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21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

Titel: 21 - Im Reiche des silbernen Löwen II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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war, daß seine Anordnungen dann auch meinen Beifall fanden.
    „Hast du einen Einwand?“ fragte er mich.
    „Ja.“
    „Welchen?“
    „Dieser Mann hat dir die Wahrheit nicht gesagt; er ist kein Dumbeli-Kurde.“
    „Du meinst, daß er mich belogen habe?“
    „Ja. Auch der Name Adir Beg ist ein falscher.“
    „Es ist mein richtiger Name“, fiel da der Kurde ein. „Und auch meinen Stamm habe ich der Wahrheit gemäß genannt. Warum sollte ich euch andere Namen sagen?“
    „Weil – – – doch davon vielleicht später. Uns kannst du nicht bertrügen!“
    „Du sprichst vom Betrügen? Wie dürft ihr mich des Betruges zeihen, ihr, die ihr, wie wir sehen, keine Kurden seid und also unsere Verhältnisse nicht kennt!“
    „Ich kenne sie wahrscheinlich besser als ihr selbst“, entgegnete ich; „ich will dir das beweisen, obgleich ich gar nicht nötig habe, darüber zu sprechen. Du hast zwar jetzt nicht kurdisch, sondern arabisch gesprochen, aber ich höre doch an deiner Aussprache, daß dein Stamm den Kurmandschidialekt des Kurdischen redet, nicht die Sazamundart; die Dumbeli aber sind Sazakurden, und der falsche Name Adir, den du dir beigelegt hast, ist ein Sazawort.“
    „Wie klug du bist!“ antwortete er, halb verlegen und halb höhnisch. „Du scheinst gar nicht zu wissen, daß aus verschiedenen Mundarten sehr oft Worte herüber und auch hinüber gehen!“
    „Das weiß ich sehr wohl. Aber ebenso genau weiß ich, daß sich die Dumbeli nicht hier in dieser Gegend, sondern sehr, sehr weit von hier befinden. Du hast uns belogen, und wer nicht aufrichtig mit uns ist, der darf auf keine Nachsicht von uns rechnen.“
    Der Kurde zögerte, mir gleich wieder Antwort zu geben. Er sah mir lange forschend in das Gesicht; dann endlich sagte er:
    „Ich möchte behaupten, daß du ein guter Mensch seist! Böse Leute haben andere Augen und auch andere Gesichtszüge als du. Darum will ich dir, obgleich es meiner Seele widerstrebt, offen eingestehen, daß ich nicht die Wahrheit gesagt habe. Aber ich darf nicht sagen, wer wir sind. Wir haben Allah ein Nadr (Gelübde) vor den Thron gelegt, welches uns zum Schweigen zwingt. Glaubst du das?“
    „Ja; ich sehe dir an, daß du jetzt die Wahrheit sagst; ich glaube es.“
    „Wenn du uns zu einer Antwort zwängst, würden wir dich wieder belügen müssen. Nur aus diesem Grund haben wir nicht gesagt, wer wir sind. Andere Ursachen, unseren Namen und unseren Stamm zu verschweigen, gibt es nicht. Wir können im Gegenteil so stolz darauf, wer und was wir sind, sein, daß wir eher Ursache hätten, zuviel anstatt zu wenig davon zu sprechen. Nachdem du das gehört hast, wirst du dich wohl nicht länger weigern, uns Auskunft über euch zu geben! Welchem Stamme gehörst du an?“
    „Keinem.“
    „Du bist doch ein Beduine! Wenn ein solcher zu keinem Stamm gehört, so ist er wegen ehrlosen Verhaltens von dem seinigen ausgestoßen und von keinem andern dafür aufgenommen worden. Aber wie ein Ehrloser, wie ein Ausgestoßener kommst du mir nicht vor!“
    „Ich bin kein Beduine.“
    „Also Perser?“
    „Nein.“
    „Türke?“
    „Auch nicht. Ich bin ein Christ und stamme aus dem Abendland.“
    „Es soll dort mehrere Länder geben, welche verschiedene Namen haben. Wie heißt das deinige?“
    „Dschermanistan.“
    „Dschermanistan? Das ist ein berühmtes Land, von welchem jetzt oft gesprochen wird. Der Sultan desselben heißt Wirhem?“
    „Wilhelm, willst du sagen!“
    „Sein Großwesir ist ein Riese von Gestalt, welcher Bismara heißt?“
    „Bismarck ist die richtige Aussprache.“
    „Und sein Muschir (Obergeneral) wird Molekeh genannt?“
    „Moltke muß es heißen!“
    „Wir können diese Namen nicht so aussprechen, wie du sie sagst; aber wir haben von diesen drei berühmten Männern viel, sehr viel gehört. Man erzählt bei uns von ihnen große Taten, die unvergleichlich sind. Es muß in Dschermanistan sehr viele tapfere Männer geben!“
    „Warum denkst du das?“
    „Weil ihr den großen Stamm der Feransawi (Franzosen) besiegt habt, dem noch niemals ein Feind hat widerstehen können. Auch Hadschi Kara Ben Nemsi soll ein Krieger aus eurem Land sein.“
    Kaum war dieser Name ausgesprochen worden, so fiel Halef schnell ein:
    „Hadschi Kara Ben Nemsi? Kennst du den?“
    „Ja.“
    „Woher?“
    „Wer sollte ihn nicht kennen, nicht von ihm und seinem treuen Hadschi Halef Omar gehört haben! Diese beiden Männer haben manchem Stamm gegen andere, feindliche Stämme beigestanden und

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