21 - Stille Wasser
geschah, und die Verandabeleuchtung würde sich automatisch einschalten, sobald es dunkel genug war. In dem Augenblick, in dem sie anging, würden sie hineingehen.
Nebenbei bemerkt, sie war nicht alleine hier. Buffys Mom saß drinnen am Esszimmertisch und war mit irgendwelchem Schreibkram beschäftigt, während Buffy selbst nur wenige Schritte von Willow entfernt mit Ariel Fangen spielte, in der Hoffnung, sie dabei so sehr zu ermüden, dass sie sich ohne viele Mätzchen wieder zu Giles schaffen ließ.
»Hey.«
Willow sprang auf, ihren Pflock mit der Spitze voran dem Gegner entgegengestreckt, und...
... stieß die Luft aus. Vorwurfsvoll schaute sie Angel an. »Glöckchen! Schellen! Irgendwas, okay?«
»Sorry.«
Buffy tauchte an ihrer Seite auf, wobei sie Ariel, die völlig fasziniert die genauere Beschaffenheit eines Baumstamms zu ergründen suchte, für einen Augenblick sich selbst überließ. »Hey. Du bist früh dran.« Und dann, zu ihrer Freundin gewandt: »Will, das Kind ist eine echte Landplage. Sie hat mehr Energie als... na ja, jedenfalls etwas mit jeder Menge Energie. Ich weiß nicht, wie Giles es schafft, mit ihr fertig zu werden.«
»Mit jeder Menge Genörgel«, entgegnete Willow und Buffy konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ihr Wächter hatte mehr als nur genörgelt, als sie seine Wohnung verließ. Völlig zerknirscht hatte er ihr gestanden – er, der so gut wie niemals zugab, mit seinem Latein am Ende zu sein –, seine Geduld sei in genau jenem Moment an den Grenzen ihrer Belastbarkeit angelangt, als Ariel beschlossen habe, dass es bestimmt Riesenspaß machen würde, seine Badewanne überlaufen zu lassen. Er hatte wirklich ziemlich fertig ausgesehen, fand Buffy. Einzig und allem aus diesem Grunde hatte sie sich bereit erklärt, ihm das Selkie für ein paar Stunden abzunehmen, bevor sie sich auf ihre Patrouille begab.
Und es war, zu ihrer eigenen Überraschung, sogar ganz angenehm, sich für ein paar Minuten einfach mal hinzusetzen, ab und an einen Ball zu werfen und Ariel dabei zuzuschauen, wie sie versuchte, ein Eichhörnchen zu fangen.
Das dürfte wohl mehr ihrem Tempo entsprechen, ging es ihr durch den Kopf.
Vor Hunden schien sie eine natürliche Scheu zu besitzen und nachdem eine Katze, der es offensichtlich gar nicht passte, wenn kleine Kinderhände an ihrem Fell zerrten, mit ihren ausgefahrenen Krallen einmal kurz über Ariels Nase gewischt war, zog sie es vor, auch dieses Tier zu meiden. Doch Eichhörnchen – klein, wuschelig und einfach nicht zu kriegen – waren ohnehin viel interessanter.
»Wer ist dieses Kind?«, fragte Angel und riss sie aus ihren Gedanken.
»Ariel. Wohnhaft bei den Selkies, du erinnerst dich?«
» Sie ist das Selkie?« Angel musterte Ariel mit unverhohlener Neugier und schien offensichtlich völlig vergessen zu haben, aus welchem Grund er sich eigentlich hier in den spätabendlichen Schatten herumdrückte. »Hätte nie gedacht, dass ich tatsächlich mal eins zu Gesicht bekommen würde.«
»Gratuliere«, erwiderte sie trocken. »Eine weitere angeblich mythologische Kreatur, die du von deiner Gibt’s-nicht-Liste streichen kannst. Wenn das so weitergeht, würde es mich gar nicht wundern, wenn bei der nächsten St.-Patrick-Parade eine Horde tanzender Leprechauns die Straße entlangmarschiert. Und weißt du, was das Schlimmste daran ist?«, fuhr sie fort, zunehmend in Rage geratend, je mehr sie darüber nachdachte. »Sie alle haben sich anscheinend in den Kopf gesetzt, Sunnydale zu ihrem absolut heißesten Ausflugsziel zu machen und mich, ganz nebenbei, um den Verstand zu bringen. Was soll das, frag ich dich? Gibt’s im Höllenschlund kein Einwanderungslimit oder so was?«
Angel runzelte die Stirn und richtete seine Aufmerksamkeit auf Ariel, ohne auf die hinlänglich vertraut klingende Buffy-Tirade einzugehen. »Sie scheint mir nicht besonders gefährlich zu sein.«
»Oh, sie doch nicht. Sie ist das harmloseste Ding unter der Sonne.« Buffy grinste hämisch. »Obwohl Giles da bestimmt anderer Meinung sein dürfte. Er hat sie uns angedreht, damit er seine Wohnung seehundsicher machen kann. Dabei fällt mir ein, wie gut ist eigentlich dein Gälisch?«
»Mein Gälisch? Es geht so. Warum?«
»Das ist die einzige Sprache, die Ariel spricht«, erklärte ihm Willow, »eine ziemlich alte Variante, meint Giles, und sein Akzent ist wirklich grauenhaft.«
Buffy nickte. »Wir hatten gehofft, du könntest für uns vielleicht den Dolmetscher spielen. Während wir
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