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21 - Die achte Flotte

21 - Die achte Flotte

Titel: 21 - Die achte Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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haben.
    Camp Charlie-Sieben nahm eine ganze recht kleine, leicht kühle Insel im Vaillancourt-Meer des Planeten Haven ein. Festland war in jeder Richtung fast achthundert Kilometer entfernt, und daher bildete die See einen, wie Michelle zugeben musste, sehr wirkungsvollen Graben. Obwohl sich auf der Insel keinerlei Wächter befanden, war doch jedem Insassen völlig klar, dass ihre Insel unter ständiger Überwachung durch eigens abgestellte Satelliten und bodengestützte Fernsensoren stand. Selbst wenn auf der Insel jemand ein Boot zusammenstoppeln konnte, welches eine echte Chance hatte, über so viel Wasser hinweg das Festland zu erreichen, hätten die Sensornetze und Satelliten den Versuch, in See zu stechen, doch rasch entdeckt, und innerhalb von fünfzehn Minuten wären Republican Marines auf der Insel gelandet.
    Angesichts dieser Sicherungsmöglichkeiten hatte Kriegsminister Theisman entschieden, seinen Gefangenen die Selbstverwaltung − kontrolliert aus der Ferne von Offizieren wie Captain Bouvier − zu gestatten, solange die Dinge ihren halbwegs reibungslosen Lauf nahmen. Diese Maßnahme mochte ohne Beispiel sein, doch sie erschien recht effizient, und weiter konnte man sich kaum von den Horrorgeschichten entfernen, die Michelle Henke von Manticoranern gehört hatte, denen das Unglück beschieden gewesen war, im vorherigen Krieg in havenitische Hände zu fallen.
    Und genau aus diesem Grund hat er es getan. Ein wenig verwundert war sie noch immer. Das ist ein Mann, der glaubt, noch immer einiges gutzumachen zu haben. Und nicht einmal etwas, das er selbst getan hätte. Honor hatte recht − Theisman ist ein anständiger Mensch.
    Michelle war in der Tat zu dem Schluss gekommen, dass die meisten Haveniten, die sie kennengelernt hatte, anständige Menschen seien. Fast wünschte sie, es wäre anders. Wenn man den Feind für den Abschaum der Galaxis halten konnte, war vieles einfacher. Darüber nachzudenken, dass die Menschen, die gerade Raketen auf einen feuerten − und auf die man mit Raketen zurückschoss −, genauso anständige Personen sein konnten wie jemand auf der eigenen Seite, konnte … unangenehm sein.
    Sie dachte an Theismans Dinnerparty. Wie versprochen war Admiral Redmont unter den Gästen gewesen, und unter Theismans wachsamem Blick hatte Redmont beim Wein nach dem Essen tatsächlich ein paar bescheidene Witze erzählt. Michelle war klar, dass sie noch immer nicht sehr hoch auf seiner Liste der beliebtesten lebenden Personen stand − wenig überraschend, nachdem die Ajax über sechstausend seiner Untergegebenen getötet hatte. Sie andererseits würde ihn sich ganz gewiss nicht zu ihrem lebenslangen Brieffreund wählen, nicht angesichts dessen, was aus ihrem Flaggschiff geworden war.
    Aber wenigstens hatten sie beide zu gegenseitigem Respekt gefunden, und Michelle war ein wenig erstaunt, wie wenig Bitterkeit sie ihm gegenüber noch empfand.
    Ihr Verhältnis zu den anderen Gästen war nicht von solchem Ballast belastet gewesen. Admiral Lester Tourville hatte sie überrascht. Nach allen Dossiers, die sie je gelesen hatte, sollte er eine Art Feuerfresser sein − eine farbenprächtige, überlebensgroße Gestalt, die auf der Brücke eines Schlachtkreuzers im Einzelgefecht (zwar ohne Augenklappe, Entermesser und Steinschlosspistolen, die er eigentlich wollte) mehr zu Hause wäre als beim Befehligen eines Kampfverbands oder einer Flotte. Eigentlich hätte ihr klar sein müssen, dass diese Berichte kaum zutreffend sein konnten − nicht angesichts der Erfolgsserie beim Kommandieren von Kampfverbänden und Flotten, die Tourville vorweisen konnte. Allein Honor hatte ihm je eine blutige Nase verpassen können, und soweit Michelle es sagen konnte, herrschte zwischen ihnen Punktegleichstand. Und das verstand sie viel besser, nachdem sie endlich die Gelegenheit erhielt, ihm in die Augen zu sehen und den abgebrühten, kühlen, berechnenden Taktiker zu entdecken, der sich hinter der täuschenden lärmenden Fassade verbarg, von der Michelle nun vermutete, dass Tourville sie bewusst kultivierte. Sie hatte sogar feststellen müssen, dass sie ihn gut leiden konnte, und damit hatte sie wahrhaftig nicht gerechnet.
    Alles in allem war sie nur froh, dass sie − damals − noch nicht gewusst hatte, wie meisterhaft das Sansibar-System und seine Verteidigungsanlagen von Tourville zerlegt worden waren.
    Theismans andere beiden Dinnergäste − Vizeadmiral Linda Trenis und Konteradmiral Victor Lewis − waren ebenfalls

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