21 - Die achte Flotte
zur Verfügung steht, womit sie auch immer Lieutenant Meares zu dem Attentat auf Ihre Hoheit zwangen, den Chauffeur des eigenen Botschafters einsetzen? Wenn man eine Möglichkeit besitzt, Attentäter zu erschaffen, zu denen man absolut keine Beziehung hat, welchen Sinn soll es dann haben, sich ein großes grelles Holoschild um den Hals zu hängen, auf dem steht: ›Wir waren es!‹?«
»Das ist eine dieser interessanten Fragen, nicht wahr?«, entgegnete Medusa. »Und offen gesagt einer der Gründe, weshalb mein Verdacht in Richtung Manpower tendiert. Nur, dass bisher die Einzigen, die diese spezielle Möglichkeit demonstriert haben, die Haveniten waren.«
»Vielleicht hat es jemand getan, um uns in den Wahnsinn zu treiben, während wir die ganze verdammte Sache immer wieder überdenken!«, sagte Khumalo rau.
»Nein, Augustus. So verrückt es auch aussieht, die Täter hatten einen guten Grund dafür«, widersprach Medusa. »Ein Grund, von dem sie meinten, er rechtfertige all die Risiken, die es mit sich bringt, mitten in der solarischen Hauptstadt einen akkreditierten Botschafter zu ermorden. Im Augenblick kann ich mir nicht vorstellen, worin dieser Grund bestehen soll, aber er existiert.«
»Gibt es in den Berichten von zu Hause Theorien, was dieser ›Grund‹ sein könnte, Madam Governor?«, fragte Michelle.
»Tatsächlich, die gibt es«, erwiderte Medusa mit schwerer Stimme. »Mehrere sogar − von denen sich die meisten gegenseitig ausschließen. Ich persönlich finde keine davon besonders überzeugend, aber im Augenblick ist es wohl leider so, dass sich in der Heimat der Verdacht auf Haven konzentriert, nicht auf Manpower. Und die oberflächliche Beweislage gegen Haven ist erdrückend. Das muss ich zugeben. Besonders da, wie ich schon sagte, Haven bereits gezeigt hat, dass es über Möglichkeiten verfügt, jemandem zu zwingen, einen Selbstmordanschlag auszuführen. Das weist direkt nach Nouveau Paris.«
»Und was sollte das Motiv der Haveniten sein?«
»Darüber herrscht einige Uneinigkeit. Ich mochte nicht versuchen, allzu viel zwischen den Zeilen zu lesen − nicht so weit von Landing entfernt. Offiziell vertritt das Sternenkönigreich die Position, dass das Attentat von ›unbekannten Kräften‹ initiiert wurde. Ich weiß allerdings nicht, inwieweit diese Position innerhalb der Regierung wirklich vertreten wird. Wenn ich raten müsste, würde ich aufgrund dessen, was ich bisher gesehen habe und was ich über die beteiligten Persönlichkeiten weiß, vermuten, dass trotz der offiziellen Position ein starker Verdacht besteht, dass Haven verantwortlich ist. Über das Wieso kann ich, abgesehen von dem Beweismaterial, das die solarische Polizei bisher zusammengetragen hat, nichts sagen. Besonders sozusagen am Vorabend des von Pritchart selbst vorgeschlagenen Gipfels wäre es mir ein Rätsel, wieso Haven das getan haben sollte.«
»Es sei denn, die Havies hätten zum Ziel, den Gipfel zu verhindern«, sagte Khumalo bedächtig.
»Das sehe ich nicht so, Sir«, warf Michelle rasch ein. »Pritchart und Theisman wollen beide, dass dieser Gipfel stattfindet. Ich war bei ihnen; ich habe ihre Gesichter gesehen. Ich bin mir dabei völlig sicher.«
»Selbst angenommen − was ich gern tun möchte −, dass Sie sie richtig einschätzen, Admiral«, sagte Medusa, »wissen Sie doch nur, dass beide den Gipfel wollten, als sie mit Ihnen sprachen. Es ist durchaus möglich, dass etwas, von dem wir nichts wissen, sie umgestimmt hat. ›Um den Gipfel zum Scheitern zu bringen‹, das ist sogar eine der ›Theorien‹, nach denen Sie gefragt haben.«
»Aber wenn das alles ist, was sie wollten, warum dann nicht einfach den Vorschlag zurückziehen?«
»Diplomatie ist ein Spiel der Wahrnehmungen«, erklärte die Gouverneurin. »Es können politische Überlegungen innerer oder interstellarer Natur bestehen, wegen derer sie nicht willens sind, den Gipfel abzusagen, den sie selbst vorgeschlagen haben. Bei dem Attentat könnte es sich um den Versuch handeln, Manticore zu bewegen, den Gipfel abzusagen. Ich will nicht behaupten, dass das aus unserer Sicht sonderlich einleuchtet, aber leider können wir von hier aus nicht in Pritcharts Kopf sehen, und daher wissen wir nicht, was sie gedacht hat und was nicht. Immer vorausgesetzt, dass wirklich Haven den Anschlag verübt hat.«
»Oder zumindest die Regierung Pritchart«, sagte Michelle langsam.
»Sie halten es für möglich, dass es eine ungenehmigte Operation war?«, fragte Khumalo
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