21 - Die achte Flotte
neuen Wirtschaftsordnung des Sternhaufens auszuschließen. Leider haben wir Grund zu der Annahme, dass dies nur der erste Schritt von Manticores Versuch sein wird, New Tuscany für seinen von Prinzipien bestimmten Widerstand gegen den unechten Verfassungskonvent zu strafen, von dem Sie Ihre Delegierten abberufen haben. Schlimmeres, so fürchten wir, steht noch bevor.«
»Was meinen Sie mit ›schlimmer‹?«, fragte Huppe, die dunklen Augen zusammengekniffen.
»Schikane gegen Ihren Schiffsverkehr, Verletzungen Ihres Hoheitsraums, solche Dinge«, antwortete Anisimovna seufzend. »Ich wäre überhaupt nicht überrascht, sollte ich entdecken, dass Ihr Handelsverkehr bereits schikaniert wird, um Sie von den Märkten des Sternhaufens zu verdrängen.«
»Und angenommen, wir könnten Ihnen Belege für solche Schikanen liefern, was würden Sie damit anfangen?«, fragte Pelisard.
»Nun, wir würden gar nichts damit tun.« Anisimovna machte unschuldige große Augen. »Aber wenn Sie diese gewichtigen Angelegenheiten Kommissar Verrochio vorlegten, würde er sich veranlasst fühlen, sie höchst ernst zu nehmen. Besonders nach dem brutalen Überfall Manticores auf die Republik Monica im tiefsten Frieden. Unter den gegebenen Umständen würde er gewiss eine beträchtliche Streitmacht nach New Tuscany entsenden, um die Angelegenheit gründlich zu untersuchen. Und sollten sich Ihre Vorwürfe der Schikane als gerechtfertigt erweisen, hätte diese beträchtliche Streitmacht Anweisungen, Sie vor weiteren Übergriffen auf Ihren Hoheitsraum zu schützen.«
»Verzeihen Sie mir, wenn ich darauf hinweise«, sagte Pelisard, »aber die Flotteneinheiten, die Kommissar Verrochio persönlich unterstehen, sind recht begrenzt. Ich fürchte, eine Handvoll Zerstörer oder auch eine oder zwei Kreuzerdivisionen würden der manticoranischen Navy gegenüber kaum eine Abschreckung bedeuten.«
»Nein, das würden sie nicht«, stimmte Anisimovna zu. »Aber ein oder zwei volle Geschwader der Grenzflotte vielleicht schon.«
Pelisard blinzelte. »Ein oder zwei Geschwader?«
»Oder sogar drei«, sagte Anisimovna gelassen. »Ich weiß zufällig, dass eine Kampfgruppe der Grenzflotte im Madras-Sektor abgestellt wurde, um Kommissar Verrochios Flottenkontingent zu verstärken. Soweit ich weiß, untersteht sie einem Admiral Byng. Und zufällig habe ich ein kurzes Dossier über ihn dabei.« Sie nahm eine Datenchiphülle aus ihrer schmalen Handtasche und legte sie auf die Kante von Boutins Schreibtisch. »Faszinierende Lektüre, wirklich. Zumindest meiner Meinung nach. Admiral Byng ist demnach ein Offizier der Liga, der manticoranische Arroganz und manticoranischen Imperialismus als das erkennt, was sie sind − die Sorte Offizier, der wenigstens geneigt ist, sich die Beschwerden einer Ein-System-Sternnation anzuhören, die vom ›Sternenkönigreich‹ schikaniert und entrechtet wird. Wenn Kommissar Verrochio − oder Sie selbst, die Regierung New Tuscanys − ihn bäten, eine Abteilung hierher abzustellen, um die Angelegenheit selbst zu untersuchen, dann würde er meiner Ansicht nach gewiss einwilligen.«
»Und falls es dabei zu einer … Konfrontation zwischen ihm und den Mantys käme …« Pelisards Stimme verebbte, und Anisimovna nickte.
»Dann werden die Manticoraner wahrscheinlich nachgeben«, sagte sie. »Sie waren zwar bereit, es mit solarischen Schlachtkreuzern in monicanischer Hand aufzunehmen. Aber immerhin fehlte der monicanischen Navy die Erfahrung, um sich die Schiffe voll zunutze zu machen, und die Industriekapazität, um sie zu ersetzen, wenn sie beschädigt oder vernichtet wurden. Vor Schlachtkreuzern, die von der solarischen Navy bemannt sind, werden die Mantys eher zurückschrecken. Und wenn sie so dumm sind, sich auf ein Gefecht einzulassen, macht die SLN Kleinholz aus ihnen.«
Pelisard wirkte vom letzten Satz nicht gerade überzeugt. Andererseits, dachte Anisimovna, musste ihm klar sein, welch gewaltiges Ungleichgewicht zwischen den Ressourcen der Solaren Liga und denen des Sternenkönigreichs von Manticore bestand. Letztendlich fehlten jeder anderen Sternnation die Mittel, dem Ungetüm zu widerstehen, das die Liga war. Folglich …
Sie konnte beinahe sehen, wie die Rädchen in seinem Kopf sich drehten, während er sich durch die Auswirkungen dessen kämpfte, was sie gerade gesagt hatte. Sie konnte sogar den genauen Moment bestimmen, als er am Ende des Denkprozesses anlangte, denn er kniff plötzlich die Augen zusammen und sah
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