2076 - Der Sternenlotse
und ohne zu stolpern zu verlassen.
Als er draußen war und den leichten Wind auf seiner Haut spürte, konnte er sich endlich von dem Streß befreien und die aufgestaute Luft aus seinen Lungen pressen. Der Mon-Mon-Ti-Gaganaga erhob sich, gähnte ausgliebig, streckte eines seiner Beine in die Höhe und markierte den Gleiter respektlos mit seiner Duftspur Arban.Rousmitty sah großzügig darüber hinweg. Nun fielen ihm geradezu serienweise Fragen 'ein, die er noch hätte stellen sollen. Jetzt aber war es zu spät.
Der Regierungsgleiter startete und entfernte sich. Arban konnte nur noch hinterhersehen. Dann sollte er sich lieber auf die Begegnung mit den Fremden konzentrieren.
*
SOL, Hauptleitzentrale
2. März 1304 NGZ
Fee Kellind hatte es irgendwie geahnt. Nicht umsonst hatte man in der Sternenkammer der Ritter vor dem Eindringen in den Verbotenen Cluster 0057 gewarnt.
„Was ist mit dem Hypertakt?" rief sie Pria Ceineede zu.
Der Dritten Pilotin war der Schrecken ebenso in die Glieder gefahren wie den anderen in der Hauptleitzentrale. Atlan sah, daß sie bleich bis an die Lippen geworden war. Die große, schlanke Frau setzte sich wieder in den Kontursessel und fuhr herum. Ihr schmales Gesicht mit dem vorspringenden Kinn war gezeichnet wie von einem Schock. Atlan fand jedoch, daß sie sich unter den gegebenen Umständen erstaunlich gut hielt.
„Hypertakt läuft unter Vollast", antwortete sie mit schwankender Stimme. „Ist anscheinend aber wirkungslos."
„Desaktivieren!" entschied die Kommandantin.
Auch an der stets perfekt gekleideten und frisierten Fee Kellind war das Ereignis nicht spurlos vorübergegangen. Ihre Blicke flogen über die zahlreichen Instrumente. Es schien als suche sie geradezu verzweifelt nach einer Erklärung für das, was geschehen war.
Eine Reihe von Lichtern blitzte auf. Zahlenkolonnen huschten durch die Holowürfel, und das leichte Beben, das die SOL bis zu diesem Zeitpunkt erfüllt hatte, verklang. Es wurde ruhig.
Emotionaut Roman Muel-Chen stürzte im Schlafanzug in die Kabine und nahm unverzüglich seinen Platz unter der SERT-Haube ein. Er hatte Freidienst gehabt.
Die plötzliche Rückkehr der SOL zum Unterlichtflug hatte ihn aus tiefem Schlaf aufgeschreckt.
Danach hatte der junge Mann keine Sekunde verloren. Er war ein Mann, der sehr schnell umschalten konnte; nun war er hellwach.
Pria Ceineede machte ihm augenblicklich Platz. Die Dritte Pilotin schien froh zu sein, die Verantwortung auf seine breiten Schultern übertragen zu können. Sie selbst wußte, daß sie nicht zu solchen Leistungen fähig war wie Muel-Chen, denn dieser war der einzige Emotionaut an Bord des Hantelraumschiffes. Niemand außer ihm war in der Lage, die SOL allein mit seinen Gedankenimpulsen zu lenken.
Als jüngstes Mitglied der Schiffsführung hatte er 1290 NGZ seinen Dienst angetreten, damals im Alter von 26 Jahren. Bis auf den heutigen Tag war er der Jüngste in der Zentrale geblieben.
Roman Muel-Chen versuchte, 'die SOL in den Griff zu bekommen, das Raumschiff seinem Willen untetzuordnen und den Hypertakt-Flug fortzusetzen. Das aber gelang ihm nicht.
Atlan bemerkte, daß auch der Ortungs-, und Funkleitstand mittlerweile besetzt war. Viena Zakata meldete unaufgefordert, daß keinerlei Angriffe zu verzeichnen waren. Keine anderen Raumschiffe hielten sich in der Nähe der SOL auf.
Roman Muel-Chen erhob sich und blickte an sich hinunter. Es schien, als habe der Pilot das Geheimnis seines Schlafanzugmusters ohne zwingenden Grund preisgegeben. Er hätte Zeit gehabt, seine Dienstkleidung anzulegen. Danach hätte sich die Situation der SOL nicht anders gestaltet.
„Ich nehme an, niemand interessiert sich für meinen Schlafanzug und sein schönes, buntes Muster", sagte er mit .der ihm eigenen 'Ironie. Er war sichtlich bemüht, seine Gefühle vor den anderen zu verbergen. „Wir sehen uns gleich wieder,"
„Warum, so eilig?" fragte Fee Kellind. Sie schien belustigt, zu sein. „Zum ersten Mal lerne ich dich als gutaussehenden, jungen Mann kennen, der zudem noch geschmackvoll gekleidet ist. Du solltest so bleiben. Allerdings könntest du eine brennende Kerze in der Hand tragen."
Die anderen Besatzungsmitglieder in der Zentrale lachten. Damit machten sie ihrer inneren Anspannung Luft.
Muel-Chen. aber fand Fee Kellinds Bemerkung nicht so lustig. Er verzog das Gesicht, als habe er in eine Zitrone .gebissen. Mit einem wütenden Seitenblick auf, die Kommandantin verließ er die
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