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21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

Titel: 21 - Im Reiche des silbernen Löwen II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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liebe Freunde begrüßt, deren Anblick das Herz frohlocken läßt!“
    Wir standen auf. Sie stiegen von ihren Pferden, legten die Waffen ab und schüttelten uns die Hände mit einer Herzlichkeit, als ob wir liebe, alte, lange nicht mehr gesehene Kameraden und Freunde von ihnen seien, deren unerwarteter Anblick doppelt froh überrascht. Dann machten sie es ihren Tieren bequem und setzten sich bei uns nieder, nachdem sie sehr höflich um die Erlaubnis dazu gebeten hatten. Das Bild war plötzlich ein ganz anderes geworden.
    Der Anführer saß mir gegenüber; er war mir eine hochinteressante Person, und ich hätte ihn gar zu gern beobachtet, um mit mir über ihn ins reine zu kommen, leider aber war es schon zu dunkel dazu, denn der Abend brach jetzt herein, und die Kurden erklärten, unserem Beispiele folgen und kein Feuer anbrennen zu wollen.
    Natürlich war es uns zunächst darum zu tun, nun der Wahrheit gemäß zu erfahren, von welchem Stamm die Kurden seien. Halef drückte diesen Wunsch in seiner bekannten Weise aus:
    „Ihr wolltet uns zwingen, euch zu sagen, wer wir sind. Ihr habt es erfahren, obgleich wir uns nicht zwingen ließen, das zu tun, was ihr so gebieterisch von uns verlangtet. Nun euch dieser Wunsch in Erfüllung gegangen ist, seid auch ihr uns Rechenschaft über eure Personen schuldig, und ich hoffe, daß ihr das bisherige Geheimnis nun nicht länger um euch herumschlagen werdet, wie einen Mantel, durch welchen man erst blicken kann, wenn er alt und zerrissen ist!“
    Hierauf antwortete mein Gegenüber:
    „Wir haben euch schon mitgeteilt, daß wir ein Gelübde getan haben und dadurch zur Verschwiegenheit gezwungen worden sind. Wir können euch der Wahrheit gemäß nur sagen, daß wir zum Stamm der Hamawandi-Kurden gehören.“
    „Bist du der Scheik derselben?“
    „Nein, er selber nicht, aber ein naher Verwandter von ihm.“
    „Und dein Name?“
    „Auch dieser ist Geheimnis. Nenne mich –“, er dachte einige Augenblicke nach und fuhr dann fort: „nenne mich Adsy; ich werde darauf hören.“
    Vielleicht dachte der Kurde an das türkische Wort adsys, welches soviel wie ‚ohne Namen‘ bedeutet. Halef nickte ihm zustimmend zu und fuhr dann fort:
    „Ein Gelübde darf man nicht verletzen; darum genügt es uns, wenn du uns einen Namen nennst, der deinem Ohre wohlgefällt. Wir sind oben bei den Bachtijari gewesen und wollen nun wieder nach Bagdad hinab. Da ich euch dies sage, dürfen wir vielleicht auch erfahren, nach welchem Ort ihr reitet?“
    „Das ist es, weshalb wir euch um Rat fragen werden. Eigentlich ist dieser ganze Ritt auch ein Geheimnis, aber ein so gefährliches, daß ich mich gar nicht erst besinne, ob ich es euch mitteilen kann. Es hat mich ja grad darum so außerordentlich gefreut, euch, grad euch getroffen zu haben, zwei Männer von solcher Klugheit, solcher Erfahrung und solcher Tapferkeit, daß es für uns nur von größtem Nutzen sein kann, wenn ihr uns sagt, wie ihr an unserer Stelle handeln würdet. Vor allen Dingen aber möchte ich vorher wissen, was und wie ihr über die Dawuhdijeh-Kurden sagt und denkt.“
    „Was wir denken? Hm! Und was wir sagen? Auch hm!“ antwortete Halef ausnahmsweise einmal so vorsichtig. Dann fuhr er, zu mir gewandt, fort: „Es ist mir lieber, wenn du an meiner Stelle redest, Effendi. Du weißt ja, daß ich überhaupt gern so wenig wie möglich spreche, zumal wenn es mir nicht bewußt ist, was und wie ich alles sagen soll!“
    Damit hatte er die Schwierigkeit auf mich abgewälzt. Was ich als Diplomat hätte reden müssen, das wußte ich ja auch nicht, weil mir nicht bekannt war, ob die Hamawands mit den Dawuhdijehs grad jetzt in Frieden oder in Feindschaft lebten, und darum hielt ich es für am besten, meine Meinung ganz der Wahrheit gemäß mitzuteilen:
    „Die Dawuhdijehs halten den Raub für keine Schande; sie sind tapfer und gewalttätig. Ihr Scheik Ismael Beg ist auch tapfer; größer als diese seine Tapferkeit aber ist seine Schlauheit, wie er schon sehr oft bewiesen hat.“
    „Das ist wahr, unbestritten wahr, Effendi! Hast du ihn schon einmal gesehen?“
    „Nein.“
    „Er dich?“
    „Wohl auch nicht. Aber gehört habe ich genug von ihm, um mir ein Bild von ihm machen zu können.“
    „Es ist ganz genau das Bild, welches auch ich mir von ihm mache, denn auch ich habe ihn noch nicht gesehen. Wir wollen zu ihm.“
    „So! Lebt euer Stamm in Freundschaft mit dem seinen?“
    „Freunde sind wir nicht, aber jetzt auch nicht Feinde. Der letzte

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