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2106 - Der weiße Tod

Titel: 2106 - Der weiße Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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begraben sie nicht, sie werfen sie alle in diesen Schacht. Ich könnte wohl viele Meter tief graben, um auf seinen natürlichen Boden zu stoßen. Das ist brutal, Ben. Es ist menschenverachtend."
    „Wir haben es hier nicht mit Menschen zu tun, Tess", erinnerte er sie. „Und ich glaube, es wird Zeit, dass wir diesen Schacht und die Mine verlassen."
    „Und wie?", wollte sie wissen.
    „Durch den Paternosterschacht. Wir müssen nur die nächsten Gleise für die Loren finden, dann kommen wir automatisch hin."
    „Optimist", sagte Tess und folgte ihm in die Höhe. Die Gewebeproben befanden sich in einem kleinen Gefäß an ihrem Gürtel.
    Sie mussten eine halbe Stunde warten, bis wieder eine Lore in das Gewölbe mit dem Paternosteraufzug gezogen wurde. Als der Transportkorb beladen war, flogen sie inmitten der E'Valenter unsichtbar auf ihn zu und ließen sich darauf nieder.
    Der Aufzug ruckte an und zog sie mit dem Korb in die Höhe. So ging es einige hundert Meter weiter, und dann waren sie aus der Mine heraus. Zur Linken sahen sie die Baracke der E'Valenter, über sich die Kopfspindel des Lifts. Gerade noch rechtzeitig sprangen sie aus dem Korb, als auch schon mechanische Zangen nach ihm griffen.
    Tess und Benjameen landeten unsichtbar direkt neben einem E'Valenter, der den Backenkran bediente. Das Gerät nahm den gefüllten Korb, hievte ihn aus seiner Verankerung und drehte sich mit ihm um. Sofort stiegen Tess und Benjameen in die Höhe, um seinen weiteren Weg zu verfolgen.
    Wenn sie geglaubt hatten, das abgebaute Golderz würde in eine Fabrik gebracht oder etwa auf eine primitive Eisenbahn zum Weitertransport, sahen sie sich getäuscht. Stattdessen wurde es auf einer in einem schmalen Gebirgstal verborgenen, überdimensionalen Schale mit einem geschätztem Außendurchmesser von sechzig Metern entladen. Der Kran kehrte zurück.
    Die Schale war, nach Benjameens Schätzung, fünf Meter dick und fünfzehn Meter hoch.
    Somit blieb ein Innendurchmesser von fünfzig Metern, bei zehn Metern Schalentiefe in der Mitte. Bis zum Rand war die Schale mit Erzbrocken gefüllt, die stellenweise intensiv golden glitzerten. Die Goldkonzentration in dem Erz war also noch höher, als Benjameen und Tess bisher angenommen hatten.
    Der Arkonide und die Terranerin untersuchten die Schale mit ihren Anzugortern. Es gab keinerlei energetische Emissionen, keine Schutzvorrichtungen oder Ähnliches. An den Enden jedoch waren groß dimensionierte Halterungen zu erkennen.
    „Die Schale dürfte teurer sein als sämtliche anderen technischen Einrichtungen der Mine zusammen", funkte Benjameen. „Soweit ich es sehe, besteht sie aus einem hochkomplexen Metall, das in seiner Festigkeit durchaus unserem Ynkonit vergleichbar ist. Diese Schale scheint buchstäblich für die Ewigkeit gemacht zu sein."
    „Dann... sollte dies COLLECT 90.40.30 sein?", fragte Tess. „Jenes Objekt, von dem in den Gesprächen der E'Valenter die Rede war?"
    „Es könnte sein", antwortete Benjameen vorsichtig. „Wir werden es herausfinden, aber nicht jetzt. Lass uns diesen Ort verlassen und in die Stadt zurückkehren, zum Turm des Gelehrten."
    „Worauf wartest du?", fragte Tess. „Hoffentlich kommen wir nicht zu spät."
    Die Sonne stand mittlerweile schon hoch am Himmel. Sie brannte heiß. Tess und Benjameen merkten in ihren temperierten Raumanzügen nichts davon, solange sie die Helme geschlossen hielten.
     
    5.
     
    Der Zerotraum Liktus Boi war verzweifelt. Fast war es Mittag, und er hatte immer noch nichts erreicht. Er befand sich auf dem Weg zurück zu seinem Turm und sah überall in der Stadt Zineda, die mit Lautsprechern den Willen der Prinzessin verkündeten und die Bürger zu den Waffen riefen.
    Was er nicht für möglich gehalten hatte, geschah tatsächlich: Die Männer und Frauen jubelten den Sendboten zu und machten sich bereit für den Kampf. Liktus' Hoffnung, sie mögen sich verweigern, brach zusammen.
    Er hatte sich, nachdem Bar Tidous ihn quasi hinausgeworfen hatte, noch einmal in den Palast geschlichen, unter Lebensgefahr. Wie ein Dieb war er eingedrungen, nur damit ihn Tidous nicht wieder entdeckte und seine Mordabsicht wahr machte. Er hatte mit den Heilern gesprochen, ebenso mit den Prinzessinnentöchtern. Sie hatten ihm keine Hoffnung machen können. Sie hatten selbst Angst vor Scharanay, die bisher stets gütig und sanftmütig gewesen war.
    Aber das war vorbei. Mit Imm Zuliffer war auch ein Teil von ihr gestorben - und zwar der gute, positive

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