2086 - Spur nach ZENTAPHER
war, soweit er es überschauen konnte, vollständig von Gebirge bedeckt. Die Gipfel waren bis zu einem Kilometer hoch. Schon allein das stellte einen Verstoß gegen die in ganz ZENTAPHER gültige Obergrenze von hundert Metern Höhe dar. Zwischen den höchsten Gipfeln und der Wolkengrenze lagen keine fünfzig Meter Zwischenraum.
Die Gondel landete nicht auf dem Marktplatz einer Siedlung, wie Kascha es bislang immer erlebt hatte, sondern in einem tiefen, unbewohnten Tal. Von der Talsohle, ihrem Landeplatz, verliefen in vier Richtungen Pfade bergaufwärts. Einer davon führte Kascha nach Brunyaga.
Etwa fünftausend Personen lebten in der Stadt, Vertreter der verschiedenartigsten Völker aus ZENTAPHER. Kascha fand schnell heraus, daß es sich um Bittsteller handelte, die Kintradims Heim aufsuchen und dort direkt beim Architekten für ihre Sache werben wollten.
Kintradim Crux hatte offensichtlich des öfteren Audienzen abgehalten, an denen die Bittsteller teilnehmen konnten, vorausgesetzt, sie wurden von den Keyrettlern, den Betreibern Brunyagas, in das Kabinett Kintradims Heim eingelassen.
Doch solche Empfänge hatte es schon seit geraumer Zeit nicht mehr gegeben; der Kontakt mit Kintradims Heim war abgerissen. Mohodeh Kascha wußte als einziger auf dem Kabinett, daß es nie wieder Audienzen im Schloß des Architekten geben würde - denn Kintradim Crux war tot.
Doch der Kimbaner bewahrte Schweigen darüber.
Er machte sich unverzüglich an die Untersuchung der riesenhaften, den Himmel beherrschenden Plattform aus grauem Material, die über Herkoven-Lu schwebte. Er war nicht so weit gekommen, um jetzt aufzugeben. Notfalls würde er in das Kabinett einbrechen ...
*
Fünfhundert Meter, dachte Mohodeh Kascha. Maximal fünfhundert Meter trennten ihn von seinem Ziel.
Die beiden Kabinette kamen ihm vor wie die Oberflächen zweier riesiger Treppenstufen. Eine materielle Verbindung zwischen ihnen fand er nicht. Doch mit den Optiken seines Anzugs entdeckte er acht nebeneinanderliegende, orangefarbene, energetische Strahlen, die den Norden von Herkoven-Lu und den Süden von Kintradims Heim miteinander verbanden.
Jeder dieser Strahlen war gut vier Meter dick.
Seine Ortergeräte stellten zwar das Beste dar, was das Land Dommrath zu bieten hatte. Teils stammten sie aus der Sternenkammer der Ritter, teils hatte er sie von seinen Reisen mit der ATHA'KIMB mitgebracht. Aber bei diesen Strahlen versagten sie. Sie konnten ihm keinerlei Aufschluß über die energetische Natur des Phänomens geben.
Er konnte sie aber nutzen, nachdem er die Wächter überlistet hatte, und erreichte auf diesem Weg das Kabinett Kintradims Heim. Er ignorierte die Wesen komplett, die sich in dem Kabinett aufhielten und wohl von einer direkten Audienz beim Architekten schwärmten, sondern versuchte, in das prächtige Gebäude einzubrechen, das sich im Zentrum des Kabinetts erhob.
Es gab keinen Eingang, nichts, was als Pforte zu nutzen war. Doch Kascha war geduldig, und er ließ seine Ortungsgeräte arbeiten.
Nach einiger Zeit spürte Kascha in fünfzig Metern Höhe über dem Boden eine Schleuse auf, die er mit Hilfe seiner Ausrüstung möglicherweise öffnen konnte. Mit bloßem Auge war sie nicht auszumachen. Selbst die höchst empfindlichen Anzuggeräte nahmen sie nur als schwachen energetischen Schimmer wahr, als bloßen Schatten einer latenten Aktivität.
Nur eins bereitete Mohodeh Kascha Probleme: Vier Tagebuchroboter waren ihm noch geblieben, alle anderen hatte er in ZENTAPHER verloren, und er würde die letzten vier wohl oder übel zurücklassen müssen. Sie verfügten über keinen Ortungsschutz und würden ihn möglicherweise verraten ...
Eingehüllt von einem Deflektorfeld, flog der Ritter von Dommrath zu der Schleuse hinauf ...
*
... und die Anzugsysteme machten sich an die Arbeit, analysierten die Schleuse und ihre Verschlußmechanismen und öffneten das erste Außenschott.
Ich betrat einen kleinen, völlig leeren Raum. Kahle Metallwände schienen mich mit den Reflexionen meiner Helmscheinwerfer zu verspotten. Auf dem Innenschott vor mir war ein schwach leuchtendes Symbolfeld angebracht.
Ich untersuchte es und stellte fest, daß offenbar ein zwanzigstelliger Kode eingegeben werden mußte, um es zu öffnen.
Solch einen Kode kannte ich. Ich beschloß, zuerst mein Glück zu versuchen, bevor ich die Anzugsysteme beauftragte, den Kode zu knacken, und gab die Einstellungen ein, die ich an der Kapsel STERN vorgefunden und mir
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