2088 - Gen-Tod
von Schrit ten. Dann ging das Kabinenlicht an!
Vor dem blinzelnden Rifkanka zeichneten sich drei Gestalten ab. Junge Terraner, einer um die Sechzehn, der andere um die - Zweiundzwanzig, der dritte schon etwas älter. Er kam ihm irgendwie bekannt vor.
Mutanten! Sie verstoßen gegen das Psi-Verbot, dachte er dämmrig. Und anscheinend haben sie sich versprungen. So etwas kommt schon mal vor.
„Wir brauchen deine Hilfe, Un ither!" erklang eine Stimme.
Er erwartete eigentlich eine gestammelte Entschuldigung. Immerhin war tiefe Nacht. Sie hatten ihn aus dem Schlaf gerissen, und Unither brauchten ihren Schlaf. Aber die Entschuldigung kam nicht.
„Ich wüßte nicht, wie ich euch helfen könnte", sagte er.
Am nächsten Tag, so nahm er sich vor, wollte er den Vorfall bei der Schiffsfüh rung zur Sprache bringen!
„Du bist der Chefsyntroniker der AMUNDSEN", sagte die Stimme. „Dir unterstehen die Informationsverarbeitung, die Netzwerke, das gesamte posit ronische Knowhow."
Jetzt fiel ihm wieder ein, woher er, das eine Gesicht kannte. War das nicht der Sprecher der Monochromen?
Der, vor dem Ikarius Jopro sie immer warnte?
Er wollte aufstehen. und stellte verdutzt fest, daß es nicht ging. Eine unsichtbare Hand preßte ihn fest auf das Bett.
Wie magisch angezogen fiel sein Blick auf den kleinsten und jüngsten der drei Terraner. „Ist das ein Angriff?" fragte er.
Wenn die Mutanten durchgedreht sind, überlegte er ruhig, hat vielleicht ein Telekinet ... Ja, bestimmt kann ich mich deshalb nicht mehr aufrichten!
Dann durchfuhr es ihn jäh: Ein Telekinet kann auch jederzeit mein Herz anhalten!
Der jüngste Mutant näherte sich, als die Panik hell in Rifkanka aufloderte, und strich mit der Linken sanft über die gelblichbraune Lederhaut seiner Wangen, hoch zum Kopf, der halslos auf der Schulterpartie saß ... Ein Vibratormesser summte.
Er erschrak, doch wieder überkam ihn diese seltsame Ruhe, und er nahm es gelassen hin, daß man ihm die Kehle durchschneiden würde. Daß die Klinge sich mit fester Hand näherte - wabernd, vibrierend ...
Sie senkte sich auf seine Stirn, genau dorthin, wo sein kwana war, die Essenz des Seins, die Quelle der Leidenschaft ... Ein Ruck, und das Psilso-Netz war durchtrennt.
Er spürte die losen Maschen auf seiner Stirn, als der Junge das beschädigte, unbrauchbar gemachte Netz ungerührt auf Rifkankas kahlen Schädel zurückschob.
Im gleichen Moment erlosch die tele kinetische Fessel. Rifkanka schrie auf.
Er wollte hochspringen und sich auf die Eindringlinge stürzen. Er wollte den Jungen, der sich über ihn gebeugt hatte, mit aller Macht angreifen ... Doch es gelang ihm nicht.
Die Augen des Jungen waren auf ein mal so groß wie das Universum!
Rifkanka spürte, wie er endgültig seinen Willen verlor, wie ein fremder Einfluß seinen Geist unterwarf.
Warum sagt ihr nichts? brüllte er in Gedanken. Seid ihr euch so sicher, daß ich zum Spielball eurer Macht werde?
Eine Hypnosperre entstand in seinem Geist, so mächtig und allumfassend, daß er nichts dagegen ausrichten konnte.
Die Monochrom-Mutanten würden das Kommando übernehmen.
Und er, Rifkanka, würde ihnen bei der Meuterei auf der ROALD AMUNDSEN helfen.
4.
„Ruhe! So beruhigt euch doch!" Mit erhobenen Armen stand Rain T. Farkim da, hinter sich an der Wand einen gewaltigen Holowürfel, der den Sprecher auf der Galerie überdimensional abbildete, und versuchte die Aufregung, die alle erfaßt hatte, in den Griff zu bekommen.
Seine kräftige Stimme dröhnte durch die Halle, in der sie sich zusammenge funden hatten. Es war die größte Versammlung von Monochrom-Mutanten, die es an Bord bisher gegeben hatte.
„Ich verstehe ja eure Aufregung, aber wir sollten Rosita weitersprechen lassen. Es hat keinen Zwec k, voreilige Schlüsse zu ziehen."
Er machte eine auffordernde Geste. Die flachsblonde Terranerin an seiner Seite blickte ihn aus rehbraunen Augen an, senkte kurz den Kopf und wandte sich dann an die versammelten Mono chromen: „Viel mehr kann ich euch nicht erzählen. Sie nahmen vor zwei Wochen Verbindung mit uns auf, gleich nach unserer Übersiedlung auf die ROALD AMUNDSEN. Alles sollte streng geheim bleiben, damit keine falschen Hoffnungen geweckt werden. Also ließen wir uns an Bord der ZENTRIFUGE bringen."
„Was war das für ein Präparat?" rief jemand aus der Menge, und Akustikfelder auf halber Höhe der Halle verbreite ten die Schallwellen in jeden Winkel.
„Zheob irgendwas." Rosita la Camarx zuckte
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