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21 - Die achte Flotte

21 - Die achte Flotte

Titel: 21 - Die achte Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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vordrangen, besaß die solarische Navy seit ungefähr einem halben Jahrhundert eine weit geringere Priorität als nähere − und unmittelbarere − Gefahren. Hinzu kam, dass die SLN reichlich groß war. Die bei den Solariern gleiche Absolutzahl an Offizieren vertrat einen weit geringeren Anteil am gesamten Offizierskorps als bei anderen Raumstreitkräften, und deshalb war es eher unwahrscheinlich, über einen bestimmten solarischen Offizier etwas in der Datenbank zu finden.
    »Ich glaube es jedenfalls«, antwortete Lecter. »Natürlich ist es möglich, dass sie mehr als einen Admiral Josef Byng haben.«
    »Bei dieser riesigen Navy?« Michelle schnaubte. »Ich würde sagen, die Chancen dafür sind ziemlich groß.« Sie zuckte die Achseln. »Na, dann schicken Sie mir mal, was Sie gefunden haben.«
    »Jawohl, Ma’am.«
    Der Eintrag, der im nächsten Moment auf Michelles Display erschien, war überraschend lang − aus Gründen, die deprimierend klar wurden, als sie ihn durchsah.
    Das Aktenfoto zeigte einen großen, aristokratisch wirkenden Mann mit kastanienbraunem Haar, das an den Schläfen gerade grau zu werden begann, und scharfen blauen Augen. Er hatte ein kräftiges Kinn und trug einen gesträubten Schnurrbart und ein säuberlich gestutztes Ziegenbärtchen. In seiner makellosen, maßgeschneiderten weißen Paradeuniform sah er jeden Zentimeter aus wie der vollendete Berufsraumoffizier.
    Die biografische Zusammenfassung, die zu diesem zackigen Bild passte, war allerdings − rein optisch − weniger erfreulich.
    »Hier steht, er ist ein Offizier der Schlachtflotte«, sagte Michelle, und selbst in ihren eigenen Ohren klang sie wehleidig, wie jemand, der beklagte, dass da ein Fehler geschehen sein müsse.
    »Das weiß ich, Ma’am.« Lecter sah zutiefst bekümmert drein.
    »Ich hoffe − oh, wie sehr ich das hoffe −, dass Sie entweder den Falschen erwischt haben oder dass es nur ein sehr unglücklicher Zufall ist«, sagte Michelle, und Lecter nickte.
    In vielerlei Hinsicht war Josef Byng, dem ONI-Dossier zufolge, ein typisches Produkt der SLN. Er stammte aus einer Familie, aus der seit fast siebenhundert T-Jahren hohe Offiziere der Liga-Navy hervorgingen; er war Absolvent der Flottenakademie auf Alterde; er war sofort zur Schlachtflotte gekommen, die bei Weitem prestigeträchtiger war als die Grenzflotte. Er war ein Prolong-Empfänger zweiter Generation und etwas über ein T-Jahrhundert alt; die letzten zweiunddreißig T-Jahre hatte er als Admiral gedient. Anders als in der Royal Manticoran Navy war es in der SLN nicht üblich, höhere Offiziere regelmäßig aus dem Flottenkommando zu nehmen, damit sie sowohl operativ als auch administrativ auf der Höhe blieben, und wie es aussah, besaß Byng (oder seine Familie) genügend Einfluss, um ihm für so gut wie seine gesamte Zeit als Flaggoffizier, zumindest technisch, Kommandos im Weltraum zu sichern.
    In der Schlachtflotte bedeutete dies nicht so viel wie in anderen Raumstreitkräften, da ein gewaltiger Prozentsatz der solarischen Wallschiffe die Zeit in einem Zustand verbrachte, den die SLN euphemistisch als »Bereitschaftsreserve« bezeichnete. Ein Admiral konnte durchaus etliche T-Jahre mit dem Befehl über ein Geschwader Superdreadnoughts verbringen und die Seniorität ansammeln, die damit einherging − und den dazugehörigen Sold kassieren −, auch wenn seine Großkampfschiffe nichts anderes taten, als eingemottet in der Parkbahn zu liegen, ohne dass eine einzige Menschenseele an Bord war.
    Im Moment interessierte Michelle aber viel mehr, dass vor neunundfünfzig T-Jahren der junge, aufstrebende Captain Josef Byng offiziell getadelt − und zweihundert Namen auf der Kapitänsliste nach unten gesetzt − worden war, weil er manticoranische Handelsschiffe schikaniert hatte.
    Ihr suchender Blick verharrte an dieser Stelle, dann las sie ihn noch einmal und verzog das Gesicht. Trotz des trockenen, recht pedantischen Schreibstils des ONI-Auswerters war es nicht schwierig, zwischen den Zeilen zu lesen: Captain Byng war eindeutig einer jener solarischen Offiziere, die Neobarbaren − Manticoraner zum Beispiel − auf der Evolutionsleiter zwei oder drei Sprossen unterhalb des Schimpansen einordneten. Außerdem schien es, als sei seine reiche, aristokratische Familie (wenngleich es auf Alterde keine Aristokratie gab − offiziell) tief in den interstellaren Handel verstrickt.
    Im Sternenkönigreich von Manticore war es sehr verbreitet, dass Familien, die in der

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