2085 - Kintradims Heim
geradezu empört. „Jeder muss seinen Mojk selbst zusammensetzen, so dass er ihm gewissermaßen seine Seele einhaucht, um auch sein Nutznießer sein zu können."
„Und was müsste der Mojk können?"
„Er kann, wenn man ihn richtig zu handhaben weiß, die schönsten Verse von sich geben, die je in ZENTAPHER zu hören wären", antwortete Gelgenein verklärt. „Diese Verse würden selbst den Herrn von Kintradims Heim so sehr rühren, dass er nicht anders könnte, als dem Bittsteller Audienz zu gewähren."
„Man kann also vom Kabinett Herkoven-Lu nach Kintradims Heim gelangen? Und geht das nicht auch auf andere Weise als mit einem Mojk?"
„Seit ... nicht mehr", sagte Gelgenein. Der Translator benutzte den Begriff „unbekannte Zeitangabe", bevor er weiter übersetzte. „Aber nun lasst mich in Ruhe! Ihr stört nur meine Konzentration."
„Nur noch eine Frage ...", setzte Mondra an. Gelgenein unterbrach sie barsch. „Ich will meine Ruhe, habe ich gesagt!" keifte er. „Geht doch nach Brunyaga. Dort sind genügend Müßiggänger, die mit ihrer Zeit nichts anzufangen wissen.
Ich muss arbeiten!"
„Dann wünschen wir dir viel Erfolg, Gelgenein", sagte Mondra und machte sich mit Trim und Startac an den Abstieg. Sie kehrten auf den Trampelpfad zurück, der in engen Serpentinen den Berg hinabführte. Als sie außer Hörweite des Hypoorers waren, sagte Startac: „Ich gehe jede Wette ein, dass Gelgenein es nie im Leben schafft, seinen Mojk zusammenzubasteln. Und noch weniger kann ich mir vorstellen, dass man mittels einer solchen Versmaschine Einlass nach Kintradims Heim gewährt bekommt."
„Das mag schon sein", antwortete Mondra. „Aber für uns ist allein die Tatsache wichtig, dass es von Herkoven-Lu einen Weg nach Kintradims Heim gibt. Das klingt schon sehr gut."
„Und wir haben erfahren dass diese Stadt Brunyaga heißt", sagte Trim und griff auf seinen Rücken, um sich zu vergewissern, dass das Schwert noch da war. „Aber was für eine Stadt das ist", sagte Startac abfällig. „Das sieht so aus, als hätten die Erbauer ohne jegliches Konzept drauflosgebaut und willkürlich ein Haus neben das andere gestellt, wie es ihnen gerade gepasst hat." Trim stimmte dem Freund bei sich zu. Brunyaga wirkte von oben in der Tat wie eine chaotische Anhäufung von Gebäuden verschiedenster Formen.
Selbst aus der Höhe war zu erkennen, dass es sich bei den meisten Gebäuden um unregelmäßige Vielecke handelte.
Aber Brunyaga war viel größer, als sie aus größerer Höhe hatten erkennen können, denn die tiefhängenden. Wolken hatten ihnen den Blick auf die nördlichen Stadtteile verwehrt.
Nun hatten sie die Wolkengrenze unterschritten, und die Stadt lag fast in ihrer ganzen Ausdehnung vor ihnen. Sie reichte bis an die nördliche Grenze vom Kabinett Herkoven-Lu. Dahinter begann wolkenlose Leere. Nahe der Kabinettgrenze gewahrte Trim ein farbloses Flimmern, das schräg nach oben führte. Der Monochrom-Mutant schaltete seine Helmoptik zu, um den Effekt heranzuzoomen. Die Vergrößerung zeigte, dass es sich um insgesamt acht Energiebahnen handelte. Eine Farbe konnte er dem eintönigen Grau aber nicht zuordnen.
Er machte Mondra auf diese Erscheinung aufmerksam. Nachdem sie das Phänomen ebenfalls durch die Helmoptik betrachtet und anzumessen versucht hatte, erklärte sie: „Es handelt sich um vier Meter dicke, orangefarbene Energiebündel. Um welche Energie es sich handelt, lässt sich von hier aus nicht ermit teln. Es lässt sich in der Vergrößerung auch nicht erkennen, wohin diese acht Stränge führen. Die Wolken verdecken die Sicht.
Aber möglicherweise haben sie so etwas wie eine Ankerfunktion."
„Vielleicht können wir von Brunyaga aus sehen, was hier verankert wird", sagte Startac. Mit dieser Vermutung traf er genau ins Schwarze. Als sie nach insgesamt vier Stunden Wanderung die ersten Häuser am Fuße des Berges erreichten, sahen sie, womit die acht Energieleiter im Norden vom Kabinett Herkoven-Lu verbunden waren. Den drei Galaktikern bot sich ein atemberaubender Anblick.
3.
Vergangenheit: Hüter des Hauses Inkaty Chirpagnon befand sich in einem halbwachen Zustand. Er war bei Bewusstsein, dennoch konnte er nicht sehen und nicht hören, was um ihn vor sich ging. Sein Sprechorgan arbeitete ebenfalls nicht. Sein Denkvermögen schien uneingeschränkt zu funktionieren, aber er konnte seine Gedanken nicht in Worte umsetzen. Er konnte sich überhaupt nicht bewegen, fühlte sich dennoch aber nicht
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