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21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

Titel: 21 - Im Reiche des silbernen Löwen II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wird das Jüngste Gericht in Jerusalem stattfinden. Wenn einst die Posaunen dieses Tages ertönen, werden die Seelen aller Menschen dort im Tal Josaphat versammelt werden, Mohammed mitten unter ihnen; ein Säulenschaft, welcher aus der Mauer ragt, zeigt schon heut die Stelle an, wo er stehen wird. Hoch über ihm und den versammelten Geistern aber wird Christus auf dem Ölberg thronen, so daß er alle überblickt und ihm keiner entgehen kann, wenn er die Schafe von den Böcken scheidet. Da wird es der Brücke es Ssiret, von welcher eure Lehre an anderer Stelle spricht, nicht bedürfen, sondern es wird ein dünnes Seil über das Tal gespannt, über welches sämtliche Seelen schreiten müssen. Dabei werden die Gläubigen, die Frommen, an beiden Händen von ihren Schutzengeln gehalten und geleitet werden, so daß sie glücklich hinüberkommen; die Ungläubigen aber, die Gottlosen, werden keine lichten Führer haben und also hinab in die Finsternis und schauerliche Tiefe stürzen. Also auch hier thront Christus über Mohammed. Das sagt ihr selbst!“
    „Du scheinst nicht nur eure, sondern auch unsere Lehre ganz genau zu kennen, Effendi; ich aber muß auch hierauf schweigen. Doch wirst du mir gewiß das zugeben, daß unsere Kaaba zu Mekka das größte Heiligtum der Erde ist?!“
    „Nein, auch das gebe ich nicht zu.“
    „Weil du ein Christ bist. Wenn du ein Moslem wärest, würdest du mir recht geben!“
    „Um dir das Gegenteil zu beweisen, will ich jetzt einmal nicht als Christ, sondern als Moslem sprechen. Du kennst doch wohl die Gesetze der Höflichkeit, nach denen Menschen miteinander verkehren?“
    „Ja.“
    „Wenn von zwei Männern der eine höher steht als der andere und ein Besuch zwischen ihnen nötig ist, welcher hat da zu kommen?“
    „Der, welcher niedriger steht.“
    „Also derjenige, welcher besucht wird, ist der höhere? Antworte der Wahrheit gemäß!“
    „Ja, er ist der vornehmere, der höhere.“
    „So will ich dir noch folgendes sagen: Das Heiligtum der Mohammedaner in Jerusalem heißt Haram esch Scherif, und eure Lehrer sagen, daß am Jüngsten Tag die Kaaba von Mekka nach Jerusalem kommen werde, um den Haram esch Scherif zu besuchen und mit ihm dem Jüngsten Gericht beizuwohnen. Hörst du wohl?“
    „Ist das wahr, Effendi?“
    „Ja. Erkundige dich, so wirst du erfahren, daß es so ist, wie ich sage!“
    „Die heilige Kaaba besucht den Haram esch Scherif! Das wußte ich noch nicht.“
    „Wer ist da der höhere, die Kaaba oder der Haram esch Scherif?“
    „Der letztere!“
    „Welcher Ort ist der höhere, Mekka, die Stadt des Islam, oder Jerusalem, die Stadt der Christen?“
    „Jerusalem!“
    „Wirst du nun auch jetzt noch behaupten, daß die Wunder Christi nicht an die Wunder Mohammeds reichen?“
    „Effendi, ich kann mich nicht mit dir messen, denn ich habe die Worte nicht, welche dir zur Verfügung stehen!“
    „Dir fehlen nicht die Worte, sondern die Beweise. Ihr gebt die Wunder Christi ohne alle Widerrede zu; wir aber kennen nicht ein einziges Wunder, welches Mohammed getan hat. Mohammeds Wunder werden nur von der Überlieferung erzählt! Christi Wunder aber werden von Mohammed bestätigt und sind im heiligen Buch verzeichnet, aus welchem Mohammed geschöpft hat. So sag mir nun einmal, wessen Wunder werden wohl glaubhaft sein?“
    „Schweig, Effendi, ich bitte dich! Hast du vielleicht die Absicht, mir meinen Glauben zu rauben? Ich wollte doch nicht von den Wundern Mohammeds und von den Wundern Isa Ben Marryams sprechen, sondern von denen, welche man sich von der alten Frau erzählt!“
    „Erzählt! Aber wahr sind sie nicht!“
    „Sie sind wahr! Ich habe unheilbar Kranke gesehen, von denen sie durch das Gebet und das darauffolgende Auflegen ihrer Hände die Krankheit genommen hat. Sie kennt die Gedanken eines jeden Menschen; der zornigste Mann wird vor ihr zum stillen Lamm, und sogar die Tiere sind ihr Untertan!“
    „Wie heißt diese Frau?“
    „Ihren Namen kenne ich nicht; ich habe ihn noch nie gehört. Man nennt sie nur ‚es Sahira‘ (Die Zauberin).“
    „Kennst du ihre Heimat?“
    „Nein. Doch meint man, sie müsse aus der Gegend von Hakkiari oder auch Rowandiz sein, weil sie zuweilen Namen von Orten nennt, die es dort gibt. Etwas Sicheres wird wohl nur der Pascha von Suleimania wissen.“
    „Der? Du nennst ihn Pascha? Wenn er das erführe, würde er sich sehr darüber freuen, daß er zu einem solchen Rang erhoben worden ist. Warum meinst du, daß er die Heimat der

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