21 - Die achte Flotte
anerkannten Untereinheit des Imperiums lokale Autonomie garantierte, sollte die individuellen Identitäten der einzelnen Welten und Gesellschaften erhalten, die beschlossen hatten, sich im Rahmen des Imperiums zu vereinen.
Da zu den grundlegenden Bürgerrechten des Sternenkönigreichs der Zugang zu Prolong-Therapien gehörte, bedeuteten die fünfundfünfzig T-Jahre Wartezeit bis zur vollgültigen Vertretung im Imperialen Parlament für die meisten Einwohner des Talbott-Sternhaufens nicht ganz die Härte, die sie einmal gewesen wäre. Gewiss, einige Mitgliedssysteme traf es schwerer als andere (und das hatte im Verfassungskonvent manchen Kuhhandel nötig gemacht), weil ihre schwächlichen Ökonomien das Prolong bislang noch nicht verfügbar hatten machen können. Das bedeutete, dass keiner ihrer Bürger über fünfundzwanzig T-Jahren es je erhalten würde − und dass ein beträchtlicher Anteil ihrer gegenwärtigen Wählerschaft selbst bei moderner medizinischer Versorgung an Altersschwäche sterben würde, ehe der Quadrant volle Vertretung erhielt. Keine Einigung konnte jedoch perfekt sein, und das Sternenkönigreich hatte zugesagt, diese Systeme ganz oben auf die Liste für das Erhalten von Prolong-Behandlungen zu setzen. Gleichzeitig verpflichtete sich der Verfassungskonvent zu umfassenden Finanzhilfen, um die Wirtschaft dieser Systeme so schnell wie möglich auf den Standard ihrer Nachbarn zu heben.
Dank dieser Vereinbarungen, die einige Opfer jener »ergrauenden« Wähler ausgleichen sollten, waren die meisten bereit, die Einigung als so fair wie nur möglich zu bezeichnen. Zumindest bot sie einen Zeitplan für einen vernunftbestimmten, von Ordnung geprägten Übergang. Und nun da der Sicherheitsschirm der Royal Manticoran Navy sowohl in Talbott als auch in Silesia Piraterie, Instabilität und Blutvergießen unterbinden würde, war die Bedeutung, weitere Sonnensysteme anzuschließen − und die Bevölkerung und die Rohstoffe mit ihnen −, um Manticores wirtschaftliche, industrielle und militärische Kraft zu stärken, mittlerweile fast allen manticoranischen Strategen klar. Im Lichte dessen erschien es jedem Beteiligten recht offensichtlich, dass die gewaltigen Vorteile der neuen Situation alle Nachteile bei Weitem überwogen.
Zumindest kann man das hoffen, dachte Michelle. Obwohl, wenn man sich ansieht, wie die Sollys sich gerade anführen, dann kann man es wohl jedem nachsehen, wenn er sich fragt, wie zwingend diese Logik tatsächlich ist.
»Allein aus der Perspektive der Flotte gesehen, Mylady«, sagte Khumalo und riss Michelle aus ihren Gedanken über die politischen Folgen der Schöpfung eines brandneuen Imperiums, »freue ich mich, Sie zu sehen.« Er lächelte mehr als nur ein wenig schief. »Ich erinnere mich noch, wie Captain Terekhov sich bei mir im Talbott-Sternhaufen meldete − kaum zu fassen, dass das erst acht T-Monate her sein soll! Ich beklagte mich, wie wenige Schiffe der Königin in den Sternhaufen abgestellt seien. Um ehrlich zu sein, ich wünschte, wir hätten etwas weniger Traumatisches als die Schlacht von Monica gefunden, um die Admiralität zu mehr Großzügigkeit zu animieren.«
»Ich möchte jetzt nicht von Handwerk und Klappern sprechen, Sir«, erwiderte Michelle mit gleichem Lächeln. »Trotzdem glaube ich, Sie können es als gegeben annehmen, dass die ›Großzügigkeit‹ in den nächsten Monaten ungeahnte Höhen erreichen wird. Besonders, wenn bei dem Gipfeltreffen irgendetwas herauskommt.«
»Nach den neusten Depeschen der Admiralität dürfte das so sein«, stimmte Khumalo ihr zu. »Und offen gesagt, auch ohne die Lage bezüglich der Liga und dem OFS könnte ich jedes Schiff, das man mir schickt, sehr gut gebrauchen. Ich halte es für wichtig, in jedem einzelnen Mitgliedssystem des Quadranten so rasch wie möglich Flottenpräsenz zu zeigen. Die neuen Untertanen Ihrer Majestät haben das Recht, auf den Schutz durch ihre Navy zu zählen, und bis die örtlichen Strafverfolgungsbehörden in das neue System integriert sind und wir abrufbereite Einheiten der Marines oder der Army zur Verfügung stellen können, die ihnen lokal bei Problemen imperialer Natur helfen, muss sich eben die Navy um all das alleine kümmern. Ganz zu schweigen von Katastrophenhilfe, Unterstützung der Schifffahrt und all den anderen Aufgaben, die wir ständig verrichten.«
»Dagegen kann ich gewiss keinen Einwand erheben, Sir«, sagte Michelle nüchtern. »Dennoch neige ich zu der Vermutung, dass ich in
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