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21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

Titel: 21 - Im Reiche des silbernen Löwen II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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überfallen und ausgeraubt worden ist und seine Begleiter tot sind?“
    „Er hat wohl keine Ahnung davon!“
    „So wollen wir ihm auch nichts sagen. Seit ich Ihre Erzählung gehört habe, kann ich nämlich den Gedanken nicht loswerden, daß er in Beziehung auf seine Verbindungen mit Persien mit dem Säfir unter einer Decke steckt. Dieser ist der Unterhändler. Meinen Sie nicht?“
    „Ja; er oder der Pädär-i-Baharat, vielleicht auch beide zugleich. Daß man sich grad an den Sandschaki gewendet hat, scheint mir zwei Gründe zu haben.“
    „Welche?“
    „Erstens hat man ihn als bestechlichen Mann gekannt, und zweitens stehen die heiligen Orte, auf welche es doch wohl vor allen Dingen abgesehen ist, unter ihm.“
    „Das ist richtig. Sie öffnen mir da die Augen.“
    „Auch kann es keinen gewöhnlichen Grund haben, daß sein Verhalten zu dem Säfir ein so seltenes, ein so ausnahmsweises ist. Er ließ ihn, den Fremden, ja nicht nur an der Mehkeme teilnehmen, sondern gestattete ihm auch, in das Verhör zu sprechen. Das läßt auf ganz verdächtige Verbindungen schließen.“
    „Ich stimme bei; aber wir werden auch hinter diese Schliche kommen. Jetzt mache ich Sie darauf aufmerksam, daß wir ganz vergessen haben, daß wir nicht allein hier sind. Ich bin den Anwesenden eine Erklärung schuldig.“
    Sich von mir ab und dem Sandschaki zuwendend, sagte er zu ihm, natürlich nun nicht mehr deutsch sprechend:
    „Du sprachst vorhin von Strolchen, Paschern, Dieben, Räubern und Mördern. Wie bisher in vielen anderen Punkten, so bin ich auch in dieser Hinsicht nicht mit dir einverstanden, sondern ganz anderer Meinung. Dieser Franke ist mein Freund, und ich freue mich außerordentlich, ihm so unerwartet hier zu begegnen. Er heißt Kara Ben Nemsi Effendi und steht unter dem ganz besonderen Schutz des Padischah. Das hat er dir gesagt und auch bewiesen, ohne daß es dir beliebte, auf seine Worte zu achten. Ich habe jetzt seine Anklage entgegengenommen und werde sie zu den übrigen Beschuldigungen fügen, welche gegen dich vorliegen und zu denen wahrscheinlich noch andere kommen.“
    Man sah es dem Sandschaki an, daß er sich seit der freundlichen Begrüßung zwischen dem General und mir in der größten Verlegenheit befand. Er wollte jetzt eine entschuldigende Antwort versuchen, wurde aber daran verhindert, denn mein alter Kol Agasi kam herein und meldete, daß drei Männer den Sandschaki zu sprechen begehrten.
    „Wer sind sie?“ fragte der General.
    „Ich weiß es nicht; sie wollten keine Namen sagen. Sie sind persisch gekleidet, und der eine von ihnen sagte, er käme mitten in der Nacht, weil er dem Sandschaki einen sehr wichtigen Brief zu übergeben und auch von einer großen Mordtat zu erzählen habe, welche am Birs Nimrud geschehen sei.“
    „Wer soll ermordet worden sein?“
    „Der Pischkhidmät Baschi mit allen Leuten, die bei ihm waren.“
    „Von wem?“
    „Von den beiden Fremden, welche heut entflohen sind, dem Kara Ben Nemsi und dem Haddedihn-Beduinen.“
    Der General sah mich und ich den Kol Agasi an. Diese drei persisch gekleideten Männer konnten nur Kumpane des Säfir sein; ich dachte sogleich an den Pädär-i-Baharat und seine zwei Begleiter. Wenn sie es waren, so spielten sie ein höchst gefährliches Spiel, welches sie freilich für ganz unbedenklich hielten, weil sie zweierlei nicht wußten, nämlich erstens, daß ich mit dem Kammerherrn entkommen war, und zweitens, daß seit dem Abend sich die Verhältnisse des Sandschaki außerordentlich verändert hatten. Der schlauberechnende Säfir wollte aus sehr naheliegenden Gründen, welche keiner Erklärung bedürfen, den Überfall und Mord auf mich und Halef, also auf einen Christen und einen Sunniten, schieben und dadurch jeden doch vielleicht gegen ihn auftretenden Verdacht gleich im Beginne von sich und seiner Bande abwälzen.
    „Wo befinden sich die drei Perser?“ Fragte ich den Kol Agasi.
    „Unten an der Tür“, antwortete er.
    „So haben sie unsere Pferde gesehen?“
    „Nein, Effendi. Da die Hengste dir gehören, habe ich sie mit Aufmerksamkeit behandelt und in den Anchor (Stall) unseres Serai schaffen lassen, wo sie Futter und Wasser bekommen.“
    „Das ist gut! Hast du den Männern gesagt, daß ich hier bin?“
    „Kein Wort! Was denkst du von dem Licht meiner Gedanken, daß du mir eine so große Dummheit zumutest?“
    „Aber die Posten werden es jetzt unten ausplaudern?“
    „Auch kein Wort! Sie sind, während du hier oben warst, gewechselt

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