2076 - Der Sternenlotse
Hauptleitzentrale.
Am Ausgang schob er sich gerade noch, an Tangens dem Falken und Myles Kantor vorbei. Die beiden Wissenschaftler eilten herbei, um die während des Zwischenfalls automatisch erfaßten Daten auszuweiten.
„Es scheint, als habe der Hyperraum selbst in diesem, Gebiet einige seiner Konstanten verändert", verkündete Myles Kantor wenig später.
Allmählich kehrte Ruhe in der Zentrale ein. Mittlerweile schienen sich die Menschen von dem Schrecken erholt zu haben, der sie erfaßt hatte. Alle Plätze waren besetzt, alle Sicherheitsvorkehrungen liefen perfekt.
Kantor schüttelte verwundert den Kopf .„Nicht nur das Hypertakt-Triebwerk, auch andere Aggregate an Bord haben Ausfallserscheinungen."
„Der Hyperraum hat sich verändert?" fragte der Arkonide.
Tu nicht so, als ob du solche Dinge zum ersten Mal erleben würdest, mahnte ihn der Extrasinn.
Denk an die Hyperraum-Parese und andere Erscheinungen! 'Und ob sich der Arkonide daran erinnerte! Als im Jahr 1200 NGZ in den Sektoren rings um Sol und Arkon der Hyperraum buchstäblich „dichtgemacht" hatte, war ein totales Chaos die Folge gewesen.
Trotzdem blickte er Kantor zweifelnd, an. „Wie soll das möglich sein?" fragte er. „Hier, ausgerechnet in Dommrath?"
„Darauf habe ich leider keine Antwort", entgegnete der Wissenschaftler. „Ich kann nur darstellen, was wir beobachtet haben. Wir haben es mit einem uns unbekannten Phänomen zu tun."
Kantor machte darauf aufmerksam, daß nicht nur gleiche und gleichartige Gerätegruppen der SOL vom Ausfall betroffen waren. In vielen Fällen konnten gestörte Aggregate durch Redundanzeinrichtungen ersetzt werden.
Dann vertiefte er sich in eine komplizierte wissenschaftliche Diskussion mit Tangens dem Falken.
Die beiden Experten, die sich selten einig waren, stellten Überlegungen in Grenzbereichen der bislang erarbeiteten Kosmophysik und des Dimensionsdenkens an, bei denen ihnen kein anderer in der Hauptleitzentrale folgen konnte. Zu einem greifbaren Resultat aber kamen sie dabei nicht. ,Die beiden Wissenschaftler konnten die Ursache der Störung nicht mit wissenschaftlich ausreichender Präzision erkennen. Sie konnten nicht sagen, woher der Eingriff in das Hypertakt-Triebwerk gekommen war und ob ihn irgend jemand oder eine unbekannte Kraft veranlaßt hatte.
Angesichts der Tatsache, daß sie sich noch nicht einmal darüber einig wurden, ob die Kausalität des Ereignisses gewahrt geblieben war, rieten sie zu höchster Vorsicht.
„Wenigstens in einer Hinsicht sind wir uns einig. Wir sind ziemlich sicher, daß wir es nicht mit einem Angriff auf uns zu tun haben", konstatierte der Chefwissenschaftler, nachdem er zusammen mit Tangens einige weitere Untersuchungen abgeschlossen hatte. „Es muß sich um eine Störung des Hyperkontimiums in großem Maßstab handeln."
„Eine Störung des Hyperkontinuums", wiederholte der Arkonide langsam, als denke er über die einzelnen Worte nach.
Seine roten Augen verdunkelten sich. Die Auskünfte der Wissenschaftler blieben unbefriedigend für ihn.
„Damit kann ich nichts anfangen", sagte er unwillig. „Das ist so weit gefaßt, als hättet ihr gesagt, die Dimensionen haben sich vorübergehend verändert."
„So könnte man es im übeigen auch formulieren", stimmte Tangens der Falke zu, ohne sich um den verwunderten Blick Kantors zu kümmern.
Atlan sah ein, daß er keine präzisere Information erhalten würde. Er beschloß, vorerst keine weiteren. Fragen zu stellen, sondern abzuwarten.
Fee Kellind ließ sich auf kein Risiko ein. Sie ordnete trotz der Aussagen des Wissenschaftlers Gefechtsbereitschaft für die SOL an.
Es war für die Kommandantin fast von zweitrangigem Interesse, was die beiden Wissenschaftler diagnostiziert hatten. Entscheidend war, daß sie ob Angriff oder nicht für den Notfall bereit war und sofort reagieren konnte. ,Nachdem einige Stunden seit dem Vorfall verstrichen waren, zeigten alle Meßergebnisse keinerlei Feindkontakt, keine Bedrohung. Es zeigte sich; daß der Hantelraumer seinen Flug unbehelligt fortsetzen könnte.
Die Kommandantin beobachtete die Anzeigen der Instrumente. Nichts entging ihr Beim geringsten Anzeichen von Gefahr vermochte sie zu handeln.
Der Arkonide wartete ab, bis Myles Kantor eine weitere Untersuchung abgeschlossen hatte. Dann unterrichtete er, ihn über das Gespräch, das er mit Kerper Latif geführt hatte.
„Die Besatzung ist unzufrieden", schloß er. „Latif hat angedeutet, daß er seine Forderungen
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