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21 - Stille Wasser

21 - Stille Wasser

Titel: 21 - Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura A. Gilman , Josepha Sherman
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und lass es uns hinter uns bringen!‹
    »Sei vorsichtig.«
    Die beiden sahen sich an und jeder von ihnen war klar, dass vorsichtig zu sein in Sunnydale viel, viel mehr bedeutete, als nachts die Türen zu verschließen und nicht mit fremden Männern zu sprechen.
    »Bin ich immer«, gab sie kühl zurück.

    »Du machst dir nicht viel aus Stränden, was?«
    Buffy schüttelte den Kopf. Sie saß auf der niedrigen Begrenzungsmauer, die den Strand von der Straße trennte, und blickte auf die sanft heranrollenden Wellen.
    »Ich mir auch nicht«, gestand ihr Oz. Sein Van stand einige Meter entfernt am Straßenrand. Vor ihnen erstreckte sich eintönig und grau der menschenleere Strand, an dem rein gar nichts an den Mythos vom immer währenden Fest der Sinne erinnerte, den man gemeinhin mit Südkalifornien in Verbindung brachte. »Schätze, das macht uns zu ziemlichen Sonderlingen.«
    Buffy konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Oh, ganz bestimmt. Das wird es sein, was uns zu solchen Sonderlingen macht.«
    Sie erhob sich, schlüpfte aus ihren Schuhen und bohrte mit den nackten Zehen Löcher in den Sand. Er war kälter und gröber als der, an den sie sich aus jener Zeit erinnerte, als sie und ihre Familie noch gemeinsame Kurztrips unternommen hatten, damals, als sie ein Kind gewesen war. Und als sie älter wurde, hatte sie es vorgezogen, im Einkaufszentrum herumzuhängen, anstatt wie tot am Strand zu liegen und zu schwitzen.
    Und heute... heute schnappte sie ausgehungert nach jedem bisschen Freizeit, das sich ihr bot. Keine Zeit für Ausflüge an den Strand. Oder in die Wälder, oder in die Wüste, falls ihr danach gewesen wäre. Eines Tages, nahm sie sich vor, werde ich einfach die Biege machen. Nur um zu sehen, ob es mir gefällt.
    »Wonach suchen wir eigentlich?«, erkundigte sich Oz.
    »Ich habe keinen Schimmer«, gab sie unbekümmert zurück und ließ ihre Blicke über den nassen Sand weiter unten schweifen, dort, wo die See das Land berührte. »Grüner Schleim? Merkwürdige Fußabdrücke? Herumliegende Körperteile?«
    »Richtig.«
    Das war das Schöne an den Unterhaltungen mit Oz. Bei ihm klang alles immer so... nüchtern. So Logisch. Normal eben.
    Toller Trick, eigentlich.
    »Ah... wart mal ’ne Sekunde.« Oz hob schnuppernd den Kopf und zog angespannt die Stirn kraus. Dann setzte er sich ohne ein weiteres Wort der Erklärung in Bewegung und stapfte zielstrebig zum Meer hinunter und weiter den Strand entlang.
    Ich werd nicht mehr, dachte Buffy. Wie ein zweibeiniger Hund. Oder Wolf. Was auch immer.
    Doch manchmal erwies sich seine wölfische Natur als ausgesprochen hilfreich. »Was ist?«, rief sie und folgte ihm.
    Er ließ sich auf Hände und Knie fallen, die Stirn immer noch in Falten gelegt.
    Buffy musste sich zusammenreißen. Wenn er jetzt mit der Nase auf dem Boden rumschnuppert, krieg ich einen Lachanfall, ich weiß es.
    »Willow«, sagte Oz plötzlich. »Eindeutig Willow. Und Ariels Geruch ebenfalls, glaube ich... Nein, das riecht nach mehr. Mehrere Selkies, schätze ich. Und – boah.«
    »Boah was? Oz, was?«
    Er kam wieder auf die Füße, seine Miene sorgenvoller denn je. »Ich hab keine Ahnung. Etwas ganz und gar Fremdartiges. Definitiv kein Mensch. Und auch kein Vampir. Ich konnte den Geruch eben deutlich wahrnehmen. Ist mir noch nie im Leben untergekommen – jedenfalls war es groß. Oder es waren viele. Und... ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Aber der Geruch hat etwas, nun ja – Hungriges.«

    Der Vampir blieb abrupt stehen und lauschte mit geneigtem Kopf in das Labyrinth von Sunnydales Abwasserkanälen hinein. Ja... da war jemand. Keine Ratte oder irgendein anderes kleines Geschöpf... und auch kein Mensch. Als er noch lebte, war er ein verdammt guter Jäger gewesen, und nach seinem Ende hatte er die alten Fertigkeiten um eine weitere ergänzt: Er hatte gelernt, Kreaturen an ihren Geräuschen zu erkennen.
    Und an ihren Gerüchen. Der penetrante Gestank, der in den Kanälen unterhalb der Stadt herrschte, machte ihm nichts aus – man gewöhnte sich nach einer Weile daran. Als Dämon bekam man selten Gelegenheit, sich beim Management zu beschweren. Doch irgendetwas störte das übliche Konglomerat aus üblen Gerüchen: ein Hauch von... Salz. Von Ozean.
    Der Vampir bleckte leise fauchend die spitzen Zähne. Er war am Strand zwar nicht dabei gewesen, doch die Gerüchte hatten sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Etwas Unbekanntes war aufgetaucht und tötete Menschen – tötete seine

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