2102 - Die Hand der Vorsehung
Nestern, und zwar sofort!"
Nacheinander trafen die Berichte ein. Alle Aggregate funktionierten normal, jedes einzelne Gerät bis zur kleinsten Eieruhr. Auch die Impulstriebwerke arbeiteten, den Anzeigen zufolge, einwandfrei.
Doch sie trugen die KELTAMMER nirgendwohin. Oder überallhin zugleich.
Es war eine zutiefst unwirkliche, verstörende, beängstigende Erfahrung.
Nur Roxo, bemerkte Itchi mit Bewunderung, war allen anderen schon wieder um zwei Gedankensprünge voraus.
„Schön, dann hat uns ein Zufall oder die Vorsehung an diesen ... Nichtort geführt. Lebendig!", betonte er. „Also kein Grund zur Panik. Im Gegenteil! Wenn wir das wissenschaftlich dokumentieren können und die Ergebnisse auswerten, war dies der wichtigste Sprung in der Geschichte der jankarischen Raumfahrt!"
„Falls Rückkehr möglich."
„Kiv." Roxo trat zu seinem Lehrer, seinem Kanonier, seinem Freund und rüttelte ihn an den Schultern. „Was immer auch geschehen mag, wir erleben gerade das größte ..." Er stockte, strahlte den Waffenmeister an. „Du fühlst ja genauso wie ich, auch wenn du es nicht zeigen magst. Wir haben die letzte, die ultimate Barriere durchbrochen. Wir sind im Hyperraum!"
„Aber nicht allein", flüsterte Itchi.
*
Die Daten aus dem Orternest waren ... kaum zu glauben.
Das soeben erfasste Objekt, ein Würfel mit unregelmäßiger, reich differenzierter Oberfläche - Itchi vermeinte Türmchen zu erkennen, spindelförmige Ausleger, Bündel von langen Fühlern, über Bergmassiven aufragende Gipfel und in den zerklüfteten Tälern Dörfer oder zumindest Ansammlungen von geometrischen Formen, die an Gebäude erinnerten - besaß eine Kantenlänge von unfassbaren 1940 Yabaal!
Fast zwei Ky...
Es schien keinen Schutzschirm zu besitzen. Die Wandung glich dunklem, blutrot glühendem Stahl.
Und es kam auf sie zu.
Itchis Ohren rauschten. Undeutlich hörte sie, dass nicht weit von ihr jemand schrie. Kiv! Der Kanonier hieb mit schrillem Kreischen auf seine Waffenkontrollen ein. Die Salven der schweren Impulsgeschütze schlugen in die dunkelrote Wand des unheimlichen Flugkörpers - und erzielten nicht den geringsten Effekt, als würden sie geschluckt, einfach absorbiert oder vielmehr gar nicht wahrgenommen.
Das interessiert die nicht einmal! Wie der Sturmlauf eines Insekts gegen eine Baumaschine ...
Die KELTAMMER stand nun relativ still zu dem Würfel. Dabei brüllten tief im Rumpf die Triebwerke - ohne dass Itchi, so vehement sie gegenzusteuern versuchte, auch nur einen einzigen zusätzlichen Yabaal Distanz zwischen sie und den Würfel zu bringen vermochte.
„Aufhören!"
Roxos kurzer Befehl reichte aus, alle diese sinnlosen Aktivitäten zum Erliegen zu bringen.
Schwer atmend schloss Itchi die Augen. Kivs Schreie verstummten. Es wurde still im Kommandonest.
Nur Vett zählte, ganz leise, in rasender Geschwindigkeit vor sich hin.
„Reißt euch zusammen! Wir werden nicht angegriffen, also verhalten auch wir uns passiv, klar?
Kapitän an Logbuch: Diese Bemerkung löschen, ebenso die Aufzeichnung von Waffenmeister Aaterstams verständlicher Überreaktion. Funknest: Versucht, Kontakt mit dem Würfel aufzunehmen."
Doch daraus wurde nichts. Stattdessen schoss aus dem Rumpf des Gigantraumers eine vom Rechner blassgelb dargestellte Leuchterscheinung.
Itchi hielt den Atem an. Auch das war glücklicherweise keine Attacke. Sondern eine Art Traktorstrahl, der sie auf den Riesenwürfel zuzog.
Und in ihn hinein. Die glühende Wand füllte längst alle Bildschirme aus, da entstand eine Öffnung, rund, ähnlich der Irisblende einer historischen Fotoapparatur, die Itchi einmal im Technischen Museum gesehen hatte.
Ein Loch. Ein Schlund.
Ein Maul, das sie verschluckte.
Die KELTAMMER, der Stolz der jankarischen Flotte, größer als das größte Wohnnest von Kischario, wurde in einem Hangar abgestellt, sanft und mühelos, als wäre sie ein Beiboot. Boden, Decke und Wände des Hangars leuchteten in blendendem Weiß, und maßen mindestens hundert Yabaal im Quadrat.
„Nerven bewahren, Leute. Wenn die uns rupfen wollten, hätten sie es längst tun können."
Dein Optimismus in Ehren, Roxo, dachte Itchi, doch es gibt Schlimmeres als den Tod. Und Wertvolleres als unser Leben...
Mit einem Mal erstrahlte der Hangar in einem milchigblauen, durchdringenden Licht. Eine Strahlung, die körperlich spürbar war - auch in der KELTAMMER!
Ein unsichtbarer, umso deutlicher fühlbarer Fokus wanderte durch das Schiff, schien das
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