21 - Die achte Flotte
Mittagessen erzählen«, erwiderte er, Gesicht und Tonfall vollkommen ernst. Sie sah ihn noch einen Augenblick lang an, dann seufzte sie erneut.
»Also gut, Gwen«, lenkte sie ein. »Sie haben gewonnen.«
»Danke, dass Sie kommen konnten«, sagte Gervais und rückte Helga den Stuhl zurecht.
Er wartete, bis sie saß, dann nahm er auf der anderen Seite des kleinen Tisches Platz und hob einen Finger, um den nächsten Kellner auf sich aufmerksam zu machen. Der ließ sich herab, ihre Gegenwart wahrzunehmen, und trat mit gemessener Würde an ihren Tisch.
»Bitte, Lieutenant?« Seine Stimme war wohlmoduliert und zeigte genau die richtige Mischung aus Ehrerbietung gegenüber jemanden aus dem Alten Sternenkönigreich und dem Hochmut, der ein Markenzeichen des Sigourney’s war. »Darf ich Ihnen die Speisekarte bringen?«
»Nicht nötig«, sagte Gervais und sah Helga augenzwinkernd an. »Bringen Sie uns einfach einen gemischten Salat − Vinaigrette − und das Steak von der Hochrippe − für mich englisch, für die Dame medium − mit Kartoffelpüree, grünen Bohnen, sautierten Pilzen und zwei Kelsenbräu vom Fass.«
Der Ober zuckte sichtlich zusammen, als Gervais fröhlich die gesamte elegante Prosa, in die das Restaurant für seine Speisekarten investiert hatte, versenkte.
»Wenn ich den Cheviot ’06 empfehlen darf«, begann er reflexartig den Versuch, wenigstens etwas zu retten. »Ein sehr guter Pinot Noir. Oder den Karakul 1894, ein wirklich respektabler Cabernet Sauvignon, wenn Ihnen das lieber ist. Oder …«
Gervais schüttelte nachdrücklich den Kopf.
»Das Kelsenbräu ist genau das Richtige«, widersprach er ernst. »Eigentlich mag ich Wein überhaupt nicht.«
Der Ober schloss kurz die Augen, dann atmete er tief durch.
»Wie Sie wünschen, Lieutenant«, sagte er und entfernte sich schwankend zur Küche.
»Sie, Lieutenant Archer, sind kein netter Mensch«, sagte Helga. »Er hoffte so sehr, jemanden von Manticore mit der Kultur seines Schuppens zu beeindrucken.«
»Ich weiß.« Gervais’ Kopfschütteln drückte vielleicht einen Anflug von Zerknirschung aus. »Ich konnte einfach nicht anders. Wahrscheinlich habe ich zu viel Zeit mit dem hiesigen Pöbel verbracht.«
»Ach?« Sie neigte den Kopf zur Seite und musterte ihn forschend. »Und ich darf annehmen, Sie haben an ganz bestimmte Mitglieder des ›hiesigen Pöbels‹ gedacht?«
»Niemals käme mir so ein Gedanke.« Er grinste. »Dennoch, es war jemand von Dresden, glaube ich, der mich auf den Laden aufmerksam gemacht hat. Sie sagte irgendetwas in dem Sinne, dass das Essen recht gut sei, auch wenn das Personal ein ungeheures Ego mit sich herumschleppe.«
Helga lachte leise und sah ihn kopfschüttelnd an. Nicht dass er falsch gelegen hätte. Im Gegenteil, er hatte recht schnell gemerkt, dass sie gern beobachtete, wie das ach so propere Servicepersonal auf ihren Dresdener Kreissägenakzent reagierte. Natürlich war das Essen wirklich großartig, und trotz des Entsetzens, das der Kellner über Gervais’ Bestellung gezeigt hatte, war das Sigourney’s eines der wenigen hochklassigen Restaurants in Thimble, die Kelsenbräu vom Fass anboten. Das dunkle, süffige Bier stammte aus der gleichen Gegend von Dresden wie sie, und sie hatte sich sehr (wenn auch diskret) über Gervais’ begeisterte Reaktion darauf gefreut.
»Warum nur kommt es mir so vor, als hätten Sie diesen speziellen Treffpunkt als Bestechung ausgesucht?«, fragte sie.
»Immerhin teilweise richtig«, gab er zu. »Aber nur teilweise. Die Sache ist die, der Admiral hat mich heute Morgen mit mehreren Aufträgen auf den Boden geschickt. Ich bin seit dem hiesigen Tagesanbruch ein sehr beschäftigter und fleißiger Flaggleutnant und fand, ich habe mir ein anständiges Mittagessen verdient, ein nettes Glas Bier und angenehme Gesellschaft.«
»Ich verstehe.«
Helga blickte mit leiser Erleichterung auf, als ein weit rangniedrigerer Angehöriger des Servicepersonals an ihren Tisch kam und eine Karaffe Eiswasser brachte. Sie beobachtete, wie der junge Mann ihnen einschenkte, und murmelte einen Dank, dann trank sie einen Schluck aus ihrem Glas, während er wegging. Sie ließ sich Zeit, ehe sie es hinstellte und ihre Aufmerksamkeit wieder auf Gervais richtete.
»Nun, in dem Fall sollten wir uns doch dem Geschäft zuwenden, damit wir es erledigt haben, wenn der Salat kommt?«
»Wahrscheinlich keine schlechte Idee«, stimmte er zu und sah sich beiläufig im Speisesaal um.
Bei der Auswahl des
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