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2078 - Die Pforten von Zentapher

Titel: 2078 - Die Pforten von Zentapher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vor dreizehn Jahren, über uns gekommen war. Wenn nicht er, wer dann?
    Ja, ich würde den Architekten zur Rede stellen.
     
    *
     
    Im folgenden Halbjahr bewiesen die Bibliothekare ungeheure Schaffenslust und bewundernswerte Hingabe. Es wurde die produktivste Zeit im Kabinett Saraogh, soweit ich mich zurückerinnern konnte.
    In dieser Zeit wurden zahlreiche Bücher und Folianten restauriert. Darunter viele Werke, die als nicht mehr erneuerbar galten. Auch die Druckerei arbeitete unter Hochdruck, es wurde in drei Schichten Tag und Nacht gearbeitet. Die Bibliothekare nahmen Aufputschmittel, um besser durchhalten zu können; sie arbeiteten wie die Besessenen.
    Das Hauptverdienst an der überaus hohen Produktionsrate aber hatte Seam Envaroy. Er schien nie müde zu werden, keinen Schlaf zu brauchen, auch ohne Aufputschmittel. Und er kehrte eine Fähigkeit hervor, die uns Dutzende bereits aufgegebener Bücher rettete.
    Der Novize besaß nämlich nicht nur ein ungeheures Merkvermögen, das es ihm erlaubte, selbst zu einer wandelnden Bibliothek zu werden. Wie ich gehofft hatte, konnte, er meisterhaft logische Zusammenhänge rekonstruieren und aus verstümmelten Bruchstücken Inhalte in ihrer Ursprünglichkeit wiederherstellen.
    Kurzum, er machte aus halbverbrannten Werken wieder komplette Bücher. Dabei griff er auf Sekundärliteratur zurück um aus unbedeutenden Fußnoten, die sich auf das Hauptwerk bezogen, Texte des Hauptwerkes zu komponieren. Wenngleich seine Rekonstruktionen nicht immer wortgetreu waren, so stimmten sie doch stets inhaltlich, und darauf kam es schließlich an: auf die Richtigkeit wissenschaftlicher Aussagen.
    So verging dieses halbe Jahr unter großen Mühen und endloser Plackerei; es kostete uns Schweiß und viele schlaflose Nächte. Aber wir, waren allesamt glücklich über das Geleistete.
    Dies würde auch der Architekt anerkennen müssen, wenn er von uns Rechenschaft über den Status, der Bibliothek verlangte.
    Ich wünschte mir nichts so sehr, als daß er uns aufsuchen möge und ich ihm einen Bericht über unsere kolossale Leistung vorlegen könnte. Ich hatte über alles Protokoll geführt. Es stand alles schwarz auf weiß im Logbuch. Und ich hatte zusätzlich regelmäßige Berichte über unsere Fortschritte nach Kintradims Höhe gemeldet, allerdings ohne irgendeine Reaktion zu erhalten, nicht einmal eine Empfangsbestätigung.
    Und Kintradim Crux kam nicht nach Saraogh, wie eigentlich nicht anders zu erwarten. Darum beschloß ich eines Tages, selbst initiativ zu werden.
    Ich sagte zu Seam Envaroy, der trotz seiner „Jugend" inzwischen zu meinem Vertrauten geworden war: „Ich glaube, es ist nun an der Zeit, daß ich mich persönlich in Kintradims Höhe melde, um eine Beurteilung unserer Leistungen einzufordern. Was hältst du davon, Scam?"
    „Ich halte das für eine sehr gute Idee", antwortete der ehemalige Novize. „Es wäre an der Zeit, daß man unsere Leistungen einmal würdigt."
    „Schön, daß du mir beipflichtest, Scam", sagte ich erleichtert. „Das ermutigt mich dazu, eine dringende Forderung zu stellen."
    „Ja, tu das. Wir würden einige Helfer dringend benötigen."
    „Ich will mehr, viel mehr", sagte ich geheimnisvoll, um ihn auf die Folter zu spannen.
    Ich nahm ihn mit zu dem Gebäude, in dem der Kabinettrechner untergebracht war, auf dessen Hauptspeicher wir leider immer noch nicht zugreifen konnten und so nicht in der Lage waren, verlorene Bücher nachzudrucken.
    Ich stellte die Verbindung zu Kintradims Höhe her, und als das Empfangssignal erklang, meldete ich mich als Oberster Bibliothekar vom Kabinett Saraogh. „Was können wir für dich tun, Grim Oyschkavary?" fragte die robotische Stimme sachlich. „Das Kabinett Saraogh hat im letzten halben Jahr einen Aufschwung sondergleichen erlebt", sagte ich würdevoll. „Und das, obwohl wir mit den bescheidensten Mitteln auskommen und unter den schwierigsten Bedingungen arbeiten mußten. Ich habe darüber ausführliche Berichte verfaßt und hoffe, daß sie die richtige Beurteilung fanden."
    „Die Berichte sind angekommen und in die üblichen Kanäle weitergeleitet worden", sagte die mechanische Stimme stereotyp. „Sag, was du willst, Grim Oyschkavary!"
    „Ich möchte darauf bestehen, daß man uns schnellstens einen Techniker schickt", forderte ich mit fester Stimme, „der endlich unseren Kabinettrechner repariert. Das wäre dringend notwendig, damit wir die Lücken in den Beständen unserer Bibliothek auffüllen

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