21 - Die achte Flotte
Angriff kommandieren.« Sie nickte Captain Armstrong zu, die Conner herausfordernd angrinste. »Und damit es ein wenig interessanter wird, lassen wir Commander Cramer ein paar Einheiten der gegnerischen Streitmacht befehligen, von der Sie gesprochen haben.« Sie lächelte Conner zuckersüß an und wandte sich an Cramer, der sich offenkundig große Mühe gab, nicht ebenfalls zu grinsen. »Vielleicht halten Sie sich diese Teilung der Kommandogewalt vor Augen, während Sie Captain Conner in Ihre Sensoraufstellungen einweisen, Commander.«
»Oh, vielen Dank, Ma’am«, sagte Conner. »Vielen herzlichen Dank!«
ACHTUNDZWANZIG
»… wären wir also mit der innenpolitischen Seite fertig«, sagte Joachim Alquezar und blickte Dame Estelle Matsuko, Baronin Medusa, über den Konferenztisch an. »Ich bin nicht sehr glücklich mit der Situation im Marian-System, aber das ist doch wohl eher ein Sturm im Wasserglas. Jemand in der planetaren Regierung hat ein zu hohes Bild von sich und bekommt ständig das Gefühl, man trete ihm auf die Zehen, und deshalb klagt und zickt er herum. Niemand wird ihm das so lange durchgehen lassen, dass es zu einem echten Problem wird, aber ich fürchte, es wird kaum bei diesem einen Fall bleiben, ehe alles vorbei ist. Deshalb wäre es vielleicht keine schlechte Idee, wenn Samiha jemanden aus ihrem Ministerium hinschickt, der ihnen die Leviten liest, sodass seine eigenen Leute ihn zum Schweigen bringen.«
Alquezar, stellte Medusa erfreut fest, zeigte − noch − keine Anzeichen jener auf Formalitäten versessenen Wichtigtuerei, die sie im Laufe der Jahrzehnte bei einfach zu vielen politischen Führungspersönlichkeiten sich hatte entwickeln sehen. Natürlich ist dafür noch immer genug Zeit, dachte sie und mahnte sich, ihre Hoffnungen nicht zu hoch aufsteigen zu lassen.
Immerhin kann ein Pessimist nur angenehm überrascht werden, dachte sie trocken. Aber ich muss schon sagen, bei ihm ist es erheblich unwahrscheinlicher, dass es so kommt, als bei einigen Politikern, die ich zu Hause gesehen habe! Bei vielen Politikos sogar … Oder wie diese giftige kleine Niete von Van Scheldt ihn haben möchte.
Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, wieso Alquezar Van Scheldt nicht einfach feuerte. Der Mann war sicher tüchtig, aber wenn es in der gesamten Regierung Alquezar jemanden gab, dem sie nicht über den Weg traute …
»Wie Sie sagen, Mr. Prime Minister«, sagte sie nach einem Augenblick laut, »ist es eine innenpolitische Angelegenheit des Talbott-Quadranten und fällt damit nicht unter meine Zuständigkeit als Kaiserliche Gouverneurin, bis die Lage derart eskaliert, dass ich intervenieren und jemanden ablösen muss. Bisher erscheint es mir aber, ist diese Stufe bei Weitem nicht zu erreichen. Stimmen Sie zu, Madam Minister?«
»Oh, ganz eindeutig, Madam Governor«, erwiderte Samiha Lababibi lächelnd. »Joachim hat völlig recht mit seinen Vermutungen, was hier vorgeht, nur dass ich in diesem Fall ziemlich sicher bin, dass es kein Er ist, der das Beklagen und Rumzicken besorgt. Ich weiß sogar ziemlich genau, um wen es sich handelt, und wenn ich recht habe, ist es eine Sie. Und man tritt ihr auch eigentlich gar nicht auf die Zehen; sie hofft nur auf bessere Gelegenheiten, sich mit dem Geld aus dem Investitionsförderungsprogramm die eigenen Taschen zu füllen.« Lababibi schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, einige haben noch immer Schwierigkeiten zu begreifen, dass nicht mehr alles so läuft wie früher. Wie Joachim sagt, wird es auch nicht der letzte Fall dieser Art sein, um den wir uns kümmern müssen. Hier im Spindle-System wüsste ich etliche Personen − leider keine Besucher auf meiner schönen Heimatwelt −, die genau der gleichen Ansicht sind und vielleicht auch so dumm, etwas Ähnliches zu versuchen.«
Und auch das ist wirklich bemerkenswert, dachte Medusa mit tiefer Befriedigung. Während des Verfassungskonvents wäre es Lababibi nie in den Sinn gekommen, so etwas zu sagen − nicht, weil sie je selbst korrupt gewesen wäre, sondern weil sie immer Teil der obersten politischen und wirtschaftlichen Schicht im Spindle-System war, und entsprechend isoliert von der Lebenswirklichkeit anderer Menschen, die dieses Glück nicht hatten. Intellektuell mag sie mit jemandem wie Krietzmann sympathisiert haben, aber sie konnte niemals wirklich verstehen, aus welchen Verhältnissen Henri stammt. Das liegt viel zu weit außerhalb ihrer eigenen Lebenserfahrung. Ich habe mich schon gefragt, ob es
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