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210 - Unter dem Vulkan

210 - Unter dem Vulkan

Titel: 210 - Unter dem Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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plätscherte vor sich hin. Matt saß nach einem Bad im Sternenschein nackt neben seinen Kleidern am Ufer.
    Er war zufrieden: Sie waren aus dem Gröbsten raus. Ein Fachmann kümmerte sich um Rulfan. Sie brauchten nicht zu laufen; sie wurden verpflegt.
    Dumm war nur, dass sie in die falsche Richtung gingen: Dass Kilmaaro das neue Wort für Kilimandscharo war, hatte er inzwischen in Erfahrung gebracht. Genau dort lag der »Hof« des Propheten. Dass Maitre Magnan auch über eine Flugmaschine verfügte, war ein Trost: Laut Noah verkehrte die Roziere regelmäßig zwischen seinem »Hof« und einer Handelsstation am Victoriasee.
    »Es ist sicher nicht schwierig, ihn zu bewegen, euch bei einem Flug dorthin mitzunehmen«, hatte er Matt in Aussicht gestellt. Und da Rulfan ohnehin flachlag, hatte Matt keinen Grund gesehen, Noahs Angebot abzulehnen. Mit einem Luftschiff würden sie mehr als die Zeit aufholen, die sie jetzt verloren.
    Irgendwo flussaufwärts knackten Zweige.
    Matt schreckte aus seinen Gedanken auf und tastete nach seiner Waffe. Doch das vermeintliche Raubtier entpuppte sich als Zweibeiner, der zwanzig Meter weiter ins Wasser ging: Ein lockiges dunkelhäutiges Bürschlein sprang in die Fluten und rief »Brrrr!«.
    Matt grinste. Um sich daran zu erinnern, wie kalt das Wasser war kalt, brauchte er nur an sich herabzuschauen.
    Er stand auf und nahm seine Sachen. Als er sich ankleiden wollte, drang ein Hilfeschrei an sein Ohr. Er kam eindeutig von dort, wo das schmale Handtuch ins Wasser gegangen war. Ob das Kerlchen ausgeglitten war oder mit einem Raubfisch kämpfte, konnte er nicht beurteilen, doch eins wusste er aus Erfahrung: Es konnte fatal enden, wenn man zu lange wartete.
    Der Schrei wurde wiederholt, diesmal schriller. Als Matts Blick die Wasseroberfläche absuchte, sah er einen Arm aus den Fluten ragen.
    Mit einem Fluch sprang Matthew ins Wasser und kraulte auf den Jungen zu. Offenbar hatte eine tückische Unterströmung ihn erfasst und zog ihn flussabwärts.
    Eine glückliche Fügung drehte das Bürschlein so, dass es rückwärts gegen Matts Brustkorb knallte. So brauchte er nur die Arme auszustrecken, um es zu packen.
    Vermutlich hatte das Kerlchen nicht mit Hilfe gerechnet: Es deutete die unerwartete Umarmung als Angriff und schlug um sich. Matt, angesichts seines geschwollenen Auges daran interessiert, sich nicht noch ein Veilchen einzuhandeln, tauchte ab – ohne freilich loszulassen.
    Als er wieder oben war, schnappt er nach Luft, warf den renitenten Knaben mit einem in Westpoint erlernten Rettungsgriff aufs Kreuz und zog ihn im Nu aus der Stromschnelle in Richtung Ufer.
    Als Matt den Geretteten aufrichtete, teilte sich die Wolkendecke. Das Mondlicht enthüllte, dass der Kerl ein Mädel war – beziehungsweise eine junge Frau.
    Da brat mir jemand einen Eluu, dachte Matt, denn sie war so nackt wie er, und er wusste nicht, ob er vielleicht gerade eine einheimische Tradition verletzte.
    »Da-danke…« Sie schlotterte vor Kälte und hüpfte auf und nieder.
    »Keine Ursache.« Matt nahm seine Kleider, da sie ihm am nächsten waren, und hüllte die Fremde notdürftig ein.
    Sie war klein und zart, hübsch und schwarz und vom Alter her schwer einzuschätzen. Jünger noch als Honeybutt Hardy, die weibliche Running Man, und lange nicht so gut gebaut.
    (Running Men: eine Rebellengruppe gegen den Weltrat, mit der Matt schon zu tun hatte)
    Während sie in die Knie sank, zitterte und leise vor sich hin weinte, weil der Schock sie in den Krallen hatte, schaute er sich vorsichtig um. Ihm war aufgrund seines Zustands nicht daran gelegen, die Bekanntschaft ihres Bräutigams zu machen.
    »Wo sind deine Sachen?«, fragte er.
    Das Mädchen deutete den Fluss hinauf. Matt schlüpfte in seine Stiefel und eilte am Ufer entlang dorthin, wo das Mädchen ins Wasser gegangen war. Zum Glück war die Nacht so hell, dass er nicht lange zu suchen brauchte. Als er mit den Kleidern zu ihr zurückkam, hatte sie sich beruhigt und musterte ihn mit neugierigen Blicken.
    »Wie heißt du?« Matt reichte ihr den Stapel mit den Klamotten.
    »Almira.« Sie zog die Nase hoch. Almira hatte verdammt schöne Augen und einen intelligenten, leicht wehmütigen Blick. So, wie sie ihn abschätzte, hatte sie keine Angst vor nackten Männern in Stiefeln. Oh. Matt räusperte sich und streckte die Hand aus. »Hättest du was dagegen, mir meine Sachen zurückzugeben?«
    Almira kicherte. »Aber nein.« Sie enthüllte sich kurz und schlüpfte in ihr eigenes

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