2085 - Kintradims Heim

Titel: 2085 - Kintradims Heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt

Vom Netzwerk:

einmalig. Gerüche merkt er sich ein Leben lang und kann selbst feinste Duftnoten den Situationen zuordnen, in denen er sie aufgenommen hat.
    Alles in allem erscheint mir der Kergorah perfekt. Ich kann ihn als Haushofmeister nur empfehlen."
    Damit verblassten die Bilder. „Ich werde diese Daten Kintradim Crux übermitteln", meldete sich Wircen La'm Uvaru noch einmal. „Von seiner Entscheidung wird es abhängen, ob du am Leben bleiben darfst oder ..." Er sprach den Satz nicht zu Ende, aber Inkaty Chirpagnon wurde auch ohne besonderen Hinweis an die schrecklichen Bilder seines gefolterten Navigators erinnert. Es schien ihm danach wie eine Ewigkeit, die er in diesem seltsamen Dämmerzustand verbrachte; als wäre er in einem Stasisfeld gefangen.
    Irgendwann verspürte er jedoch eine Änderung mit sich vorgehen. Er fühlte sein Gehirn auf einmal träger werden. Er konnte keine zusammenhängenden Gedanken mehr fassen.
    Die letzten sinnvollen Gedanken, die er zu formen vermochte, befassten sich mit der Frage, ob Wircen La'm Uvaru ihm vielleicht gerade die Gnade eines schmerzlosen Todes erwies ... Dann wusste er von nichts mehr.
    Als Inkaty Chirpagnon wieder zu sich kam, fand er sich in einer düsteren Halle wieder. Er konnte sich frei bewegen und alle seine Sinne gebrauchen. Seine Bewegungsfreiheit war durch nichts eingeschränkt. Sein erster Gedanke war, dass dieser mächtige Architekt Kintradim Crux ihn doch als sogenannten Haushofmeister eingestellt hatte. In der Luft lag ein seltsamer Geruch, ein Gemisch aus Moder und Fäulnis, mit einem Schuss Salpeter und Schwefel. Die Schwerkraft war um vieles geringer als an Bord von 11-KYR, er schätzte sie auf etwas mehr als ein Gravo. Die Halle, in der er sich 'wiederfand, war etwa vier Flügelspannen breit, mindestens doppelt so hoch und insgesamt gut hundert Meter lang. Es herrschte die heilige Stille einer Kathedrale. Die Wände beiderseits vor ihm bestanden aus vielfältigen Reliefen, die in der Mehrzahl seltsame Wesen darstellten, die den Mythologien verschiedener Völker zu entstammen schienen. Er sah auch das Abbild eines Wesens, das einem Kergorah nicht unähnlich war und vermutlich einen Versha darstellte, mit dem Wircen La'm Uvaru ihn verglichen hatte. Alles in allem fühlte sich Inkaty Chirpagnon wie in den Tempel eines fremden Kultes versetzt.
    Der Boden war hart, wie aus Metall. Der düstere Schein kam von unsichtbaren Strahlern, die viele Inseln des Lichts schufen und so den schattenhaften Darstellungen an den Wänden zu einer seltsamen Lebendigkeit verhalfen. Inkaty Chirpagnon hatte das Gefühl, als könnten die Fabelwesen jederzeit herabsteigen und ihn bedrängen. Wo befand er sich?
    War dies ZENTAPHER, wo der Architekt Kintradim Crux herrschte? Irgendwo vor ihm entstand ein dumpfes Geräusch, wie das Seufzen eines erwachenden Riesen. Und dann sah er, wie sich am einen Ende der Tempelhalle ein hohes Tor öffnete. Die beiden Flügel gingen mit leisem Knarren auf, so als seien ihre Angeln rostig oder verklemmt und würden zum erstenmal seit undenklichen Zeiten wieder bewegt.
    Heller Lichtschein fiel herein und badete Inkaty Chirpagnon in blendende Grelle. Als das Tor weit offen stand und die beiden Flügel sich nicht mehr bewegten, hatte der Kergorah den Eindruck, dass dies eine stumme Aufforderung an ihn war, durch das Tor in den dahinterliegenden Raum aus purem Licht zu ge hen. Er setzte sich zögernd in Bewegung, schritt dann forscher aus; sein wiegender Gang, begleitet von sanftem Fächern der Flügel, sollte ihm Würde und Bedeutung verleihen.
    Als er die Torschwelle überschritt, wich die blendende Grelle, und Inkaty Chirpagnon kam in eine weitere Halle, die zwar doppelt so groß wie die „Tempelhalle" war, aber keineswegs düster, sondern lichtdurchflutet, zudem war sie prunkvoll ausgestattet. Die glatten Wände schimmerten wie aus einem Gemisch von Gold und Silber. Sie waren mit unterschiedlich großen, schlichten Bilderrahmen behangen, die keine Bilder enthielten - es hätte sich ebenso um inaktive Monitoren handeln können. Über den Boden der Halle verteilt standen an die zwanzig Pulte verschiedener Größe und Formen, vor denen wenige einfach geformte Sitzgelegenheiten schwebten. Sie waren für wesentlich kleinere Wesen als die Instinktkrieger oder die Kergorah gedacht.
    Entlang den Wänden erstreckten sich Konsolen mit technischen Gerätschaften, die Inkaty unbekannt vorkamen. Auch die Höhe dieser Konsolen und die filigran wirkenden