21 - Die achte Flotte
rückständige Technologie musste unbedingt verbessert und erweitert werden, und vor Ort ließ sich Investitionskapital nur schwer finden. Daher hatten Elizabeth Winton und Premierminister Grantville entschieden, dass in den ersten zehn T-Jahren seines Bestehens jedes neugegründete Unternehmen im Quadranten eine Steuervergünstigung erhalten sollte, deren Prozentsatz dem Prozentsatz entsprechen sollte, in dem sich besagtes Unternehmen im Eigentum von Bürgern des Quadranten befand. Nach zehn T-Jahren würde sich für die nächsten zehn T-Jahre die Steuererleichterung um fünf Prozent pro T-Jahr verringern und im einundzwanzigsten T-Jahr komplett aufgehoben werden. Für Investoren aus dem Alten Sternenkönigreich war das ein gewaltiger Anreiz, sich Partner vor Ort zu suchen, und alles, was die Behörden zu tun hatten, bestand darin, diesen Prozentsatz der einheimischen Anteilseigner zu registrieren und die Steuererleichterungen weiterzugeben. Ausdrücklich spielten sie keinerlei Rolle dabei, fragliche Partnerschaften anzubahnen.
Einige der lokalen Oligarchen erschienen unfähig (oder nicht willens), diesen Punkt zu begreifen. Sie hatten erwartet, den Besitz der neuen Unternehmen im gleichen Maße zu kontrollieren, wie sie vor dem Anschluss die Finanzstrukturen des Talbott-Sternhaufens dominiert hatten. Die klügeren unter ihnen hatten allerdings schon früh begriffen, dass gewaltige Veränderungen bevorstanden. Ihnen war klar, dass ihnen nichts anderes übrig blieb, als sich damit abzufinden, dass Elemente ihrer Bevölkerung, die zuvor auf dem Radar der lokalen Finanzmärkte im Grundrauschen untergegangen waren, manticoranischen Geschäftspartnern plötzlich sehr attraktiv erscheinen mussten.
Genau in diese Richtung ging die Entwicklung auch, sehr zur Zufriedenheit Elizabeth Wintons. Viele Investoren aus dem Sternenkönigreich gestatteten ihren neuen Talbotter Partnern, ihren Anteil am Unternehmen als bestimmten Prozentsatz der Steuererleichterungen zu finanzieren, was das Startkapital, das die Talbotter benötigten, enorm reduzierte. Auf diese Weise konnte jemand, der weit außerhalb der Reihen traditioneller Oligarchen stand, ein bedeutender Unternehmer werden, was die Wirtschaft des Quadranten insgesamt ausweiten und stärken würde, während gleichzeitig die Kontrolle der »alten Garde« über die Ökonomie immer mehr zurückging. Joachim Alquezar, seinem Kabinett und seiner Verfassungsunionspartei (die im neuen Parlament des Quadranten mit über achtzehn Prozent die stärkste Fraktion stellte), waren diese Zusammenhänge klar, und sie arbeiteten hart daran, den Prozess voranzutreiben.
Was Medusa wieder auf die Situation im Marian-System brachte. Offenbar hatte eine der einheimischen Oligarchinnen − und wie Lababibi glaubte Medusa, recht akkurat erraten zu können, um wen genau es sich dabei handelte − entschieden, dass sie eine »Provision« erhalten sollte, weil sie Partnerschaften zwischen manticoranischen Investoren und ihren angehenden Talbotter Geschäftsfreunden vermittelte und vorantrieb. Wörter wie Erpressung, Vorteilsnahme und Bestechung kamen Medusa jedes Mal in den Sinn, wenn sie daran dachte, fast hoffte sie, die Schuldige würde sich als weniger zugänglich für die Vernunft erweisen, als Alquezar und Lababibi es erwarteten. Sie konnte sich nicht genau erinnern, wer auf Alterde dafür gewesen war, einige Leute zu erschießen, um den anderen ein Zeichen zu geben, doch in diesem Fall wäre Estelle Matsuko bereit gewesen, die Munition aus eigener Tasche zu bezahlen.
Bildlich gesprochen natürlich.
»Also gut«, sagte Alquezar und blickte in die Runde, »hat noch jemand etwas, worum wir uns kümmern müssen, ehe wir uns vertagen?«
Noch ein Zeichen, wie neu alles ist, überlegte Medusa. Sehr lange konnte es nicht mehr dauern, da war sie sicher, dann wurden Dinge wie starre Tagesordnungen für Besprechungen zur Regel.
Im Augenblick jedoch war alles noch bemerkenswert − und angenehm − flexibel, und als sie sich räusperte, blickte Alquezar sofort zu ihr.
»Da gäbe es noch eine Sache, auf die Vizeadmiral Khumalo Sie gern aufmerksam gemacht hätte, Mr. Prime Minister«, sagte sie. »Ich möchte mich entschuldigen, sie vor der Sitzung niemandem gegenüber erwähnt zu haben, aber das Kurierboot traf nur wenige Stunden vor dem Termin ein, und der Admiral brauchte einige Zeit, um die Depeschen durchzugehen und ihren Inhalt an mich weiterzugeben.«
»Selbstverständlich, Madam Governor.«
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