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21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

Titel: 21 - Im Reiche des silbernen Löwen II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gesellschaft von Geld- und nicht niedrig stehenden Leuten die Unternehmerin. Ich habe so meine Gedanken.“
    „Die du mir mitteilen wirst; ich bitte dich darum. Wie gut, daß kein anderer als ihr diesen Ort gefunden hat! Er hätte nichts davon gesagt. Es ist eine fast unwiderstehliche Versuchung, diese Sachen zu sehen, ohne sie sich anzueignen!“
    „Für uns nicht“, fiel Halef ein. „Ich erlaubte mir nur die ganz kurze Bemerkung, wie Hanneh, das Glück meines Lebens und die herrlichste Rose unter allen Blüten des Blumenreiches, sich über das Armband, welches dort neben deiner rechten Hand liegt, freuen würde; da aber hättest du meinen Effendi hören sollen!“
    „Welches Armband? Dieses hier?“ fragte der Pascha, indem er danach griff.
    „Ja.“
    „Hanneh heißt die Gebieterin deines Harems?“
    „Ja. Sie ist die Wonne meiner Augen, die Seele meines Körpers, die Sonne meiner Tage – – –“
    Er fuhr noch eine ganze Weile fort, dem Pascha in den poetischsten Ausdrücken klar zu machen, daß Hanneh die vorzüglichste aller Frauen und absolut unvergleichlich sei. Da hielt Osman Pascha ihm das Armband hin und sagte:
    „Hier; es sei dein Eigentum, lieber Hadschi. Nimm es ihr mit, damit der Glanz ihrer Augen sich daran ergötze. Bring keinen Einwand vor! Ich versichere dir, daß ich es dir geben darf! Alles, was sich hier befindet, gehört dem Padischah, dessen Vertreter ich bin; ich kann verfügen, wie es mir beliebt. Ihr kennt ja die Verhältnisse. Der Weg nach Stambul ist weit, und was ich hier an einen, der es verdient, verschenke, braucht nicht unterwegs in die Hände ganz unbeteiligter Personen zu verschwinden.“
    Er hatte recht. Halef genierte sich auch gar nicht; er steckte vielmehr das Armband sehr schnell in die Tasche und machte dann diese allzu rasche Bereitwilligkeit durch die glühendsten Dankesäußerungen wieder gut. Der Pascha forderte mich auf, mir auch ein Andenken auszuwählen; ich tat es aber nicht. Daß ich das Doppelbild genommen hatte, verschwieg ich, da ich sonst meine Gründe hätte angeben müssen. Ich hielt es nicht für das jetzige Eigentum des Padischah, sondern für einstweilen herrenloses Gut. Es lag wie eine Ahnung in mir, daß es im Verlauf meiner Reise mir Nutzen bringen werde. Es stellte einen Bekannten von mir dar, den ich in Persien zu treffen hoffte, und so fiel es mir gar nicht ein, die stille Aneignung des Porträts für einen Diebstahl zu halten.
    Nun machte ich den Pascha auch auf die Buchführung aufmerksam. Er sprach seine Verwunderung über das Vorhandensein derselben aus und blätterte aufmerksam darin. Sie reichte, wie bereits erwähnt, eine Reihe von Jahren zurück. Da hielt er plötzlich inne, sah schärfer auf die Seite, die er grad aufgeschlagen hatte, und fragte mich nach dem Namen des Bagdader Bimbaschi; als ich ihn genannt hatte, sagte er:
    „Es ist wirklich, als ob ich daran gemahnt werden sollte, ihm seinen Verlust zurückzuerstatten. Da steht das Datum, sein Name und auch die Summe. Diese Buchführung ist eigentlich eine ungeheure Frechheit des Säfir! Fünftausend persische Tuman ist der hier verzeichnete Betrag. Was tue ich?“
    „Willst du mich anhören, Hazreti?“
    „Ja, wenn es nicht zu lange dauert.“
    „Ich werde mich kurz fassen, halte es aber für geboten, dir jetzt mitzuteilen, was ich dir von ihm zu sagen habe.“
    Ich gab ihm einen Auszug dessen, was der alte Bimbaschi uns an jenem Abend auf seinem Dach erzählt hatte, und bemühte mich dabei, den Pascha so günstig wie möglich für ihn zu stimmen. Es gelang mir auch ganz gut, diesen meinen Zweck zu erreichen, denn als ich mit meiner Darstellung fertig war, nickte Osman Pascha mir freundlich zu und sprach:
    „Das ist wieder einmal ganz Kara Ben Nemsi! Du hast mich tief gerührt. Dein alter, braver Freund soll nicht nur zurückerhalten, was ihm abgepreßt worden ist, sondern ich werde auch in anderer Beziehung an ihn denken und mit dem Pascha von Bagdad über ihn verhandeln. Die Summe ist vorhanden; ich würde sie dir sofort geben; aber das Gold ist schwer; du kannst dich doch wohl nicht damit abschleppen?“
    Da antwortete Halef rasch:
    „Schleppen? Warum nicht? Wir haben ja Pferde. Und wenn du uns den ganzen Kasten gibst, wir nehmen ihn mit; versuche es nur! Da liegt Leinwand genug herum, in welche wir es wickeln können. Ich mache sofort das Paket!“
    Um mich kurz zu fassen, in wenigen Minuten waren die fünftausend Tuman abgezählt und eingepackt, und der General,

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