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2102 - Die Hand der Vorsehung

Titel: 2102 - Die Hand der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Innerste ihrer Persönlichkeiten zu erfassen, nach außen zu stülpen, mit winzig kleinen Skalpellen schmerzlos, doch Nerven zerfetzend systematisch, schichtweise abzutasten wie das Elektronenmikroskop eines Histologen einen schon im Ei abgestorbenen Embryo, einen nicht lebensfähigen, unbeseelten, geistlosen Zellklumpen.
    Wir werden gescannt. Wer immer diesen Vorgang steuert, wir sind für ihn oder sie nicht mehr als Mikroben. Jedenfalls keine gleichwertigen Lebewesen - eher eine Art Geschwür.
    Namor, der Reservepilot, ein bei den Rekruten gefürchteter Schleifer, der gerade wieder zu sich gekommen war, übergab sich - igitt, voll auf seine Armaturen - und verlor erneut die Besinnung.
    Itchi sah weg. Und direkt in Roxos Gesicht. Sein Schnabel war halb geöffnet. Sie konnte seine Zunge erkennen, die mit der Kapsel spielte.
    Jeder jankarische Kapitän trug eine solche Kapsel im Mund. Das in ihr enthaltene tödliche Gift wirkte augenblicklich. Wenn er Gefahr lief, die Position ihrer Heimatwelt preiszugeben, würde er...
    Roxo biss zu. In seinen Augen las Itchi Verzweiflung, die Bitte um Vergebung und ein Bekenntnis.
    Zu ihr.
    Zu spät.
     
    6. Strophe
     
    Der Jäger
     
    Das ultrablaue Licht erlosch.
    Itchi schluchzte, Vett murmelte Zahlen. Kiv hielt den zusammengesackten Körper von Roxo Quatron.
    Der jetzt den Kopf hob. Die Reste der Kapsel ausspuckte. Sich räusperte und heiser hervorstieß: „Wer immer diesen Würfel befehligt, ich hasse ihn. Dafür, dass er uns wegnehmen kann, was er will, sogar den Tod."
    Itchi wollte auf ihn zufliegen, ihm alles sagen, da bemerkte sie auf einem der Bildschirme eine Bewegung.
    In der weißen Wand hatte sich ein Schott geöffnet, über eineinhalb Yabaal hoch und ebenso breit.
    Und daraus trat eine Gestalt in den Hangar. Nein, sie schwebte, auf einem seltsamen, wie aus Knetmasse roh geformten Gestell, das den nicht einmal einen Dreiviertelyabaal kleinen, gebrechlich wirkenden Körper aufrecht hielt - wie eine Laufschule ein Küken, das sich gerade anschickte, das Gehen zu erlernen.
    Das Wesen war jankaroid, wenn auch unbefiedert; die Haut wie vergilbte Schreibfolie oder Pergament.
    Den Ausdruck in dem Gesicht unter der stark vorgewölbten, faltigen Stirn interpretierte Itchi unwillkürlich als ... müde.
    Ja: ernst, traurig und unendlich müde.
    Eine sandfarbene Robe hüllte den ausgemergelten Körper ein. Über den Rücken war ein etwas dunklerer Umhang drapiert, an dessen Außenseite Sich blaue, in dünnen Linien verschnörkelte Zeichen rankten.
    So mächtig, so unbesiegbar erhaben das Würfelschiff wirkte, so hinfällig erschien Itchi dieses sich an seinem Gefährt anklammernde Wesen. Lediglich in den tief sitzenden schwarzen Augen loderte ein intensives, kaum zu beherrschendes Feuer.
    Er - oder sie oder es - ist sehr alt. Doch lebenslüstern, immer noch, frag nicht! Und von einem Sendungsbewusstsein erfüllt, das an Fanatismus grenzt.
    Das Wesen hob mit sichtlicher Anstrengung seinen Kopf und blickte zur Optik der nächstgelegenen Außenbeobachtungskamera hoch.
    „Mein Name", sagte es in reinstem Anguela und mit überraschend klarer, fester Stimme, „lautet Ruim OhJar. Ich bin der Kommandant dieses Schiffes und bitte um eure Hilfe."
     
    *
     
    Roxo schüttelte Kivs stützenden Arm ab und richtete das Mikrofon vor seinem Schnabel.
    „Und mein Name ist Roxo Quatron!", fauchte er. Seine Rechte umklammerte den Kolben der Koma-Kralle. „Ich bin der Kapitän dieses Schiffes und ich sage dir ..."
    Itchi hatte ihn noch nie so wütend gesehen. Doch nur einen Lidschlag später bewies Roxo, dass man ihn nicht grundlos den „Schnellschnapper" nannte.
    „... lass uns darüber reden."
     
    *
     
    24 Schritte von der Bodenschleuse bis zum Schott, .dann 316 Schritte eine Rampe hoch, die sich dreimal mit einer zweiten kreuzte. Eine Doppelwendeltreppe, konstatierte Vett.
    Bis auf Roxo, Itchi, Kiv und ihn waren alle Besatzungsmitglieder in der KELTAMMER zurückgeblieben, Sie vier folgten Ruim OhJar ins Innere des monströsen Würfels, das so gar nichts von einem Raumschiff hatte.
    Die Rampe mündete in eine Wandelhalle, 199 Schritte lang und sehr hoch, mit einem gleichermaßen uralt und zeitlos aussehenden Kreuzrippengewölbe. Weitere Korridore - sieben - und Säle - zwölf - schlössen sich an, voller exotischer Kunstgegenstände auf niedrigen Sockeln - 243 - oder yabaalhohen Stelen - 254, macht also insgesamt 502.
    Moment mal...
    Vett war so verwirrt, dass er auf Kiv auflief. Noch

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