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2094 - Der Mutant und der Zwilling

Titel: 2094 - Der Mutant und der Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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rang in einem Erstickungsanfall nach Luft. Sein Gesicht nahm einen grauvioletten Ton an.
    Durch einen wabernden roten Schleier vor den Augen sah er den Schwarzen Zwilling langsam erlöschen. Er spürte, daß sein Lebensfunke ebenso versiegte; die gequälten Lungen schrien nach Sauerstoff.
    Der Sturm kam zur Ruhe. Die tobende Dunkelheit zog sich zurück, und der Monochrom-Mutant nahm die Umwelt wieder bewußt wahr.
    So sind also die letzten Augenblicke, dachte er und fühlte sich fast friedlich.
    Irgendwie war er jenseits von Schmerz und Fühlen geraten. Er glaubte außerhalb seines geschundenen Körpers zu stehen und staunend zu beobachten, was um ihn herum geschah.
    Aber zuerst will ich noch wissen ..., flackerte erneut ein Gedanke in seinem verlöschenden Bewußtsein auf.
    Ohne das Wissen wollte er nicht gehen, sich nicht ergeben.
    Trim strengte sich an, konzentrierte sich, obwohl die Sicht immer schlechter wurde. Sein Mund schnappte lautlos auf und zu, ähnlich wie bei einem an Land gespülten Fisch. Aber er war jenseits der Angst, schwebte schon fast in eine andere Ebene davon.
     
    *
     
    Torr Samaho lebte. Aber wie sah er aus!
    Der Kopf des ehemaligen Dieners der Materie hatte sich in eine blutende, formlose Masse verwandelt, aus der das Zyklopenauge bizarr hervorstach; es war stark angeschwollen und trüb.
    Der rechte Arm war endgültig zerschmettert, mehrmals gebrochen und zerquetscht. Er würde ihn nie mehr gebrauchen können.
    Aus einer tiefen Bauchwunde tropfte farblose Flüssigkeit auf das Antigravfeld, rann seitlich entlang und putschte schließlich in eine Pfütze auf dem Boden.
    Es herrschte Totenstille auf dem Kampfplatz.
    Trim, der sich irgendwie immer noch auf den Knien hielt und einfach nicht nachgeben wollte, spürte das vorsichtige Herannahen seiner Gefährten. Schweigend, fast lautlos traten sie neben ihn und schauten auf den schwer verwundeten Zyklopen.
    Trim war nicht sicher, ob man das noch Leben nennen konnte, was in Torr Samaho steckte. Der Großteil davon rann jedenfalls aus ihm heraus, aus dem Bauch, vom Gesicht herab, dem zerschmetterten rechten Arm und der Fingerwunde der linken Hand.
    Wenn das Leben war, lebte Trim auch noch. Obwohl er nun schon ziemlich lange nicht mehr geatmet hatte und sich nicht ganz sicher war, ob er es überhaupt noch brauchte. Aber warum sollte er es nicht tun?
    Der Schmerz war allerdings fort und dieser Schwebezustand nicht das schlechteste. Wenn er jetzt atmete, fing alles wieder von vorne an, davon konnte er ausgehen. So war es eigentlich angenehmer.
    Dann huschte plötzlich ein schwarzer Schatten vor seinen Augen. Ich bin noch da, flüsterte eine Stimme in ihm.
    Ich halluziniere, analysierte der Monochrom-Mutant sich selbst, ohne im geringsten darüber verwundert zu sein.
    Er kniete auf dem Boden und wartete ab.
    Es war still, so totenstill. Atmete denn überhaupt niemand mehr?
    Dann stieß Torr Samaho einen leisen, kraftlosen, röchelnden Laut aus. Anscheinend sterbend drehte er sich auf den Rücken.
    Dann schwebte er, die Füße voran, den Korridor entlang und verschwand durch das zerstörte Schott.
    Ich habe ihn besiegt, dachte Trim Marath. Ich habe einen Diener der Materie besiegt.
    Dann erinnerte er sich daran, daß er eigentlich atmen wollte. Was nützte ein Sieg, wenn er ihn nicht feiern konnte?
    Mit einem schrillen, pfeifenden Geräusch setzte der Atemreflex plötzlich wieder ein. Trims Lungen blähten sich auf, das Herz pumpte jede Menge Blut. Und mit ihm schoß auch der Schmerz wie ein glühender Komet durch seinen Körper und riß ihn endgültig ins Leben zurück.
    Aber nun war es genug, das mußte und wollte er nicht mehr erdulden. Jetzt war es an der Zeit, sich auszuruhen.
    Trim Marath seufzte leise, dann sank er langsam zur Seite.
    Den Aufprall auf dem Boden spürte er nicht mehr.
     
    ENDE

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