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21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

Titel: 21 - Im Reiche des silbernen Löwen II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihm zum Sieg verholfen, weil sie unübertrefflich tapfer sind und sich ganz und gar nach den Kampf- und Kriegsregeln des Landes Dschermanistan verhalten, welche weit besser und vorteilhafter als die unserigen sind. Wer diese klugen Regeln und Gebräuche anwendet, der kann von keinem Feind überwunden werden. Darum sind Kara Ben Nemsi und sein Halef niemals überwunden worden, und ihre Namen leben nicht nur im Mund der Freunde, sondern sie werden auch von den Feinden mit Achtung und Ehrerbietung genannt.“
    Halef hatte noch immer fest auf dem Kurden gekniet; aber sobald der ‚treue Hadschi Halef Omar‘ genannt wurde, nahm er zuerst das linke Bein und bei den Worten ‚unübertrefflich tapfer‘ dann auch das rechte weg, so daß er den am Boden Liegenden frei gab und dieser sich aufsetzen und ohne den bisherigen Druck weitersprechen konnte. Das Messer behielt er freilich noch immer in den Händen. Doch als der Kurde zuletzt gar von ‚Achtung und Ehrerbietung‘ sprach, entfernte der Kleine auch diese drohende Waffe und sagte in freundlichem Ton:
    „Das hättest du gleich erst sagen sollen, nämlich daß du diese beiden weltberühmten Helden kennst! Da hätten wir ganz anders mit euch geredet, als wir bisher zu euch gesprochen haben. Du bist frei, ganz frei!“
    „So kennst du sie wohl auch?“ erkundigte sich der Kurde, indem er rasch aufsprang und sich nach seiner Pistole bückte, um sie wieder aufzuheben.
    Ohne dieses letztere zu beachten, antwortete der Hadschi:
    „Natürlich kenne ich beide, und zwar gut, sehr gut!“
    „Ihr habt von ihnen gehört?“
    „Nicht bloß das!“
    „Sie gar gesehen?“
    „Nicht bloß das!“
    „Mit ihnen gesprochen?“
    „Nicht bloß das!“
    „Vielleicht bei ihnen gelagert, mit ihnen gegessen, getrunken und wohl auch geschlafen?“
    „Nicht bloß das!“
    „So seid ihr etwa gar mit ihnen gereist, mit ihnen geritten, habt euch längere Zeit bei ihnen befunden?“
    „Nicht bloß das!“
    „Was denn noch? Es kann ja gar nichts weiter geben, als das, was ich dich gefragt habe!“
    „Oh, noch viel mehr!“
    „Was?“
    „Daß wir uns stets bei ihnen befinden.“
    „Du meinst doch wohl zuweilen, nicht stets?“
    „Nein, stets!“
    „So müßtet ihr auch heut, auch jetzt bei ihnen sein!“
    „Das sind wir ja auch!“
    „Wie? Wirklich, wahrhaftig? Wo sind sie denn? Sage es schnell, sehr schnell! Sie sind wohl für einige Zeit fortgeritten und werden wiederkommen? Ihr erwartet sie?“
    „Nein.“
    „Was denn?“
    „Sie sind hier!“
    „So müßten wir sie sehen!“
    „Ihr seht sie ja!“
    „Wir sehen nur euch. Haben sie sich versteckt? Sind sie zurückgewichen, als sie uns kommen sahen?“
    „Nein, sie sind hier!“
    Diese kurzen Fragen und Antworten folgten sehr schnell aufeinander. Der Kurde zeigte einen ganz besonderen Eifer, und sein Ton wurde bei jeder Frage dringlicher. Jetzt ließ er seinen Blick erstaunt zwischen Halef und mir hin und her gehen; er wußte nicht, was er sagen sollte. Da aber rief einer seiner Begleiter aus:
    „Die Pferde, die Pferde, die wir schon bewundert haben! Wer hat solche Pferde?“
    Dadurch veranlaßt, drehte sich der Anführer nach den Rapphengsten um, wendete sich aber uns sehr rasch wieder zu und rief aus:
    „Halef soll sehr klein sein, und Kara – – –“
    „Klein nur von Gestalt, aber ungeheuer groß an Mut und Tapferkeit!“ fiel ihm der Hadschi rasch in die Rede.
    „Und Kara Ben Nemsi Effendi“, fuhr der Kurde nach dieser Unterbrechung fort, „soll die Zähne von selbsterlegten Bären, Löwen, Tigern und Panthern am Hals tragen. Du bist klein, und dein Begleiter hat zwei solche Halsbänder, wie ich sehe! Solltet – – –“
    Er hielt vor Überraschung inne.
    „Solltet – – – was?“ fragte Halef.
    „Solltet ihr diese beiden sein?“
    „Warum nicht?“
    „Du Hadschi Halef Omar?“
    „Ja.“
    „Der oberste Scheik der Haddedihn – – –? Vom großen Stamm der Schammar?“
    „Natürlich!“
    „Und er ist Kara Ben Nemsi?“
    „Gewiß!“
    „Ist das wahr? Keine Lüge?“
    „Was ich sage, kannst du glauben!“
    „So sei der Augenblick gesegnet, der uns zu euch hierher führte! Wir sehen die beiden Männer, welche einmal zu treffen mein größtes Sehnen gewesen ist! Wir begegnen ihnen zu einer Zeit und an einem Ort, wo uns ihr Rat unendlich wert und willkommen sein muß! Steigt von den Pferden, ihr Leute, und begrüßt diese beiden Klugen und Unüberwindlichen mit der Hand, wie man gute,

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