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2106 - Der weiße Tod

Titel: 2106 - Der weiße Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Fliegen.
    „Das sieht alles nicht gut aus", sagte Tess. „Ich glaube, es gibt wirklich nur eine Lösung.
    Wir brauchen dazu Verstärkung von unserem Raumschiff."
    „Die Prinzessin wird jetzt ihren Mittagsschlaf halten", murmelte der Gelehrte, „um im Traum zu letzten Einsichten zu kommen. Das haben mir ihre Töchter verraten."
    Benjameen und Tess sahen sich an. „Mittagsschlaf?", fragte da Jacinta. „Bist du ganz sicher?"
    „Die Prinzessinnentöchter lügen mich nicht an", antwortete Liktus. „Scharanay schläft jeden Mittag."
    „Aber vielleicht heute nicht", meinte Tess. „Bei der Aufregung."
    „Nein", sagte Boi. „Gerade deshalb."
    „Hast du einen Raum für mich, in dem ich mich hinlegen kann?", fragte Benjameen aufgeregt. „Wo ich nicht gestört werde?"
    „Natürlich, mehrere", antwortete Boi. „Aber wozu... Ich verstehe nicht..."
    „Das brauchst du auch nicht", sagte Benjameen und stand auf. „Mach dir keine Sorgen, vielleicht wird alles doch noch gut. Tess, kommst du mit?"
    „Klar. Ich weiß, was du vorhast. Es könnte klappen."
    „Dann komm bitte mit!"
    Er ergriff ihre Hand. Geleitet von einem vollkommen perplexen Liktus Boi, stiegen sie die Wendeltreppen hinauf bis zu einer Tür, die Boi für sie öffnete. Durch eine Fensteröffnung fiel Licht hinein. Außerdem versuchten die Tentakel der Kletterpflanzen in den Raum einzudringen. Liktus Boi ergriff ein scharfes Messer und kappte sie.
    „Ständig muss ich sie abwehren", schimpfte er. „Im ganzen Turm. Die Glott-Pflanzen sind nahezu überall. Hier in der Stadt kriechen sie an den Gebäuden hoch, und in der Wildnis sind sie Büsche. Hütet euch vor ihnen!"
    „Es ist gut, Liktus", sagte Tess und schob den Gelehrten sacht aus dem Raum. „Wir kommen wieder zu dir hinunter."
    „Ihr seid seltsam", murmelte Boi. „Sehr seltsam..."
    Damit verschwand er aus der Tür. Benjameen lag schon auf der Liege hinter dem Lesepult.
    Tess zwängte sich in den für einen Menschen viel zu engen Stuhl und strich ihm zärtlich über die - schon geschlossenen Augen.
    „Träume gut, Ben!", flüsterte sie. „Vieles hängt davon ab. Selbst wenn nur zwanzig Wächter gegen zehntausend Eingeborene stehen - ein einziger E'Valenter kann den Eingang zur Mine beliebig lange halten. Auch wenn die Zineda mit einer Übermacht kommen, werden sich schon nach kurzer Zeit die Leichen häufen, und die Nachdrängenden werden mühsam über die Leiber der Toten klettern müssen. So weit darf es nicht kommen. Träume gut, Ben..."
    Sein Geist löste sich vom Körper, überbrückte Zeit und Raum und fand sich im Bewusstsein der ebenfalls träumenden Prinzessin Scharanay wieder. Benjameen da Jacinta befand sich plötzlich in ihrem Traum und wurde ein Teil davon.
    Die Prinzessin sah von einer von pferdeähnlichen Tieren gezogenen, auf einen Anhänger montierten Sänfte aus ihrem Volk zu, wie es gegen die von E'Valentern verteidigte Mine anstürmte, mit primitiven Waffen gegen Strahlkanonen. Mehr als tausend Zineda waren mit den Lastwagen hierher geschafft worden, dicht auf den Pritschen gedrängt, eine Mauer aus Leibern gegen die Versklaver und Wächter des Reichs. Es waren die bestbewaffneten Bürger der Stadt und Mitglieder der Palastwache.
    Aber sie fielen einer nach dem anderen. Sie verbrannten in den Strahlen aus den furchtbaren Waffen der E'Valenter, die, anfangs nur zwei, jetzt zu fast zwanzig den Anrennenden gegenüberstanden. Die Leichen türmten sich, wenn sie nicht ganz zu Asche verbrannten, aufeinander und bildeten bald einen Wall für die Nachrückenden.
    Prinzessin Scharanay sah das alles, und mit jedem sterbenden Untertan starb auch ein Teil von ihr. Doch was konnte sie das schon noch schrecken, da sie seit dem Beginn ihrer Regentschaft jeden Tag das Leid ihres Volkes auf sich lasten spürte? Sie, deren einzige Liebe mit dem Hauptmann Imm Zuliffer gestorben war? Es gab keine Hoffnung mehr für sie, keine Zukunft. Indem ihr Volk starb, konnte endlich auch die Tochter des Mondes sterben.
    Doch da war plötzlich jemand an ihrer Seite, ein Fremder. Er ähnelte im Körperbau den E'Valentern, nur war er schlanker und größer. Aus hellen, kleinen Augen sah er sie an.
    „Wer bist du?", fragte sie ihn, und er nickte ihr zu.
    „Mein Name ist Benjameen, du kennst mein Volk nicht. Liktus Boi hat mich zu Hilfe für euch gerufen. Du musst den Angriff einstellen lassen, Prinzessin, oder niemand von euch überlebt ihn. Und diejenigen, die in der Stadt zurückgeblieben sind,

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