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2084 - Noras Welt (German Edition)

2084 - Noras Welt (German Edition)

Titel: 2084 - Noras Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jostein Gaarder
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dass die Klimakrise kein Konflikt zwischen Nationen mehr ist. Es gibt nur eine Atmosphäre, und vom Weltraum aus sind keine Grenzen zwischen Nationen zu erkennen. Die Generationen vor uns haben diesen Konflikt miteinander ausgetragen. Wir, die wir heute jung sind, sind alle Opfer der Klimakatastrophe.«
    Sie spürt, dass der junge Araber ihre Hand drückt. Vielleicht bedeutet das, dass er ihr zustimmt. Vielleicht findet er, dass sie sich sehr überzeugend ausgedrückt hat. Vielleicht will er ihr auch nur sagen, dass sie beide zusammen Teil von etwas Großem und Wichtigem sind.
    Er blickt in die Kamera und sagt:
    »Wir stammen beide aus Ölstaaten, die sehr schnell sehr reich geworden sind. Der Unterschied ist, dass ich mein Land, das Emirat, aus dem ich stamme, wegen der brennenden Dürre und der sengenden Hitze, die dort herrschen, verlassen musste. Dort ist alles nur noch Wüste. Wir haben kein Land mehr, in dem wir wohnen könnten.«
    Sie schaut ihn an und lächelt. Dann blickt sie abermals in die Kamera und sagt:
    »Dieser junge Mann ist einer von Millionen Klimaflüchtlingen auf der Welt. Inzwischen hat er sich in meinem Land niedergelassen.«

DIE FAUSTHANDSCHUHE
     
    Sie fingen an, die Hütte aufzuräumen. Sie schloss die Ofenklappe, und er wischte den Küchentisch. Er fragte, ob er vielleicht mit nach Nyrud kommen und dort übernachten solle. – Oder hause etwa immer noch dieser junge Araber in der Kissenkammer?
    Sie lachte. Dann wurde sie ernst. Sie nahm seine Hände und schaute ihm in die Augen. »Heute lieber nicht, okay? Ich hab noch was zu erledigen … was zu schreiben und loszuschicken. Es gibt eine Frist, und sie hat mit meinem Geburtstag zu tun … Ich muss etwas hinter mich bringen, bevor ich sechzehn werde …«
    Sie steckte alle Ausdrucke und Zeitungsausschnitte zurück in die Plastiktüten und die wieder in die Taschen ihres Anoraks. Jonas nahm die Blätter mit seinem Referat und faltete sie zusammen.
    »Ich hätte gern eine bessere Antwort auf deine Frage gegeben, wie wir tausendundeine Tier- und Pflanzenart retten können. Vielleicht hab ich’s mir zu leicht gemacht, als ich einfach mein Referat genommen habe.«
    »Ich fand’s total interessant, Jonas.«
    Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und sagte mit festem Blick: »Ich bin froh, dass du wenigstens nicht hast Schluss machen müssen.«
    »Das hätte ich sowieso nie getan. Wenn’s nach mir geht, bleiben wir immer zusammen.«
     
    Sie liefen zusammen bergabwärts bis zum Breavatnet, wo ihre Wege sich trennten. Bevor sie sich voneinander verabschiedeten, fragte er, wem sie denn schreiben wolle, jemandem, den er auch kenne?
    Aber Nora tat geheimnisvoll; es handle sich um einen Menschen, den er eines Tages vielleicht kennenlernen würde, das könne allerdings noch eine Weile dauern.
    Dann erregte plötzlich etwas Jonas’ Aufmerksamkeit. Er musterte ihre roten Fausthandschuhe und sagte: »Waren deine Handschuhe nicht vorhin noch blau?«
    Sie nickte schmunzelnd.
    »Und wo sind die blauen jetzt?«
    Sie hob die behandschuhten Hände. »Hier …«
    Er schüttelte den Kopf, aber dann zog Nora die Handschuhe aus und zeigte, dass man sie umstülpen und von beiden Seiten tragen konnte. Auf der einen Seite waren die Fausthandschuhe blau, auf der anderen rot.
    Er drückte Nora an sich und sagte: »Sei vorsichtig bei den Abfahrten. Und schau bitte nicht nach … nach dieser anderen. Du darfst nicht verschwinden, Nora. Du darfst dich nicht auf die andere Seite verirren, versprich mir das! Du darfst nicht so … so aus der Welt fallen.«

DER TIERPARK
     
    Sie stehen in einer überfüllten Straßenbahn und fahren durch die große Stadt. Es ist heiß. Beide tragen blaue Jeans und helle T- Shirts. Unter dem T- Shirt trägt sie nur einen roten BH . Dem Jungen ist nicht mehr anzusehen, dass er aus einem arabischen Land kommt.
    Am Eingang eines großen Parks steigen sie aus. Über dem Eingangsportal hängt ein großes Schild, darauf steht in roten Buchstaben: THE INTERNATIONAL ZOOLOGICAL PARK. Der Eintritt ist frei. Der Internationale Tierpark in Den Haag gilt als gemeinsamer Besitz der gesamten Menschheit und steht auf der UNESCO -Welterbeliste.
    Kaum haben sie den Park betreten, sehen sie, dass es in ausgedehnten Wiesen- und Savannenlandschaften nur so von Tieren wimmelt. Auch gefährliche Raubtiere wie Tiger und Löwen laufen hier frei herum, in unmittelbarer Nachbarschaft von Antilopen und Damwild, Insektenfressern und Nagern, Menschenaffen und

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