jeden Tag."
Diese Aussage klang noch lange in Ruben Caldrogyn nach, als er dann für sich alleine vor dem Nukleus saß und nachdachte. Wieder war er beim Anfang angekommen. Dies war nicht sein Ziel gewesen wirklich nicht? Er hatte sich nicht damit beschäftigt, wie es sein mochte, ein Ritter von Dommrath zu sein. Sich das Leben eines Mysteriums auszumalen war nicht einfach. Doch nun war er hier; zumindest das hatte sich erfüllt - eines Tages den Rittern zu begegnen. Und im Grunde genommen lag doch jetzt genau vor ihm, was er; wollte: Er bekam ein Raumschiff zur Verfügung und konnte fliegen, wohin immer er wollte ob nun im Land Dommrath oder außerhalb, blieb ihm überlassen. Es gab niemanden mehr, der über ihm stand. Der ihn zur Rechenschaft ziehen würde. Und er würde das niemals zu seinem eigenen Vorteil ausnutzen. Wenn es so wäre, hätte er mit den Kolonisten gemeinsame Sache gemacht. Oder den Catterstock und damit das Dommrathische Netz zerstört. Aber das wollte er nicht. Er wollte ja den Frieden und Wohlstand in Dommrath wahren. „Und vor allem eines, Ruben", tauchte Tayrobo plötzlich wieder neben ihm auf, als hätte er seine Gedanken gelesen: „Von einem neu berufenen Ritter, der noch nicht lange Zeit im Bannkreis des Nukleus verbracht hat, wird eine enorme Tatkraft in der Tagespolitik erwartet. Die älteren Ritter, zu denen auch ich bald gehöre, hüten eher die Mediane Gleichung und nehmen kleine entscheidende Eingriffe mit großem Zeithorizont vor. Du aber bist noch jung und voller Energie, du bist intelligent und gebildet - was du nicht weißt, hast du hier bald gelernt. Wir brauchen dich, und wenn du gut überlegst, wirst du erkennen, dass du der einzig Richtige für diese Aufgabe bist. Wir treffen keine
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