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2082 - Ein ganz normaler Held

Titel: 2082 - Ein ganz normaler Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich wieder hinunter auf den Boden tragen. Banther sah Black, Rohr und Jennings an einem Aggregat arbeiten, von dem er keine Ahnung hatte, was es war. Sie blickten kurz zu ihm herüber, aber keiner winkte oder lächelte. Warum auch?
    Banther Richsen kam sich vor wie ein Aussätziger, völlig isoliert. Im Büro der Betriebsleitung stellte er noch einige Fragen an Kinda Apfer, vor allem die eine: „Kam es in der Vergangenheit auch schon zu solchen ... Sackgassen bei der Produktion?"
    „Nun, dann und wann schon, selbstverständlich. Wir stellen hier ein Hightech-Produkt her. Da verläuft nicht immer alles reibungslos."
    Banther Richsen glaubte, dass sie ihm auswich, aber er bohrte nicht weiter. Sie spielte ihr Spiel und er das seine. Natürlich war sie ihm geistig und was das Fachwissen betraf, hoch überlegen.
    Da machte er sich keine Illusionen. Wenn sie wollte - und alles sprach dafür -, konnte sie ihn an der Nase herumführen und hinter seinem Rücken mit den Widerständlern kooperieren. Gegen ihn.
    Er hatte das Gefühl, alle lachten ihn aus. Nicht so, wie sie es früher getan hatten, sondern hämisch, niederträchtig, nur darauf wartend, dass er unter der Last zusammenbrach. Aber den Gefallen wollte er ihnen nicht tun.
    Wie gerne hätte er sich auch eine solche weiße Binde übergezogen und ihnen allen zugerufen: „Seht her, ich bin einer von euch!" Aber dann hätte er gar nicht erst darauf warten müssen, dass die Arkoniden ihn auf Celkar zum Tode verurteilten. Vielleicht musste es auch gar nicht erst so weit kommen. Vielleicht war sein Henker schon hier. Er drehte sich zu ihm um. „Mistkerl!"
    Am anderen Tag wiederholte sich die Zeremonie. Banther Richsen und Kinda Apfer, gefolgt vom unvermeidlichen Kampfroboter, betraten die Montagehalle und ließen sich zu Lew Czelnikow hinauftragen, der vor einer langen Reihe von Bildschirmen saß und Diagramme, Zahlenkolonnen und Texte studierte. Der Ingenieur schrak auf, als er Richsen und Kinda Apfer sah. „Nun?" fragte der Verwalter von Arkons Gnaden. „Wie seid ihr weitergekommen?"
    „Leider gar nicht", antwortete Lew. Er wirkte ehrlich erschüttert. „Die einfachsten Baugruppen lassen sich nicht zusammenfügen. Teile werden von dem Rohbau nicht angenommen. Impulsströme fließen nicht. Wir stehen vor einem Rätsel"
    „Dann löst es! Wir haben schon zwei Tage vergeudet! Am fünfzehnten März ist Ultimo!" Kinda Apfer trat mit Lew Czelnikow in ein Fachgespräch ein, von dem Banther Richsen nicht die Bohne verstand. Er sah nur die Enttäuschung - echte oder gespielte? - auf ihrem Gesicht, als sie wieder gingen. „Ich begreife es nicht", war ihr einziger Kommentar. „Wenn das so weitergeht, schaffen wir den Termin nie. Aber das habe ich dir ja schon vorausgesagt." Ja, dachte er. Im Zusammenhang mit der Widerstandshaltung der Arbeiter. Banther Richsen blieb an diesem Tag in der Mittagspause im Büro der Betriebsleitung. Als Kinda Apfer und die anderen Mitarbeiter hinunter in die Kantine gegangen waren, wurde er aktiv. Banther entnahm dem Bürosyntron einen Datenträger mit Einzelheiten der Montage und flog damit zu sich nach Hause. Dort legte er den Träger in seinen Heimsyntron ein. Einige Male ließ er die gespeicherten Informationen ablaufen. Erst nach dem fünften Mal begriff selbst er einige Zusammenhänge.
    Richsen nahm den Datenträger wieder an sich und flog zur Werft zurück. Ohne das Büro aufzusuchen, begab er sich sofort in die Montagehalle und zu Lew Czelnikow, immer gefolgt von seinem Kampfroboter Mistkerl. Dann stellte er Czelnikow einige Fragen zum Produktionsablauf, die er sich aufgrund seines neuen, spärlichen Wissens zurechtgelegt hatte, und stellte fest, dass ihm der Ingenieur ehrliche Antworten gab. Seine Meinung über Czelnikow wurde bestätigt: Dies war ein Mann, dem das Wohl der Werft am Herzen lag. Sicher, auch er trug die weiße Binde, aber er war in tiefer Sorge um den Fortbestand der Werft. Wie es aussah, steckte er nicht mit den Saboteuren unter einer Decke, sondern verstand die Ausfälle und „Sackgassen" wirklich nicht. „Also woran liegt es?" fragte Richsen. „Wir sind unter uns, niemand hört zu. Warum geht es mit der Fertigstellung der APF-II-9l nicht voran?"
    „Es ist, wie ich sagte", antwortete Czelnikow. „Nichts scheint mehr zusammenzupassen."
    „Weil deine Leute es nicht wollen", sagte ihm Richsen auf die Nase zu. Czelnikow wand sich. Es war ihm anzusehen, dass er litt. „Das vielleicht auch", gab er zögernd zu.

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