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2106 - Der weiße Tod

Titel: 2106 - Der weiße Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Teil.
    Überall in den Straßen herrschte Aufruhr, der die unheilvolle Stille des frühen Morgens abgelöst hatte. Zineda, junge und alte, versahen sich mit allem, was ihnen als Waffe tauglich erschien, von modernen Automatikgewehren bis zu Messern und primitiven Knüppeln. Es war, als habe ein kollektiver Rausch sie ergriffen. Kampfparolen gegen die E'Valenter wurden gerufen.
    Die lange ertragene Demütigung und Unterdrückung entlud sich in einem Feuer, das der alte Gelehrte seinem Volk nie zugetraut hätte. Wie sehr hatte es gelitten - und damit sollte jetzt nach dem Willen der Prinzessin Schluss sein, deren Namen die Kampfbereiten skandierten.
    Lastwagen rollten durch die Straßen. Natürlich, zu Fuß hatten die Zineda keine Chance, die Mine vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen, nicht einmal an diesem oder dem nächsten Tag. Es konnten also gar nicht alle Aufständischen zur Mine gelangen, sondern nur so viele, wie auf den zur Verfügung stehenden Wagen Platz hatten. Sicher würde dafür gesorgt werden, dass dies nur die Bestbewaffneten waren.
    Und das Schlimme war, Liktus Boi spürte tief in sich selbst den Wunsch aufkeimen, sich dieser kleinen Armee anzuschließen. Er versuchte, dagegen anzukämpfen, aber das Gefühl ließ sich nicht so leicht unterdrücken.
    Vielleicht komme ich im Turm wieder zu mir, dachte er.
    Das hohe Gebäude lag schon vor ihm. Er zog bereits den Schlüssel zur Tür aus einer Tasche seiner Kutte, als ihm zwei Gestalten auffielen, die wie zufällig vor dem Turm herumstanden.
    Als er sich instinktiv umdrehte, entdeckte er zwei weitere Zineda, die ihm folgten.
    Ansonsten war die Straße hier am Ortsrand leer, weil fast alle Zineda unterwegs zum Palast waren.
    Bar Tidous!, durchfuhr es ihn. Das sind seine Männer!
    Er blieb stehen. Auch seine Verfolger verharrten im Schritt. Die beiden vor ihm allerdings kamen jetzt auf ihn zu.
    „Was wollt ihr von mir?", rief er. „Was hat euch Bar Tidous befohlen?"
    „Wir sollen uns unterhalten", erhielt er zur Antwort. Der Sprecher der Gruppe grinste verschlagen. „Kannst du dir denken, worüber?"
    „Lasst mich in Ruhe!", sagte er. „Ich bin..."
    Weiter ließen sie ihn nicht kommen. Von vorn und von hinten griffen sie an. Liktus Boi schrie entsetzt auf und versuchte, zur Seite auszuweichen. Aber sie waren jünger, schneller und vor allem durchtrainierter als er. Der Gelehrte hatte keine Chance.
    Sie packten ihn. Zwei hielten ihn fest, und ein Dritter schlug brutal auf ihn ein. Liktus schrie vor Schmerzen. Als er sah, dass der Vierte ein langes Messer zog, wusste er, dass sie ihn töten sollten.
    „Dann stoß doch schon zu!", rief er. .„Oder seid ihr einfach zu feige, einen alten Mann umzubringen? Macht es euch Spaß, mich vorher noch zu quälen?"
    „Bitte", sagte der Bewaffnete. „Das kannst du haben!"
    Er gab dem Schläger ein Zeichen, und der Zineda trat zur Seite, um die Bahn frei zu machen für seinen Kumpan. Doch da geschah das Wunder.
    Aus dem Nichts heraus tauchten die beiden nächtlichen Besucher auf, Tess und Benjameen - die Menschen, wie sie sich nannten. Sie überraschten die Angreifer vollkommen. Aus ihren seltsamen Waffen fuhr ein fahler Strahl und erfasste die ersten beiden von Tidous' Männern.
    Sie brachen ohne einen Laut zusammen und blieben reglos am Boden liegen.
    Liktus Boi spürte, wie ihn die anderen zwei losließen. Sie wollten sich auf die Menschen stürzen, doch diese reagierten blitzschnell. Die Zineda brachen im Strahl ihrer Waffen ebenso zusammen wie ihre Komplizen.
    „Sind sie... tot?", fragte der Gelehrte.
    „Nein, nur gelähmt", bekam er zur Antwort. „Geht es dir gut?"
    „So leidlich. Die Burschen wissen, wo's wehtut. Aber kommt mit in den Turm. Ich habe euch einiges zu erzählen."
    „Wir dir auch, Liktus Boi."
    Benjameen wusste, dass sie die Mine nicht allein ausheben konnten, solange die Sklaven darin arbeiteten. Ursprünglich war das sein Plan gewesen, doch er war so nicht zu verwirklichen, ohne dass die E'Valenter die Zineda als Geiseln nahmen. Obwohl sie todgeweiht waren, lebten sie noch; und solange sie lebten, gab es noch Hoffnung, jedenfalls für die nicht so schlimmen Fälle.
    Was Liktus Boi zu berichten hatte, gab ebenfalls keinen großen Anlass zur Hoffnung. Die Prinzessin war nicht mehr umzustimmen. Ein ganzes Volk rüstete zum Krieg. Ein Teil dieser Bauernarmee, vielleicht fünfhundert Mann, würde am Abend die Mine erreichen und sich den E'Valentern entgegenwerfen. Sie würden sterben wie

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