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209 - Die fliegende Stadt

209 - Die fliegende Stadt

Titel: 209 - Die fliegende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz und Jana Paradigi
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Kniestrümpfe, die übliche Culotte, ein Hemd mit Spitzenkragen und den obligatorischen Ausgehfrack, alles in leuchtendem Weiß gehalten, verließ Hau Mikh den Palast durch die Hintertür. Die Bevölkerung von Toulouse-à-l’Hauteur war nicht gut auf jene zu sprechen, die der Mistress dienten und es sich auf ihre Kosten gut gehen ließen, und es war besser, Seitenwege zu nutzen.
    Die Sonne senkte sich bereits. Dicke Wolkenbänder zogen gemächlich über das wässrige Gelborange hinweg. Trotzdem würde es auch heute keinen Regen geben, dafür war die Luft zu trocken und heiß.
    Mit eingezogenem Kopf huschte Hau Mikh den Steg entlang zur nächsten Plattform. Der Palast war wegen des Seeblicks an die Westseite der Ballonstadt gebaut worden. Zwar gab es auch hier eine Gondelstation, doch die führte zur Fisch-Versorgungsstelle am Ufer des Sees. Die Überlandboten, Sprinter mit Reittieren, pendelten zwischen Ankerstation und den umliegenden Dörfern.
    »Hey, Lackel, haste mir ‘n Brathähnchen mitgebracht?«, tönte es unvermittelt aus einer Nische. Ein Ambassai-Mädchen hockte breitbeinig auf den Stufen einer mehrstöckigen Zeltbaracke und grinste ihn an. »Für ‘nen knusprigen Schenkel darfste drunterkriechen.« Sie hob den staubigen Rock und gewährte Hau Mikh einen Blick auf ihre Ware, bevor er sich schaudernd abwenden konnte.
    Wenn er erst offiziell an Crellas Seite stand, wäre das eins der ersten Dinge, die sich ändern würden. Sauberkeit war unabdingbar, um den Göttern zu gefallen. Reephis anrufend, griff Hau Mikh nach dem kleinen goldenen Hieroglyphentäfelchen, das er versteckt unter dem Gewand um den Hals trug, und ging weiter.
    »Hast wohl Angst, ich fress dich, was?« Die Straßengöre lachte dreckig und spuckte ihm hinterher.
    Hau Mikh beeilte sich, um die nächste Häuserecke zu verschwinden, bevor mehr von diesem Ungeziefer aus den Löchern kroch. Die ganze Stadt war verdorben und faulte von innen heraus, da nützte auch der weiße Anstrich nichts.
    Vielleicht hatte sich der Kaiser darum von ihr abgewandt.
    Niemand verfolgte ihn. Nichts weiter war zu hören als das allgegenwärtige Knacken der Bambusstreben, gepaart mit dem Knirschen und Kratzen der riesigen Gasballons, die wie eine schmutziggelbe Wolkenformation über den Plattformen hingen – Segen und Bedrohung zugleich.
    Natürlich hatte das Leben dreihundert Meter über dem Erdboden auch viele Vorteile. Die Bewohner waren vor rebellischen Ambassai-Stämmen, Raubtieren und in dieser Höhe vor den meisten Krankheiten übertragenden Insekten und Naturkatastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen oder der halbjährlichen Frakkenwanderung geschützt.
    De Rozier war in solchen Sachen beeindruckend gelehrt. Er war nicht nur für die fliegenden Städte, sondern auch für einen erstaunlichen kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt verantwortlich. Doch nicht jeder wusste mit diesen neuen Gütern etwas Sinnvolles anzufangen. Aus Einfältigkeit, oder weil andere über sein Leben bestimmten. Die Mistress kümmerte all dies wenig; sie strebte nur danach, Herrscherin an der Seite de Roziers zu werden.
    Hau Mikh griff nach einem der weiß getünchten Haltetaue und huschte mit hochgezogenen Schultern die nächste Hängebrücke entlang, die zu den inneren Karrees und damit zum Zentrum des städtischen Treibens führte. Marketender, Handwerker und haufenweise Gesindel gingen in Zelten, Bambushäusern, Gassen und Winkeln ihren Geschäften nach.
    Und mittendrin wandelten die Sprühtrupps mit ihren Kalkkanistern und Pumpvorrichtungen, mit denen sie alles in staubiges Weiß hüllten.
    Wie angekündigt hatte Crella die doppelte Zahl an Arbeitern abgestellt, um ihrem Reich den Anstrich von Glanz und Reinheit zu verpassen. Die Wahrheit sah anders aus – und roch anders.
    Während Hau Mikh sich durch das Gedränge schob, sah er in den Augen der Menschen ringsum Argwohn, Wut und Hass aufblitzen.
    »Schau an, Crellas Bück-dich erweist uns die Ehre!«, krakeelte einer. Argwöhnische Blicke richteten sich auf Hau Mikh.
    Ignorier diesen Pöbel einfach – ignorieren und weitergehen, dachte er bei sich. Doch der Schreihals drängelte sich plötzlich vor, packte ihn am Arm und schubste ihn in eine Gruppe freizügig gewandeter Mädchen.
    »Hat der feine Herr vielleicht Lust auf ein vergnügliches Viertelstündchen? Meine Täubchen kümmern sich gern um deine Schätze, mögen sie auch noch so mager sein!«
    Die Umstehenden grienten und feixten, während die Dirnen

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