21 - Die achte Flotte
Gervais ihr zu, und sie reichte Cramer die Rechte.
»Commander«, sagte sie.
»Mylady«, antwortete Cramer und schüttelte fest die angebotene Hand.
»Lassen Sie mich vorstellen«, fuhr sie fort und wandte sich den anderen Gästen zu. »Captain Armstrong von der Artemis und ihr Eins-O, Commander Dallas. Captain Conner von der Penelope und sein Eins-O, Commander Houseman.«
Cramer schüttelte reihum Hände, während sie sprach, und sie ließ ihm einen Augenblick, um aufzuholen, ehe sie sich den anwesenden Angehörigen ihres Stabes zuwandte.
»Captain Lecter, meine Stabschefin, Commander Adenauer, mein Operationsoffizier und Lieutenant Commander Treacher, mein Versorgungsoffizier. Lieutenant Archer, meinen Flaggleutnant, haben Sie wohl schon kennengelernt.«
Cramer brauchte noch einige Augenblicke, ehe er allen die Hand geschüttelt hatte, dann nickte Michelle in Richtung des großen Tisches unter dem schneeweißen Tuch und seiner Last aus Tellern, Gläsern und funkelndem Besteck.
»Eine meiner früheren Kommandantinnen war fest davon überzeugt, dass ein gutes Essen oft die Grundlage für die effektivsten Offiziersbesprechungen ist«, sagte sie. »Was, falls jemand von Ihnen meine subtile Andeutung nicht verstanden hat, die Aufforderung ist, mit dem Essen zu beginnen.«
Admiral Gold Peak in Aktion zu beobachten war faszinierend, überlegte Gervais Archer einige Zeit später. Trotz ihrer erlauchten Herkunft durchzog eine unbestreitbare Derbheit ihre Persönlichkeit, und er fragte sich manchmal, ob sie diesen Zug nicht absichtlich entwickelt habe. Dass sie die Regeln der Etikette mühelos beherrschte und die Fähigkeit besaß, sich hinter der öffentlichen Person zu verbergen, die nur fünf Herzschläge vom Thron Manticores entfernt stand, hatte er bereits oft gesehen. Nur wenige Menschen, die sie so hatten agieren sehen, hätten je vermutet, wie sehr sie es liebte, dieser Rolle zu entfliehen, aber wer mit ihr arbeitete − oder für sie −, erfuhr bald, wie ungern sie sie spielte. Und sie brauchte niemanden in der Navy daran zu erinnern, dass die Königin ihre Cousine war. Einmal, weil es ohnehin jeder wusste, ganz gleich, wie sehr sie sich wünschte, es wäre anders. Aber vor allem, und das war wichtiger, weil sie kein aristokratisches Gehabe brauchte, um ihre Autorität zu untermauern. Sie hatte ihr Können zu oft bewiesen, und selbst wenn nicht, fünf oder zehn Minuten in ihrer Nähe machten jedem schmerzhaft klar, welches Können sie besaß, ganz gleich, wie »zwanglos« oder »derb« sie auch aufzutreten beliebte.
Nun lehnte sie sich am Kopf der Tafel in ihren Stuhl zurück, in der Hand eine Kaffeetasse statt des Weinglases, das etliche ihrer Gäste bevorzugten, und schenkte Commander Cramer ein Lächeln, das nicht viel Heiterkeit enthielt.
»Nachdem wir Sie nun mit meiner Gastfreundschaft beeindruckt haben, Commander«, sagte sie trocken, »möchte ich vorschlagen, dass wir uns ans Werk machen.«
Cramer nickte höflich, und eine Spur echter Belustigung arbeitete sich in ihr Lächeln.
»Ich habe Ihre Berichte gelesen«, fuhr sie fort, und Gervais erinnerte sich, dass sie sie durchgearbeitet hatte, nicht nur überflogen, nachdem sie als Raffersignal die Artemis erreicht hatten. »Ich bin sehr zufrieden mit dem, was Sie hier geleistet haben«, fuhr sie fort. »Andererseits hat es wenig Sinn, so zu tun, als wären Sie in der Lage, einen ernsten Angriff auf Tillerman abzuwehren.«
Cramer nickte erneut, und der Admiral trank aus der Kaffeetasse.
»Unter fast allen anderen Umständen wäre ich vollkommen zufrieden damit, Tillerman in Ihrer Obhut zurückzulassen, Commander. Aber angesichts unserer jüngsten Begegnung mit so vielen solarischen Schlachtkreuzern bei Monica und angesichts der Nähe sowohl Meyers als auch Monicas zu Tillerman glaube ich, dass Sie in diesem System etwas … Eindrucksvolleres brauchen. Glauben Sie mir, ich freue mich keineswegs darüber, unsere Kräfte in homöopathische Dosen aufzuteilen. Wir sind viel zu dünn aufgestellt − wenigstens im Moment − , um unsere Kampfkraft derart zu verzetteln. Leider sehe ich keine andere realistische Wahl. Zumindest für die absehbare Zukunft bleibt Tillerman unser exponiertester Vorposten in einem Gebiet, wo wir bereits mit einem solarischen Klientenstaat die Klingen gekreuzt haben. Damit ist die gesamte Region ein potenzieller Unruheherd, von dem ich glaube, dass er eine Streitmacht braucht, die nicht einfach nur kampfstärker ist als
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