2109 - Tagebuch der SOL
sagen, als ich bei dir vorbeikam, aber ich bin nicht dazu gekommen - zum Glück, möchte ich sagen, denn der Alarm hätte diesen romantischen Moment kaputtgemacht."
Er schloss seine Arme fest um sie. „Und egal, was du nun vorhast, heute lasse ich dich nicht gehen. Ich will nicht mehr nur von dir träumen, ich will dich real spüren. Überlassen wir einfach mal den Hormonen die Führung und sehen, was dabei herauskommt."
Fee wehrte sich nicht gegen seinen KUSS, und sie wusste auch, dass sie diesmal nicht davonlaufen würde. Sie wollte Porto, in diesem Moment mehr denn je, und er verstand es sehr gut, sie zu überzeugen. Nach einem sehr kurzen Zögern gab sie ihrem Verlangen hemmungslos nach.
3.
Scherbenstadt Tag-Eins wurde jeden Tag größer. Mit den Dookies war ein wahrer Tauschhandel entstanden - sie erhielten fast alles, was die Mom'Serimer in den Trümmern fanden, und im Gegenzug halfen die Schatztaucher bei den weiteren Ausbauten und Aufräumarbeiten.
Shoy Carampo betrachtete „sein Werk" oft voller Stolz. Obwohl die Versorgung keineswegs gesichert war und alles provisorischer angelegt war als in ihrer Sektion, fühlte er sich hier doch mehr zu Hause. Vor allem gab es an diesem Ort keine Vorschriften verknöcherter alter Eunuchen, die verzweifelt versuchten, die Einheit zu bewahren.
Diese Bemühungen waren ohnehin bereits vergeblich. Obwohl Shoy Carampo die Wahl haushoch verloren hatte, nutzte Lord-Eunuch Stap Crumero seine Chance nicht aus. Trotz seines Wissens und des guten Auftritts nach Crom Harkanvolters Ableben entwickelte er sich nicht weiter. Er blieb der spröde, trockene Indoktrinato, der er stets gewesen war. Er erwartete, dass seinen Anweisungen fraglos Folge geleistet wurde, schaffte es aber nicht, seine Artgenossen dafür zu begeistern.
Weder besaß er Shoys jugendlichen Elan noch Croms Charisma und Diplomatie. Stap Crumero „hielt Ordnung", das war aber auch schon alles. Ansonsten überließ er sein Volk sich selbst, bot keine Anreize, keine sinnvollen Tätigkeiten.
Dermaßen allein gelassen, driftete das Zusammengehörigkeitsgefühl des Volkes weiter auseinander. Viele Mom'Serimer mittleren Alters waren bald hin- und hergerissen; einerseits fühlten sie sich der alten Heimat und den Erinnerungen daran verpflichtet, ebenso der Treue Stap Crumero gegenüber, andererseits wollten sie gern ein neues, sinnvolles Leben beginnen.
Einzig die Mehrheit der Alten hielt treu zu dem neuen Lord-Eunuchen; diese waren zu kaum einer Wandlung mehr fähig und versanken in der Vergangenheit. Sie blieben unter sich und diskutierten stundenlang über den Sinn oder Unsinn gewisser Gesetze oder Gegebenheiten, die in der NACHT relevant gewesen waren, an Bord der SOL jedoch absurd wirkten. Immer weniger Mom'Serimer sahen es ein, den Tag nach den Richtlinien der NACHT zu gestalten und so zu tun, als wäre alles wie, früher.
Stap Crumero hatte sich nur ein einziges Mal als Modernisierer präsentiert, als er den Raumbegräbnissen zustimmte. Aber dabei blieb es. Ehemalige Bewohner der NACHT setzten stattdessen 18 Millionen Jahre alte Diskussionen über die Verhältnisse in der NACHT fort und scherten sich kaum um die Gegenwart.
Und die Jugend ergriff nach und nach die Flucht nach Tag-Eins. Nicht alle wagten sogleich den letzten Schritt; die meisten pendelten zwischen Shoys Schutzhöhle und der Sektion hin und her. Sie waren nirgends mehr „zu Hause", da sie sich beiden Lagern verpflichtet fühlten.
Als daher eines Tages Shah Carampo mit ihren wenigen Habseligkeiten erschien, um für immer zu bleiben, wurde sie mit großen Jubel empfangen. Shoys Mutter war zwar als Traditionalistin bekannt gewesen, hatte jedoch in Nacht-Acht nie zu den „Zynikern der NACHT", sondern zu den neutralen Kräften gehört.
„Ich verstehe das Verhalten der Eunuchen und Indoktrinatos nicht", erklärte sie den Grund ihres Umzuges. „Sie trauern größtenteils der NACHT hinterher und behaupten, es sei ihre einzige und wahre Heimat gewesen, deren Erbe sie nicht vernachlässigen dürfen. Obwohl wir jetzt die Chance haben, endlich eine Heimat zu finden, die nicht nur vorübergehend sein wird! Das ist mir alles zu verwirrend, ich gestehe es ganz offen." Shah ergriff die Hand ihres Sohnes und hob sie hoch. „Was ich aber verstehe, ist eure Begeisterung für das hier, was ihr aus eigenen Händen schafft. Ihr richtet es euch so ein, wie es euch gefällt. Hier braucht ihr euch nicht als geduldete Gäste zu fühlen. Ich bin
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