21 - Die achte Flotte
ich nur so viel sagen, dass ich immerhin schlau genug bin, um zu erkennen, dass er bei mir dafür ganz eindeutig an die Falsche geraten ist.
»Nun, wie auch immer«, fuhr Theisman etwas lebhafter fort, »nach Auskunft der Ärzte werden Sie übermorgen aus dem Lazarett verlegt. Ich bin sicher, Sie werden Ihre neue Unterkunft so bequem finden, wie man es unter den gegebenen Umständen erwarten kann. Außerdem möchte ich Sie offiziell zu einem Abendessen einladen, ehe wir Sie hinter Schloss und Riegel bringen. Ich verspreche Ihnen, es werden keine Wahrheitsseren im Wein sein, und mehrere Offiziere kommen, die ich Ihnen gern vorstellen möchte: unter anderem Admiral Giscard, Admiral Tourville und Admiral Redmont.«
»Admiral Redmont und ich kennen uns schon, Minister Theisman«, erwiderte Michelle.
»Das hörte ich.« Theisman lächelte gepresst. »Andererseits ist seitdem einige Zeit vergangen, und Admiral Redmont und ich hatten Gelegenheit zu einem … Gespräch über sein Verhalten bei der Schlacht von Solon.«
»Sir, Admiral Redmont hat nicht −«
»Ich habe nicht gesagt, dass mir nicht klar wäre, was dort geschehen ist, Admiral«, unterbrach Theisman sie. »Und wenn wir ehrlich sein wollen, hätte ich vielleicht sogar ähnlich reagiert. Zumindest wenn ich angenommen hätte, dass Sie die Räumung des Schiffes absichtlich hinausgezögert haben, bis sie sicher wussten, dass ich in Ihren Hinterhalt hineinfahre. Aber wenn wir Gräueltaten und Vergeltungsgräueltaten im Griff behalten wollen, dann muss jedes Mal, wenn so etwas vorkommt, die Sache offen angesprochen werden. Zweifellos hat sich Admiral Redmont korrekt verhalten, nachdem er Ihre Überlebenden aufgelesen hatte. Und ich bezweifle auch nicht, dass Sie einander mit der gebotenen Höflichkeit behandelt haben. Ich hoffe, dass Sie meine Einladung annehmen und uns allen Gelegenheit geben, den Zwischenfall und unsere Reaktionen darauf in einer … weniger aufgeladenen Atmosphäre zu besprechen.«
»Gewiss, Minister Theisman«, sagte Michelle. »Selbstverständlich nehme ich Ihre Einladung an.«
»Ausgezeichnet.« Theisman erhob sich und reichte ihr die Hand. Sie tauschten einen Händedruck, und er hielt seinen Griff noch ein, zwei Herzschläge länger aufrecht. Dann ließ er ihre Hand los und nickte seinem Adjutanten zu.
»Wir gehen nun lieber, Alenka«, sagte er.
»Jawohl, Sir.« Der Captain öffnete die Tür des Krankenzimmers, dann stellte sie sich stramm daneben, sodass ihr Vorgesetzter sie zuerst durchschreiten konnte.
»Bis morgen Abend also, Admiral«, sagte Theisman zu Michelle, dann war er verschwunden.
VIER
»… diesen Morgen, daher nehme ich an, die Lage ist unter Kontrolle, Mylady.«
»Verstanden.« Michelle neigte sich mit dem Stuhl hinter dem Schreibtisch zurück und betrachtete Commodore Arlo Turner innerlich schwankend zwischen Zufriedenheit und ungläubigen Ärger.
Turner, ein untersetzter, hellhaariger Mann Mitte fünfzig, stammte wie Michelle vom Planeten Manticore. Mehr als das, er war in Landing geboren, der Hauptstadt des Sternenkönigreichs, und sie hatte den Verdacht, dass er zu den Menschen gehörte, die die Tageszeitungen nur lasen, um sich über jene auf dem Laufenden zu halten, die man noch immer die »oberen Zehntausend« nannte. Als sie es zum ersten Mal bemerkte, war sie versucht gewesen, ihn als einen dummen Möchtegernaufsteiger abzutun, doch sie hatte rasch begriffen, dass sie ihm damit unrecht tat. Die Klatschspalten mochten ihn fesseln, und sie bezweifelte nicht, dass er eine leise wehmütige Hoffnung nährte, eines Tages wenigstens in den Ritterstand erhoben zu werden, aber er war alles andere als dumm. Vielmehr handelte es sich bei ihm um einen der tüchtigsten Verwaltungsfachleute, mit denen sie je zu tun gehabt hatte, und ohne Zweifel war er auch ein kompetenter Taktiker, auch wenn er im Moment in einem Kriegsgefangenenlager der Republik Haven residierte. Immerhin hielt sich Michelle selbst für eine halbwegs fähige Taktikerin, und man brauchte nur zu schauen, wohin es sie verschlagen hatte.
Ihre Lippen zuckten, und das verborgene Lächeln brach sich fast Bahn, als ihr dieser Gedanke durch den Kopf ging, doch ihren Ärger hatte etwas anderes geweckt. Trotz seiner Tüchtigkeit und trotz ihrer recht deutlichen Hinweise, es zu unterlassen, konnte er nicht vergessen, dass sie eine Cousine ersten Grades der Königin und die Gräfin von Gold Peak war. Ihn der Schmeichelei zu bezichtigen, wäre höchst
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